Alles so überschätzt

Sein berühmtester Satz ist "Bjuutie!": Robert Palfrader aus dem Team von "Echt Fett" hat sich im neuen ORF-Programm zwei Shows gesichert. Ein Gespräch über die Macht von Hühnern und den Sinn von Interviews.

Vielleicht kennt man den Namen Palfrader nicht. Vielleicht kennt man auch das Gesicht von Robert Palfrader nicht so gut. Aber eins, das kennt man mit Sicherheit. Seinen berühmtesten Satz im Fernsehen: „Bjuuutie!“ Robert Palfrader gehört zur Mannschaft der ORF-Brachial-Comedy „Echt Fett“ und spielte lange den Jockey, der überall seine Stute sucht. Was man vielleicht auch nicht weiß: Im Rabenhof spielt Palfrader Theater. Und was man ganz sicher nicht weiß: Robert Palfrader ist nicht das bekannteste Mitglied seiner riesigen Südtiroler Familie. Das  wäre dann nämlich der Heilige Freinademetz. Im neuen ORF-Programm kriegt er nun eine eigene Show, in „Wir sind Kaiser“ spielt er Robert Heinrich I. und empfängt etwa Reinhold Lopatka zur Audienz. Außerdem spielt er in der wohl originellsten Idee des neuen ORF: Die „Liebe Familie“ wird wiederbelebt. Und was einst Stegreif hieß, nennt sich heute Impro-Comedy.

Fast hätte Palfraders Karriere als Außenmoderator für eine Show mit Lizzy Engstler begonnen. Das ist ihm dann doch erspart geblieben. So wurde er in dem Café in der Josefstadt, das ihm damals gehörte, von einer deutschen Produktionsfirma entdeckt. Da arbeitete er etwa für „Nur die Liebe zählt“. Dass er für die „Harald Schmidt Show“ Gags geschrieben hat, ist aber eine Legende. Als er für die ORF-Show „Champion“ Kandidaten suchte, hat er seine alten Café-Stammgäste zusammengetrommelt. Und darunter war auch David Schalko. So kam es zur Zusammenarbeit bei der Comedy „Zap“ auf Wien 1. Auch schon wieder acht Jahre her. Bevor das Interview losgeht, muss das Handy abgewürgt werden: „Bitte, Michael Niavarani ruft mich an. So ein wichtiger Künstler bin ich schon ...“

Sie waren irgendwie immer ein subversives Element in einem Ensemble. Jetzt stehen Sie vor dem Durchbruch. Eigentlich schade ...

Ich hoffe, ich bin noch immer subversiv. Die neue Show „Wir sind Kaiser“ zeichnen wir in den Prunkräumen der Industriellenvereinigung auf. In den Drehpausen ist es mir ein Vergnügen, durch die Gänge zu gehen und in voller Uniform den Mitarbeitern der Industriellenvereinigung „Freundschaft“ entgegenzuschmettern. Soviel zum Subversivsein.

Da kommen also prominente Gäste zur Audienz?

Ja, in der ersten Folge kommt Sportstaatssekretär Lopatka. Als Erstes hab ich ihn gefragt: „Unter uns, haben S‘ was trunken?“ Jemanden wie den Lopatka sowas zu fragen, das ist schon befriedigend.

Und dann noch eine Rolle in der „Lieben Familie – Next Generation“. Muss man bei so viel Engagements zu einem ORF-Humor-Netzwerk gehören?

Das weiß ich nicht. Vielleicht hätte ich einen besseren Sendeplatz, wenn ich das wüsste. Aber es ist schon so: Wenn wir nicht untereinander kooperieren und versuchen, unsere Projekte auf Schiene zu bringen, dann passiert nichts. Man rennt ja auch oft damit an. Nur weil man einmal Erfolg hatte, impliziert das gar nichts. Ich muss um mein Leiberl rennen, es ist nicht so, dass für mich der Kas gegessen wäre. Wenn mir nichts einfällt, dann war‘s das. Letztes Jahr hab ich zum Beispiel von Jänner bis April fast nichts gehabt. Nicht gut. Gar nicht gut. Ich hab eine Familie zu ernähren.

Comedy-Sendungen scheinen aber jetzt im ORF einen ganz guten Stand zu haben – man denke nur an den Erfolg von Dorfers Donnerstalk oder Echt fett. Es starten auch einige neue Formate. Wie kam es zu der Entwicklung?

Das liegt vor allem an den Sendungsverantwortlichen Peter Wustinger und Sandra Winkler. Die wissen, wie man uns behandelt, was normalerweise nur sehr guten Nervenärzten vorbehalten ist. Die Sandra Winkler hat für „Echt fett“ wie eine Löwin gekämpft. Da gab es Leute, denen hat es, glaub ich, die Zehennägel aufgerollt.

Und haben Sie mit dem nachhaltigen Erfolg etwa von „Bjuuutie!“ gerechnet?

Nein. Mir schreien‘s heute noch 10-mal am Tag Bjuuutie nach. Und ich wink noch immer freundlich. Weil ich weiß, davon leb ich. Ich geb auch Autogramme. Autogrammschreiben gehört für mich zu den komischsten Sachen überhaupt. Die Unterschrift auf einem Zettel von einem Menschen, der nichts anderes macht als blödeln. Früher hab ich auf die Autogramme noch draufgeschrieben: „Weniger fernsehen, mehr Bücher lesen“. Und wenn einer 17 Jahre alt war, hab ich geschrieben: „z. B. ,Wie Barney es sieht‘ von Mordecai Richler“. Weil: Das ist alles überschätzt. Das ist nur Fernsehen, was wir machen, keine Gehirnoperation. Sie verschwenden ihre Zeit mit mir ... Sicher, man kriegt auch verächtliche Blicke. Wenn ich mir zu Herzen nehmen würde, was in Onlineforen über mich zu lesen ist, müsste ich den Strick nehmen.

Wird „Echt fett“ noch fortgesetzt?

Ich mag nicht mehr. Ich kann nicht mehr. Zur zweiten Staffel haben sie mich noch überredet, zur dritten Staffel haben sie mich mit Geld überredet und zur vierten haben sie mich gezwungen. Das könnte ein Sprungbrett werden für junge Humoristen. Es gab da schon wunderbare Szenen. Ich schwör Ihnen, wenn man in einem Hühnerkostüm auf der Kärntner Straße steht und fünf Minuten die Hand eines Wildfremden hält, wissen Sie, wie mächtig man sich da fühlt?

Gab‘s auch aggressive Reaktionen? Wurden die „Opfer“ der versteckten Kamera tätlich?

Angedroht haben‘s mir schon ein paar. Mir ist auch einmal ein Rucksack über den Kopf gezogen worden. Aber wenn sie mir in die Augen schauen, dann wissen sie, es wird keinen Kampf geben – weil ich davonlaufen werde.

Bezeichnen Sie sich als Comedian?

Nein. Diese vielen Bezeichnungen find ich zunehmend seltsamer. Es gibt ja die Klasse Alleinunterhalter – unter dem steht nur mehr der Typ, der im Beisl am Stammtisch einen Witz erzählt. Wenn der dann noch eine Bontempi-Orgel hat, dann ist er ein sehr guter Alleinunterhalter. Dann gibt‘s noch den Humoristen, dann den Komödianten, dann kommt schon der Kabarettist, über dem Kabarettist ist dann der Satiriker und über dem Satiriker – aber da muss man sehr gescheit sein – dann ist man Fredi Dorfer. Und der Fredi verrät mir nicht, wie das geht. Ich versteh mich nicht als Künstler, sondern als Unterhaltungshandwerker.

Im Rabenhof spielen Sie ja auch noch Theater – „Galanacht“ von Werner Schneyder ...

Da wasche ich meine Seele vom Fernsehdreck rein. Und ich fühle mich geehrt, mit Werner Schneyder zu spielen.

Der ist aus der Klasse Satiriker, oder?

Ja, der ist Satiriker. Und das ist auch noch für einen guten Zweck. Schauen Sie sich den Rabenhof an. Wäre gescheiter, man macht dort Kellerabteile für Fahrräder und Kinderwägen, hab ich dem Direktor letztens gesagt.

Hat er gedacht, es war ironisch gemeint?

Das ist mein Trick. Ich bin in dieser wunderbaren Position, dass ich Dinge sagen kann und die Leute missinterpretieren das als Scherz. Das hab ich schon gemacht, als ich noch mein Café hatte. Da hab ich zu manchen gesagt: „Tut mir leid, dir muss ich leider zehn Prozent Arschlochaufschlag berechnen.“ Die haben sich köstlich amüsiert und wirklich zehn Prozent mehr gezahlt. Und Trinkgeld hab ich auch noch gekriegt.

Tipp

Die liebe Familie – NG ab 12.4., donnerstags ORF1
Wir sind Kaiser ab 3.5., donnerstags ORF1
Galanacht Rabenhof, 12., 13., 19., 20.4.
www.rabenhof.at

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