Der Banker und sein Bonus

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Kaum ein Thema sorgt seit der Finanzkrise für so viel Emotionen wie Banker-Boni. Seit 2014 sind sie in der EU mit einem Deckel versehen.

Wien. Es waren Zahlen, die wütend machten: 175 Mrd. Dollar hatten die neun größten US-Banken im Jahr 2009 als Staatshilfe erhalten – gleichzeitig zahlten sie in diesem Jahr aber auch 32,6 Mrd. Dollar (23,7 Mrd. Euro) an Boni aus. In Europa waren die Summen zwar nicht ganz so drastisch, aber auch hier wurden mitten in der Krise, während Steuermilliarden in die Bankenstützung flossen und abseits der Finanzwirtschaft Tausende ihre Jobs verloren, Millionenzahlungen an Bankmanager ausbezahlt, die nach Ansicht des Großteils der Bevölkerung für ebendiese Krise verantwortlich waren.

Es ist also kein Wunder, dass das Thema Banker-Boni schon kurz nach Ausbruch der Krise auch in der politischen Diskussion eine Rolle spielte. So forderte etwa der damalige französische Präsident, Nicolas Sarkozy, bereits beim G20-Gipfel von 2009 eine globale Beschränkung der Banker-Boni. Ein Ansinnen, das zu diesem Zeitpunkt von Großbritannien und den USA als übertriebener Eingriff in die Unabhängigkeit der Banken zurückgewiesen wurde. Dennoch wurden bereits 2010 in der EU und den USA verschärfte Regeln für Banker-Boni beschlossen.

In der öffentlichen Diskussion wurde das Thema zwar häufig mit dem gewissen Element einer Neiddebatte geführt. So wurde es grundsätzlich als „obszön“ angesehen, dass etwa Goldman-Sachs-Chef LLoyd Blankfein für ein Jahr einen Bonus von 67,9 Mio. Dollar erhalten hatte. Dennoch gab es immer auch rationale Gründe, die einen Zusammenhang zwischen dem Ausbruch der Krise und den Banker-Boni sahen.

Schielen auf Quartalsbilanz

So argumentierten die Befürworter einer Boni-Beschränkung von Anfang an damit, dass hohe Bonuszahlungen für kurzfristige Gewinne die Manager dazu animieren würden, übertriebene Risken einzugehen, die langfristig auch für ihre Unternehmen schlecht seien: Also beispielsweise viele gut verzinste Kredite an schlechte Schuldner zu vergeben, was sich zwar positiv in der Quartalsbilanz ausmacht, langfristig die Bank jedoch in den Ruin treiben kann.

Befeuert wurde diese Argumentation vom New Yorker Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo, der 2009 die Boni-Zahlungen an der Wall Street untersuchte. Er kam zum Schluss, dass sich Boni von echten Erfolgen längst entkoppelt hatten. „Ging es den Banken gut, wurden Manager gut bezahlt. Ging es den Banken schlechter, wurden Manager immer noch gut bezahlt. Ging es den Banken wirklich mies, wurden Manager immer noch gut bezahlt“, so Cuomo.

In der EU wurde im Vorjahr daher beschlossen, dass Boni bei Bankmanagern mit einem Fixgehalt von über 500.000 Euro nur mehr das Doppelte des Fixums betragen dürfen. Kritiker meinen, dass nun halt die Fixgehälter steigen würden. Dies würde aber nichts am Ziel der erhofften geringeren Risikobereitschaft ändern. Ob dieses erreicht wird, wird jedoch erst die Zukunft zeigen.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.04.2014)

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