Adoptionsamt am Rosenball

(c) APA (Hans Klaus Techt)
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Der Rosenball feiert fast ein Jubiläum und gibt sich sozialkritisch. Hannah Neunteufel und Holger Thor eröffnen ein „irres Amt für Adoptionen“.

Weil sie im realen Leben verboten ist, will man sie in einer Nacht für alle (und alles) öffnen: die Adoption bei gleichgeschlechtlichen Paaren. Ein Adoptionsamt wird also am 11.Februar im Palais Auersperg Einzug halten. Weil dort an diesem Abend der „schrägste Ball der Ballsaison“ stattfindet, darf man sicher sein: Das Thema wird mit gewohnter Ironie präsentiert werden.

Die Idee zu dem „irren Adoptionsamt“, das „natürlich stark überzeichnet“ wird – etwa mit entsprechend unmöglichen Amtszeiten von 23.20 bis 1.17Uhr und einem verstaubten Amtsbüro, das Erinnerungen an die Comedyserie „MA2412“ wecken wird – hatten Hannah Neunteufel und das Organisationsteam rund um den Rosenball, der heuer sein Jubiläum begeht, denn nächstes Jahr wird der 20er gefeiert. Das Amt für allerlei Adoptionen, bei dem zwei Beamte, einer davon FM4-Moderator Hermes, immer wieder „Dienst“ schieben werden, solle auf die auch nach der Einführung der eingetragenen Partnerschaft per Gesetz mit 1.Jänner 2010 vorhandene Ungleichbehandlung von schwulen und lesbischen Paaren hinweisen und stehe stellvertretend für eine Reihe von Themen, die in diesem Zusammenhang „ein Wahnsinn“ seien, sagt Neunteufel, die den Ball seit drei Jahren gemeinsam mit Holger Thor (alias Miss Candy), dem Gründer des früher im U4 beheimateten Ballspektakels, managt.

Das Thema Adoption könne man eben gut auf einem Ball thematisieren. Einem Ball, der lange als der Schwulenball schlechthin gegolten hat, aber ähnlich wie der Life Ball längst auch von Heterosexuellen gestürmt wird.
Apropos stürmen: im Vorjahr war der Gästeandrang so groß, dass für ein paar Stunden niemand eingelassen werden konnte. Deshalb wurden heuer weniger Karten vergeben und die Kartenpolitik bei Sponsoren geändert. „Sponsoren kriegen nicht mehr 30Karten, sondern vier“, sagt Neunteufel.

Dass zeitgleich ein paar Straßen weiter der Opernball stattfindet, wird heute nicht mehr thematisiert. Nur in den Anfangsjahren betonten die Veranstalter, sie wollten Gegenpol zum „steifen, konservativen“ Staatsball sein, und waren stolz auf die ohnehin eher überschaubare „Wanderung der Pinguine“, also jener Opernballgäste im Frack, die nachts noch zum Rosenball kamen.

Der Opernball ist passé, heuer gibt man sich sozialkritisch. Das Partnerschaftsgesetz für gleichgeschlechtliche Paare sei „eigentlich ein Rückschritt im Fortschritt“, sagt Neunteufel. Obwohl das so – zumindest was die Adoption betrifft – nicht ganz stimmt. Von Rückschritt kann eigentlich nicht die Rede sein, weil die Adoption bei homosexuellen Paaren auch bisher nicht erlaubt war, sagt Christian Högl, Obmann der Homosexuelleninitiative (Hosi). Generell stelle sich in der Praxis so und so mehr die Frage, ob der andere Elternteil eines Kindes einer Adoption durch den gleichgeschlechtlichen neuen Partner zustimmt. Vor allem Väter würden so gut wie nie einer Adoption ihrer Kinder durch die neue Freundin ihrer Exfrau zustimmen.

Als jedenfalls gleichheitswidrig sieht Högl hingegen die Tatsache, dass Kinder des einen Elternteils durch die eingetragene Partnerschaft nicht als Stiefkinder des anderen anerkannt werden. Bei gleichgeschlechtlichen Paaren passiert das durch die Ehe automatisch. „Das muss erst ausjudiziert werden“, sagt Högl.

Anders auf dem Rosenball. Dort wird man in knapp zwei Wochen auch „Stiefkinder“ adoptieren können, das sind spezielle Zimmerpflanzen oder Teddybären, oder den Begleiter, mit dem man den Ball besucht. Danach bekommt jeder einen Button: „Ich bin frisch adoptiert.“

Das alles erinnert sehr an die frühere „Wedding Chapel“ beim Life Ball, eine improvisierte Hochzeitskanzel, vor der sich homo- wie heterosexuelle Paare „trauen“ lassen konnten. Kurzum, die Gäste erwartet, wie Hannah Neunteufel verspricht: „Viel Klamauk rund um das Thema“.

AUF EINEN BLICk

Der 19. Rosenball findet am 11. Februar (zeitgleich mit dem Opernball) statt. Einlass: 22 Uhr. Karten um 35€ sind an allen Ö-Ticket-Verkaufsstellen erhältlich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2010)

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