Paul Lendvai: Ein Patriot feiert seinen Achtziger

(c) APA (Helmut Fohringer)
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ORF-Legende Paul Lendvai ist Journalist, Österreicher und Sozialdemokrat. Aus Leidenschaft. Am Montag wird er 80 Jahre alt.

"Österreich kann nie genug Ex-Ungarn haben", urteilt Helmut A. Gansterer über Paul Lendvai, den großen österreichischen Publizisten. Und recht hat Gansterer. Wie „Presse“-Kollege Peter Martos zählt auch Lendvai zu jenen journalistischen Weggefährten, die sich in ihrem Österreich-Patriotismus von „unsereins“ nicht übertreffen lassen. Der verstorbene Stefan Vajda gehörte ebenso dazu wie György Sebestyén und Ludwig Marton. Purer Zufall, dass sie alle in der „Presse“ publizierten?

Als Sohn jüdischer Eltern wurde er mit seinem Vater 1944 verschleppt. Dank eines Schweizer Schutzpasses überlebten sie in Budapest. Nach dem Krieg und einem anschließenden Jusstudium begann er als Journalist bei sozialdemokratischen Zeitungen zu schreiben. Von den Kommunisten verhaftet, erhielt er Berufsverbot.

1956 bot sich Lendvai und Tausenden seiner Landsleute die Chance: Er floh nach Wien, Hugo Portisch wurde ein enger Freund. „Die Presse“ und die „Neue Zürcher Zeitung“ boten ihm eine neue berufliche Heimstatt. Seit 1959 ist er österreichischer Staatsbürger. Mehr als das, denn er weiß diesen Pass zu schätzen. Von 1960 bis 1987 war er Korrespondent für die Londoner „Financial Times“ in Wien, seine Zeitschrift „Europäische Rundschau“ setzt Standards. Der frühere Leiter der ORF-Osteuropa-Redaktion und Intendant von „Radio Österreich International“ ist überzeugter Sozialdemokrat. Aber er scheute auch nicht Konflikte mit der SPÖ. So enthüllte er die Neonazi-Verstrickungen des späteren Innenministers Otto Rösch. Und er verteidigte sein Land, unser Land, während der Waldheim-Affäre und Schüssels schwarz-blauer Koalition vor ungerechtfertigten und überzogenen Anschuldigungen.

Am Montag feiert Paul Lendvai den Achtziger. Gratulation. hws

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.08.2009)

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