Tödliches "Spiel": US-Kinder würgen sich für den Kick

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Kinder und Jugendliche würgen sich bis zur Bewusstlosigkeit. Ein kurzer Kick, bei dem das Gefühl der Euphorie schnell vorbei geht. Die Zahl der Todesopfer steigt.

Das "Spiel" hat viele Namen: "Fainting Game", "Choking Game" oder "Space Monkey", die Praxis ist aber immer die gleiche: Die "Spieler" würgen sich und führen so eine kurze Ohnmacht herbei. Die Bezeichnung "Spiel" entstand, weil es vorwiegend von Kindern und Teenagern zur Unterhaltung oder Entspannung ausgeführt wird. Mindestens 82 Jugendliche sind seit 1995 bei oder an den Folgen des "Choking Game" gestorben, erklärt die amerikanische Gesundheitsbehörde.

Die Dunkelziffer dürfte allerdings weit höher liegen, da Selbst-Strangulationen als Selbstmorde eingestuft werden und somit aus der Statistik fallen. Um das kurze Hochgefühl zu erleben, gibt es zwei Methoden: Bei einer drücken sich die Jugendlichen entweder gegenseitig oder selbst die Halsschlagadern zu. Die Sauerstoffzufuhr zum Gehirn wird abgeschnitten, der Betroffene verliert für kurze Zeit das Bewusstsein. Der Effekt kann auch durch extremes Hyperventilieren herbeigeführt werden.

Hundeleine zum sich bewusstlos Würgen

Videos, die im Internet kursieren, zeigen Jugendliche, die sich selbst oder gegenseitig mit bloßen Händen, Hundeleinen oder Schals würgen, bis sie zusammenbrechen. Unter den Videos finden sich auch zahlreiche Warnungen: Aufrufe von jungen Menschen, deren Freunde an den Folgen des Spiels gestorben oder nun schwerbehindert sind.

Dass das Thema zwar polarisiert, jedoch nicht neu ist, zeigen zahlreiche Einträge in Internetforen. User tauschen Erinnerungen darüber aus, wie sie selbst vor Jahrzehnten das "Choking Game" gespielt haben. Ein anonymer Teilnehmer erzählt von seinen Erfahrungen, dass es um das geile Gefühl ging und das Zurückkehren aus der Bewusstlosigkeit. Nur einmal sei einer fast gestorben, aber eben nur fast. Für viele seiner Freunde kein Grund aufzuhören.

Gruppenzwang und sexuelle Befriedigung

Auch den Jugendlichen in Amerika geht es darum, "high" zu sein, wie auf Drogen. Eine Studie zum Thema Jugendgesundheit und Risikoverhalten in Williams County, Ohio, zeigt, dass elf Prozent der Zwölf- bis 18-Jährigen und 19 Prozent der 17- bis 18-Jährigen das "choking game" bereits ausprobiert haben. Warum das Spiel unter amerikanischen Jugendlichen so verbeitet ist, wurde bisher nicht erforscht. In Einzelberichten sprechen Experten jedoch von Gruppenzwang und Neugier, aber auch von sexueller Befriedigung.

Erst kürzlich veröffentlichte das Zentrum für Krankheitskontorlle und Prävention ein Gutachten, in dem unter anderem von Todesfällen berichtet wurde: Ein 13-jähriger Junge wurde zum Beispiel zusammengesackt und mit einem zugeschnürten Gürtel um den Hals von seiner Mutter gefunden. Seine Freunde erklärten im Nachhinein, dass sie das Würge-Spiel auch bei Partys gespielt haben. Unter männlichen Jugendlichen ist das Spiel verbreiteter, so die Statistiken. Bei 90 Prozent der Todesopfer handelt es sich um Buben.

(Red.)

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