Finnland: Premier macht Apple für "AAA"-Verlust verantwortlich

Finland's Prime Minister Alexander Stubb Interview Following Rating Downgrade By Standard & Poor's
Finland's Prime Minister Alexander Stubb Interview Following Rating Downgrade By Standard & Poor'sBloomberg
  • Drucken

Da waren's nur noch zwei: Nach der Herabstufung von Finnland bewertet die Ratingagentur S&P nur noch die Euro-Länder Deutschland und Luxemburg mit der Bestnote.

Pointiert kommentierte Premier Alexander Stubb die Herabstufung der Kreditwürdigkeit Finnlands durch die Ratingagentur S&P: "Man könnte sagen, das iPhone hat Nokia vernichtet – und das iPad die finnische Papierindustrie", sagte Stubb im Gespräch mit dem Fernsehsender "CNBC". Die früheren Zugpferde - der Technologiebereich mit dem Apple-Konkurrenten Nokia an der Spitze, sowie die Papierindustrie – schwächeln. Nun, so Stubb, müsse sich sein Land neu erfinden. Der Premier stimmt die Bevölkerung auf Sparmaßnahmen ein.

Noch vor wenigen Jahren galt Finnland als Modell für eine umsichtige Haushaltspolitik. Heute verliert das Land gegenüber den anderen skandinavischen Ländern immer mehr an Boden. Das Bruttoinlandsprodukt ist etwa um sechs Prozent niedriger als im Jahr 2008. Am 10. Oktober dann der nächste Schock: Die Ratingagentur Standard & Poor’s senkte die Kreditwürdigkeit für finnische Staatsanleihen von "AAA‘" auf "‘AA+". Damit ist es auf dem gleichen Stand wie Österreich, das gemeinsam mit Frankreich schon Anfang 2012 herabgestuft wurde.

Alternde Bevölkerung als Problem

Zur Begründung verwies die Ratingagentur auf eine zu erwartende längere Zeit der Stagnation und die alternde Bevölkerung, was die Bemühungen zu einem Haushaltsausgleich und einem Abbau der Staatsverschuldung erschweren. „Es bleibt unsicher, ob andere Sektoren beständig den Output-Verlust bei Finnlands Holz- und Papierindustrie und seiner Elektronikindustrie wettmachen können’’, schreibt S&P.

Nach Finnlands "AAA"-Verlust bewertet S&P mit Deutschland und Luxemburg nur noch zwei Euro-Länder mit der Bestnote. der Die Kreditwürdigkeit der nordischen Nachbarn Schweden, Norwegen und Dänemark – alles keine Euro-Länder - immer noch als erstklassig.

Überdurchschnittlicher Lohnzuwachs

Laut S&P haben ein überdurchschnittlicher Lohnzuwachs und eine unterdurchschnittliche Produktivität die wirtschaftlichen Probleme des Landes verstärkt. Stubb will in den kommenden sechs Monaten das Sozial-, Renten- und Kommunalsystem umkrempeln. Danach soll in zwei bis vier Jahren eine längerfristige Überlebensstrategie folgen, wie der 46-Jährige in einem Interview erläuterte. "Aus meiner Sicht geht es bei diesem Spiel ums Überleben’", sagte Stubb. "Es geht darum, unser Wohlfahrtssystem zu erhalten, nicht darum, es abzuspecken. Es hängt davon ab, wie wir es finanzieren und wie wir es umstrukturieren.’"

"Die Faktoren, die primär die finnische Kreditwürdigkeit beeinflusst haben, sind exogen: das sind der Zustand der europäischen Volkswirtschaft, die globale Erholung und Russland’", meint Valtteri Ahti, Stratege bei Evli Bank Oyj in Helsinki. Außerdem erschwere die Regierungskonstellation Reformen.

Kein wirtschaftspolitisches Ziel erreicht

Die Koalitionsregierung Finnlands, zu der sich 2011 sechs Parteien zusammenschlossen, schrumpfte im September auf nur noch vier Parteien und hat bislang keines ihrer zentralen wirtschaftspolitischen Ziele erreicht.

>>> Artikel auc CNBC.com

(Red./Bloomberg)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

GERMANY RATINGS EFSF DOWNGRADE
International

"Negativ": Ratingagentur S&P senkt Ausblick für Frankreich

Die Kreditwürdigkeit Frankreichs wird weiterhin mit "AA/A-1+" bewertet. Zudem hat S&P Finnland das Spitzenrating "AAA" entzogen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.