Zagreb: Kunst neben Plattenbau

(c) MSU
  • Drucken

Nach jahrelangen Bauarbeiten eröffnet Anfang Dezember das neue Museum für zeitgenössische Kunst.

Junge Kunst in historischen Räumen – was früher Charme versprach, denkt man etwa an die Neue Galerie Graz oder das Wiener Museum moderner Kunst im Palais Liechtenstein, scheint mittlerweile endgültig überholt. Auch das Zagreber Museum für zeitgenössische Kunst folgt diesem Trend zum neutralen White Cube: Seit seiner (sehr frühen) Gründung 1954 auf überschaubaren 3500 Quadratmetern im Altstadtpalais Kulmer am Katharinenplatz untergebracht, eröffnet das MSU (Muzej Suvremene Umjetnosti) am 11.Dezember seinen Neubau.

Nicht mehr im historischen Zentrum der Stadt allerdings, sondern mitten zwischen Plattenbauten an einer Hauptverkehrsader im Stadtteil Neu-Zagreb. „Wir müssen die Leute mit unserem Programm einladen, bei uns den ganzen Tag zu verbringen“, versucht Direktorin Snje?ana Pintari?, das Positive dieser Lage zu sehen. Ihr Glücksgefühl muss überwiegen, schließlich wartet die 1998 bestellte Kunsthistorikerin seit nunmehr sieben Jahren auf die Fertigstellung des neuen Hauses. Immer wieder waren die Arbeiten aufgrund politischer Uneinigkeit unterbrochen worden – Geldgeber sind die linke Stadtregierung und das konservative Kulturministerium.

Jetzt scheint es tatsächlich geschafft – auf fast 15.000 Quadratmetern und drei Geschoßen des vom Zagreber Architekten Igor Franji? errichteten Neubaus kann das MSU erstmals in seiner Geschichte eine ständige Präsentation seiner 12.000 Werke reichen Sammlung internationaler und kroatischer Kunst nach 1950 aufstellen. „Sammlung in Bewegung“ heißt diese erste Ausstellung: „Wir wollen nicht Staub sammeln – sondern eine dynamische Institution sein“, will Pintari? damit betonen.

1500 Quadratmeter stehen extra für Sonderausstellungen zur Verfügung, im Programm für nächstes Jahr finden sich u.a. eine Retrospektive des kroatischen Künstlers Aleksandar Srnec, eine Einzelausstellung der jungen bosnischen Künstlerin Danica Dakic, die Gruppenausstellung „Ein Paar linker Schuhe – Reality Check in Osteuropa“ in Kooperation mit dem Kunstmuseum Bochum und Gilbert & George, die hier von Mai bis August ihren neuen Zyklus „Jack Freak Pictures“ zeigen.

www.msu.hr

„DIE PRESSE“-GESPRÄCH

Am 11.Dezember eröffnet das neue Museum für zeitgenössische Kunst Zagreb, das MSU (Muzej Suvremene Umjetnosti), seine Tore.

Heute, Mittwoch, um 19 Uhr spricht MSU-Direktorin Snje?ana Pintaric im Space04 des Kunsthauses Graz mit „Presse“-Kunstredakteurin Almuth Spiegler über die Sammlung und Ausrichtung des MSU, den Neubau und die kulturpolitischen Hintergründe. Eintritt frei.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.11.2009)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.