Gehälter: Arm und Reich unter Akademikern

Gehaelter Reich unter Akademikern
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Laut OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2011“ gehören die heimischen Hochschulabsolventen weltweit zu den Topverdienern. Doch der Unterschied zwischen den einzelnen Fächern ist groß.

Wien. Das Ergebnis war ein kleiner Lichtblick zwischen zahlreichen schlechten Ranking-Nachrichten. Als die OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2011“ herausgegeben wurde, lieferte sie nicht nur wieder Zeugnis über den Leistungsverfall des heimischen Bildungssystems ab, sondern ließ auch mit einer Zahl aufhorchen, die angesichts der vielen Kritik an den Unis überraschte: Österreich zählt zu jenen Ländern mit dem weltweit höchsten Lebensstandard für Akademiker.

In kaum einem Land verdient ein Hochschulabsolvent so viel wie hier. Rund 31.505 Euro stehen einem Österreicher (kaufkraftbereinigt) netto im Jahr zur Verfügung. Besser geht es nur den Luxemburgern (41.287 Euro) und US-Akademikern mit 37.766 Euro im Jahr. Im Vergleich: Der OECD-Durchschnitt liegt gerade einmal bei 23.238 Euro.

Und trotzdem zweifeln Experten an der Vergleichbarkeit der Zahlen. „Solche Studien sind schwierig zu bewerten, da unterschiedliche Bildungssysteme verglichen werden“, sagt Armand Kaáli-Nagy, der selbst Autor einer Studie über Einstiegsgehälter von Akademikern ist. Denn während in Österreich etwa der Titel „Ingenieur“ nicht als akademischer Grad geführt wird, wäre dieser in den USA bereits dem Bachelor zuzurechnen. Auch Krankenpfleger oder Kindergärtner sind in manchen Ländern akademisch – und drücken das Durchschnittsgehalt. Den guten Verdienst von heimischen Hochschulabsolventen erklärt sich Heike Schreiner, Geschäftsführerin des Karriere-Centers der Wiener Wirschaftsuni (WU), auch mit der Firmenstruktur: „Wir sind ein Land von Klein- und Mittelbetrieben. Bei uns sitzen fast ausschließlich gut ausgebildete Leute in Führungspositionen“, erklärt sie. Folglich würden diese auch besser verdienen.

(c) DiePresse

Fachrichtung entscheidet über Gehalt

Grundsätzlich halten die Experten die finanzielle Situation heimischer Hochschulabsolventen für durchwachsen. Laut einer Studie des Wissenschaftsministeriums verdient ein Akademiker im Schnitt in den ersten Jahren seiner Karriere 2856 Euro brutto im Monat. Wobei das Einkommen von Medizinern mit 3396 Euro deutlich höher liegt als etwa das von Kunstuni-Absolventen (1797 Euro).

Bei den Berufseinsteigern sind seit Jahren die Techniker nicht nur meistgesucht, sondern auch bestbezahlt. Sie können derzeit zwischen 2500 und 2700 Euro brutto im Monat verlangen. Ihnen folgen Absolventen der Wirtschafts- oder der Rechtswissenschaften, die mit 2300 bis 2500 Euro in den Beruf einsteigen. Doch bei Absolventen anderer Studienrichtungen sieht es schon viel düsterer aus. Aus dem Karriere-Center der Uni Wien heißt es, dass Studenten der Publizistik oder Psychologie mit gerade einmal 1600 bis 1800 Euro ins Berufsleben einsteigen. Nischenstudien wie Ethnologie wären noch schlechter bezahlt, „weil es dafür nicht einmal einen Stellenmarkt gibt“.

Die Milchmädchenrechnung ist immer die gleiche: Bei zu vielen Absolventen einer Studienrichtung sinkt das Einstiegsgehalt, gibt es zu wenige, steigt es. Dabei haben Fachhochschulabgänger gegenüber ihren Unikollegen das Nachsehen. Der Grund: Als die Fachhochschulen gegründet wurden, „wussten die Arbeitgeber nicht, ob es sich nicht nur um besser ausgebildete Maturanten handelt“, so Kaáli-Nagy. Daher habe sich eine eigene Gehaltsbandbreite entwickelt, die etwas niedriger ist.

Branchenübergreifend gibt es aber noch einen anderen Verlierer: Frauen. Laut OECD-Studie haben diese ein um 25 Prozent niedrigeres Jahreseinkommen als Männer. Das bestätigt auch die Studie des Ministeriums: Demnach ist das Einkommen von Frauen um 22 Prozent geringer als das der Männer. Aber auch hier scheiden sich die Geister. Während Kaáli-Nagy den Hauptgrund dafür darin sieht, dass Frauen und Männer oft in unterschiedlichen Branchen tätig sind, in denen unterschiedliche Löhne bezahlt werden, sieht Schreiner eine tatsächliche Benachteiligung von Frauen. Die Offenlegung der Gehälter könnte helfen, diese Ungerechtigkeit zu beenden, hofft Schreiner.

Auf einen Blick

Der internationale Vergleich zeigt, dass Akademiker in kaum einem anderen Land so hohe Gehälter bekommen wie in Österreich. Während der OECD-Durchschnitt bei 23.238 Euro im Jahr liegt, verdienen österreichische Akademiker 31.505 Euro jährlich. Noch mehr verdienen Hochschul-Absolventen nur in Luxemburg (41.287 Euro) und den Vereinigten Staaten mit 37.766 Euro im Jahr. Im Nachbarland Deutschland liegt das durchschnittliche Akademiker-Einkommen bei 25.270 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2011)

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