Zwei "Bio-"Betrüger verurteilt

EPA (Karl-Josef Hildenbrand)
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Ein Getreidehändler und ein Angestellter wurden schuldig gesprochen. Sie hatten 14.000 Tonnen konventionell produziertes Getreide als Bioware verkauft. Der Schaden beträgt 1,2 Millionen Euro.

Des schweren Betruges sind am Landesgericht Krems am Donnerstag ein Waldviertler Getreidehändler (35) und der leitende Angestellte (47) einer Vertriebsfirma schuldig gesprochen worden. Sie wurden zu drei Jahren Freiheitsstrafe, davon zwei bedingt, verurteilt. Der dritte Angeklagte (37) - er war Geschäftsführer jener Firma - wurde im Zweifel freigesprochen.

Die Entscheidung des Schöffensenates ist nicht rechtskräftig. Die Verurteilten nahmen Bedenkzeit, Staatsanwalt Franz Hütter meldete Berufung (hinsichtlich der Strafhöhe) an und gab zum Freispruch keine Erklärung ab.

1,2 Millionen Schaden

Den Männern war vorgeworfen worden, im Zusammenwirken in den Jahren 2000 und 2001 insgesamt knapp 14.000 Tonnen konventionell produziertes Getreide als - teurere - Bioware deklariert und abgesetzt zu haben. Aus der Preisdifferenz wurde ein Schaden in Höhe von 1,2 Mio. Euro errechnet. Aus Sicht des Gerichtes wurden die Abnehmer, vor allem die "kleinen" Biobauern, aber auch Firmen wie u.a. Raiffeisen Salzburg getäuscht, die explizit Biogetreide bestellt hatten.

Der Fall war in den vergangenen Jahren nicht der einzige in der Lebensmittelbranche, erinnerte Richterin Andrea Hüttl. Diese Geschäfte mit vermeintlicher Bioware hätten dem Lebensmittelmarkt "wahnsinnig" geschadet, auch wenn sich der Imageschaden nicht bewerten lasse.

Den Freispruch begründete die Richterin damit, dass dem freigesprochenen Angeklagten nicht nachzuweisen war, dass er von den Vorgängen gewusst habe. Mildernd für den Erstangeklagten wirkte sich dessen Tatsachengeständnis aus. Das Gericht sei überzeugt davon, dass der Getreidehändler die Geschäfte nicht ohne den zuständigen Angestellten bei der - im Mehrheitseigentum von Bio Ernte Austria (vormals Bundes-Ernteverband) stehenden - Firma hätte tätigen können.

Konsequenz: Neues Kontrollsystem

Das umfangreiche Verfahren hatte im Jänner begonnen. Bekannt geworden war die Causa im Oktober 2003. Der größte heimische Bio-Bauernverband Bio Ernte Austria hatte damals vom Verdacht auf "schwere Unregelmäßigkeiten" berichtet. Als Konsequenz aus dem Fall wurde - neben der Weiterentwicklung des Bio-Qualitätssicherungssystems - ein neues EDV-Warenflusskontrollsystem ("Bio Stock Manager") in ganz Österreich eingeführt.

(APA)

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