Abhörskandal: Kanada spionierte Brasilien aus

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Symbolbild(c) REUTERS (MARK BLINCH)
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Der kanadische Nachrichtendienst CSEC, der mit der NSA kooperiert, spähte angeblich das Bergbau- und Energieministerium in Brasilia aus.

Ottawa. Der kanadische Geheimdienst (CSEC) hat offenbar Brasiliens Ministerium für Bergbau und Energie ausspioniert. Die Regierung in Brasilia ist verärgert und hat Kanadas Botschafter einbestellt. Das Communications Security Establishment Canada (CSEC) bildet gemeinsam mit dem US-Nachrichtendienst NSA sowie den Geheimdiensten Großbritanniens, Australiens und Neuseelands den seit Ende des Zweiten Weltkriegs bestehenden Bund Five Eyes.

Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff äußerte sich empört über diesen „Cyberkrieg“. „Die Spionage verletzt die Souveränität von Nationen und die Privatsphäre von Personen und Unternehmen“, wird Rousseff zitiert. Da kanadische Unternehmen in Brasiliens Bergbauindustrie aktiv seien, könnte dieses Aushorchen ein klarer Fall von Industriespionage sein. Die USA und ihre Verbündeten müssten „ihre Spionageaktivitäten sofort einstellen“, verlangte die Präsidentin.

Codename „Olympia“

Der US-amerikanische Journalist Glenn Greenwald hatte zusammen mit Journalisten der brasilianischen Rundfunkanstalt Globo über die Aktivitäten von CSEC in Brasilien berichtet. Demnach haben die Kanadier mittels eines Abhörprogramms mit dem Codenamen „Olympia“ Telefonanrufe, E-Mails und Videokonferenzen innerhalb des Ministeriums für Bergbau und Energie „aufgezeichnet“.

Den Berichten zufolge geht das aus Dokumenten hervor, die CSEC auf einer Konferenz mit den befreundeten Diensten präsentierte und die dadurch auch an die NSA gingen. Welche Informationen Kanada genau gewinnen wollte, ist noch nicht bekannt. Brasilien sei nicht das einzige Ziel der Kanadier, sagte Greenwald der kanadischen Zeitung „Globe and Mail“. Details oder Namen anderer Länder nannte Greenwald nicht, weil er diese Dokumente noch nicht für Veröffentlichungen benutzt habe.

In Brasiliens Rohstoffsektor sind rund 50 kanadische Unternehmen mit Milliardenvermögen engagiert. Brasilien, das seine Ölressourcen erschließen will, könnte ein Konkurrent für Öl aus der kanadischen Provinz Alberta werden.

Kanadas Regierung hielt sich bedeckt. Man äußere sich nicht zu geheimdienstlichen Aktivitäten im Ausland, hieß es dazu lediglich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.10.2013)

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