Die Mariahilfer Straße als mediale Kampfzone

BV Thomas Blimlinger, ´Presse´-Redakteur Erich Kocina und Moderatorin Rosa Winkler-Hermaden
BV Thomas Blimlinger, ´Presse´-Redakteur Erich Kocina und Moderatorin Rosa Winkler-HermadenChristopher Ohmeyer / @stoffelix
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Journalisten, die selbst im sechsten und siebenten Bezirk wohnen, diskutierten über die Schlagzeile vor der Haustüre.

Wien. Warum füllt die Mariahilfer Straße Zeitungsseiten? Nach welchen Kriterien läuft die Berichterstattung? Und welche Rolle spielen Online-Postings dabei?

Donnerstagabend trafen sich Journalisten, die als Anrainer selbst betroffen sind, zu einer Runde Selbstreflexion. Auf Einladung des grünen Bezirksvorstehers im Siebenten, Thomas Blimlinger, suchte man bei einer Podiumsdebatte nach Antworten – mit dabei: Erich Kocina („Die Presse“), Barbara Tóth („Falter“) und Kolumnist Thomas Rottenberg. Die Moderation übernahm Rosa Winkler-Hermaden („Standard“). Der Hype in der Medienberichterstattung, fand Kocina, lasse sich leicht erklären: „Im Unterschied zu den Hypo-Milliarden ist die Mariahilfer Straße etwas, das man sehr konkret erfahren kann.“ Sprich: Jeder (Wiener) sei vermutlich schon einmal dort gewesen, jeder habe eine Meinung – das ergebe in Summe Rede- bzw. Lesebedarf.

Ist das so? Sind alle aufregt? Barbara Tóth sieht das Ausmaß der Erregung kritisch. Sie vermutet, dass sich Medien von Online-Postings zu sehr treiben lassen: „Wenn Pressure-Gruppen viel posten, glauben wir gleich, dass die Volksseele kocht. Auch Qualitätsmedien lassen sich verführen.“ Diskutiert wurde auch über den Ton der Berichterstattung. Barbara Tóth und Thomas Rottenberg fiel dabei vor allem die Konzentration der Medien auf die grüne Verkehrsstadträtin und Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou auf. Die Kritik an ihrer Person habe vor allem im Boulevard mitunter frauenfeindliche Züge gehabt, sagt Tóth. Wäre der Ton denn anders gewesen, hätte etwa der frühere SPÖ-Verkehrsstadtrat Rudi Schicker so ein Projekt geleitet? Ja, glaubt Tóth.

Rottenberg hingegen sah das Problem mit dem Boulevard eher anderswo: Dieser müsse eben stets verknappen, und daher sei kein Platz, um die Schwierigkeiten des Verkehrsprojekts differenziert zu analysieren. Würden die Grünen anderes erwarten, seien sie keine Politikprofis. Und dass die Grünen ihre Kommunikation zur Mariahilfer Straße „versemmelt“ hätten, daran seien sie selbst schuld.

Dass es tatsächlich nicht leicht ist, die Mariahilfer Straße zu verstehen, gab Kocina zu bedenken: „Die Begegnungszone war als Konzept und in der Größe neu, dazu kamen die vielen Bodenmarkierungen.“ Nicht ganz ernst gemeinter Zusatz: „Die Grünen hätten vielleicht eine ,Helmi‘-Folge dort drehen sollen, damit die Leute es kapieren.“ (uw)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.02.2014)

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