"Knigge" für arabische Gäste im Pinzgau

Archivbild:  Arabische Touristinnen mit Kopftuch in Zell am See
Archivbild: Arabische Touristinnen mit Kopftuch in Zell am SeeAPA/JOHANNES BRUCKENBERGER
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Eine Informationsbroschüre soll das Zusammenleben arabischer Touristen mit der Bevölkerung in der Urlaubsregion Zell am See-Kaprun verbessern.

Arabische Touristen erhalten jetzt bei ihrer Ankunft in der Urlaubsregion Zell am See-Kaprun (Pinzgau) eine Art "Knigge". In dieser Informationsbroschüre werden sie über das "richtige" Verhalten im Salzburger Kulturraum aufgeklärt, zum Beispiel dass der Müll in Abfalleimer entsorgt werden muss, dass Kochen in Hotelzimmern nicht erwünscht ist und auch Kinder im Auto anzuschnallen sind.

Dieser neue, achtseitige Kulturführer mit dem Titel "Where Cultures Meet", der den arabischen Gästen seit Anfang Mai in die Hand gedrückt wird, gilt als Orientierungshilfe im Salzburger Kulturraum und soll das Zusammenleben mit der Bevölkerung verbessern. Denn seit dem Ansturm von Touristen aus arabischen Ländern auf diese Salzburger Urlaubsregion kommt es immer wieder zu Unmutsäußerungen seitens der Bevölkerung und der Gastronomie wegen der für Einheimische ungewöhnlichen Gepflogenheiten der Touristen - Konflikte bleiben nicht aus.

Im Sommer die zweitstärkste Touristengruppe

In den vergangenen zehn Jahren sei die Zahl Gäste aus arabischen Ländern in Zell am See-Kaprun enorm gestiegen, und zwar um "ein paar Hundert Prozent", wie Leo Bauernberger, Geschäftsführer der Salzburger Land Tourismus Gesellschaft, am Montag erklärte. 288.422 Nächtigungen arabischer Touristen verzeichnete die Region Zell am See-Kaprun im Tourismusjahr 2012/13, davon 275.217 allein im Sommer 2013.

Dass Araber den Raum Zell am See in Salzburg bevorzugen, veranschaulicht die Gesamtstatistik 2012/13, die 471.792 Übernachtungen von Touristen aus arabischen Ländern im Bundesland Salzburg auflistet. Ein Großteil der Araber kommt aus Saudi Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Sie bilden im Sommer die zweitstärkste Touristengruppe, auf Platz eins liegt Deutschland. "Araber lieben dieses Angebot hier, das klare Wasser, den See, die Kühle, den Schnee", sagte Bauernberger.

"In erster Linie eine Informationsbroschüre"

Bauernberger bestätigte einen Bericht in der aktuellen Ausgabe der "Salzburger Nachrichten", wonach die arabischen Gäste bei ihrer Ankunft einen Kulturführer erhalten, der in englischer und arabischer Sprache verfasst ist. "In erster Linie ist es eine Informationsbroschüre, zugeschnitten auf arabische Gäste. Sie sind eine wertvolle Zielgruppe. Da sie aus einem anderen Kulturraum kommen, bemüht man sich, eine entsprechende Information weiterzugeben, dass es gut funktioniert. Es ist wichtig, sich mit Respekt gegenseitig zu begegnen."

Weil viele arabische Staatsbürger die Verkehrsschilder nicht lesen können und es immer wieder zu Unfällen und brenzligen Verkehrssituationen kommt oder falsch geparkt wird, weist die Broschüre auf ein leistungsfähiges Taxi-System in der Region und auf die Anschnallpflicht in Österreich hin. "Es stehen ganz praktische Dinge in der Broschüre", erklärte Bauernberger. Die Kaufpreise seien in den Geschäften in der Regel nicht verhandelbar, heißt es etwa in dem "Knigge".

"Der arabische Gast ist aber kein Einheitsgast. Es gibt junge Gäste, die reiseerfahren sind oder im Ausland studiert haben. Dann gibt es Gäste, die aus sehr traditionellen arabischen Ländern kommen und keine Reiseerfahrung haben. Darum ist es gut, sie zu informieren. Man muss sehr gefühlvoll an die Dinge herangehen. Wenn wir uns im arabischen Raum aufhalten, gibt es auch Gepflogenheiten, an die wir uns halten sollen", meinte Bauernberger.

Morgen, Dienstag, wird ab 19.00 Uhr im Ferry-Porsche-Center in Zell am See eine Podiumsdiskussion zu dem Thema veranstaltet. ORF-Korrespondent Karim El-Gawhary präsentiert dabei sein Buch "Frauenpower auf Arabisch".

(APA)

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