Champions League: Die Freudentränen des Rod Stewart

Rod Stewart
Rod Stewart(c) AP (Lynne Cameron)
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Celtic Glasgow ist ausgerechnet rund um das 125-Jahr-Jubiläum das Kunststück gelungen, mit dem FC Barcelona die beste Mannschaft der Welt zu schlagen.

Glasgow/Wien/Ag./Red. Einen Tag nach seinem 125. Geburtstag hat Celtic Glasgow am Mittwoch mit dem 2:1-Überraschungserfolg gegen den FC Barcelona für eine Sternstunde der Schotten gesorgt. Sogar Edelfan und Popsänger Rod Stewart trieb es die Tränen in die Augen, Coach Neil Lennon war an einem „der größten Abende meiner Karriere“ überzeugt: „Die Spieler werden in die Geschichtsbücher eingehen.“

Im Moment des Triumphs der „Birthday Bhoys“ – der Spitzname des Teams – musste Stewart auf der Tribüne zum Taschentuch greifen und erlebte wohl ähnlich starke Emotionen wie Lennon, der von einer „monumentalen Leistung“ schwärmte. „Die Spieler haben die beste Mannschaft der Welt geschlagen“, erklärte der 41-jährige Nordire, der Teamwork und Disziplin als Schlüssel zum Erfolg sah.

Dickes Lob bekam natürlich auch der Torschütze zur zwischenzeitlichen 2:0-Führung. „Tito Vilanova (Barcelona-Trainer, Anm.) kann Cesc Fàbregas und David Villa von der Bank bringen. Ich habe Tony Watt auf den Platz geschickt, einen 18-jährigen Burschen, der um 50.000 Pfund von Airdrie gekommen ist“, sagte Lennon. „Jeder spricht von Taktik, aber im Fußball geht es um Spieler“, merkte der einstige Celtic-Aktive an. „Und heute sind sie Helden für mich.“

Watt selbst konnte sein Glück kaum fassen. „Das ist das speziellste Tor meines Lebens. Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder ein solch wichtiges Tor in meiner Karriere schießen werde“, sagte der Stürmer, der noch keine 20 Spiele für Celtic absolviert hat.

Der Sieg besitzt aber auch im Hinblick auf die Aufstiegschancen großen Wert. Denn der Vorsprung der zweitplatzierten Schotten auf Benfica beträgt nun drei Punkte, in den restlichen Partien in Lissabon und gegen Spartak hat man es also in der eigenen Hand. Lennon wollte darüber aber noch nicht sprechen: „Darum kümmern wir uns, wenn es so weit ist. Ich möchte, dass die Spieler den Moment genießen können.“

Barças Trainer Vilanova stand nicht an, Celtic zu gratulieren. Seine Kicker nahm er in Schutz. „Ich kann ihnen keinen Vorwurf machen“, meinte der 44-Jährige nach der zweiten Pflichtspielniederlage seiner Amtszeit, bei der man sich im Gegensatz zu vielen anderen Saisonpartien von einem Rückstand nicht mehr zurückkämpfen konnte – Messis Treffer in der 91.Minute kam zu spät.

Vilanova wies auch Kritik zurück, er solle körperlich stärkere Akteure in die Mannschaft einbauen – so hatte etwa der kleine Jordi Alba beim 0:1 durch Victor Wanyama nach einem Eckball keine Chance. „Ja, wir könnten größere Spieler verpflichten. Aber ich will auch auf der Bank Spaß haben. Das ist unser Spielstil“, gab Vilanova zu Protokoll.

Erstmals nach 17 Partien en suite mussten sich die Katalanen damit in einem Champions-League-Auswärtsspiel geschlagen geben. Zuletzt war man im Oktober 2006 bei Chelsea mit 0:1 unterlegen.

Messi gab sich gelassen: „Wir sind noch immer Erster und entspannt. Wir haben gut gespielt, haben uns Chancen erarbeitet, aber der Ball ging nicht ins Tor.“

Beeindruckend war auch die Leistung von Bayern München, Lille wurde vor allem in den ersten 35 Minuten regelrecht vorgeführt. Altmeister Claudio Pizarro erlebte eine weitere Frischzellenkur.

Champions League Gruppe E: Chelsea FC – Schachtar Donezk 3:2 (2:1), Juventus Turin – FC Nordsjälland 4:0 (3:0).

Gruppe F: Bayern München – OSC Lille 6:1 (5:0), Valencia CF – BATE Borisow 4:2 (2:0).

Gruppe G: Celtic Glasgow – FC Barcelona 2:1 (1:0), Benfica Lissabon – Spartak Moskau 2:0 (0:0).

Gruppe H: SC Braga – Manchester United 1:3 (0:0), CFR Cluj – Galatasaray Istanbul 1:3 (0:1).

Auf einen Blick

Celtic Glasgow lieferte die Überraschung, feierte gegen den FC Barcelona einen sensationellen 2:1-Sieg. Die Katalanen bestimmten wie immer klar das Geschehen, aber diesmal half auch all der Ballbesitz nichts. Messis
Anschlusstreffer kam zu spät.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.11.2012)

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