Happy End für Aladin und das hässliche Entlein

(c) APA/BARBARA P�LFFY /WR.STAATSBAL (BARBARA P�LFFY /WR.STAATSBALLET)
  • Drucken

Die Volksoper entzückt nicht nur das junge Publikum mit zwei Märchenuraufführungen.

Fast stiehlt der Truthahn allen die Schau. Karoline Hogl (Bühne, Kostüme) macht aus Patrik Hullman einen furchterregenden Glatzkopf im schwarzen Pluster-Kleid, dem ekelerregende rote Hautlappen von den Ohren baumeln. Er ist eine von mehreren tollen Figuren in diesem fantasievollen Ballettstück vom „Hässlichen Entlein“, das Andrey Kaydanovskiy für die Volksoper choreografiert hat: Da purzeln putzige Küken mit wuscheligen Bürzeln aus dem Ei, die Hühner stöckeln etwas gespreizt über die Bühne, scharren und picken gierig nach Futter, die Hähne tragen gelbe Gummihandschuhe, und das hässlichste Kleine (charmant unsicher dargestellt von László Benedek) schwirrt als verwirrtes, flauschiges Etwas durchs Geschehen – bis es von der Gruppe, ja sogar von der eigenen Mutter verstoßen wird. Es gehört einfach nicht dazu, denn es ist anders. Und es ahnt das, wenn die anderen jungen Schwäne schwatzend und kichernd über die Bühne trippeln, zunächst ohne ihn zu bemerken.

Kaydanovskiys „Das hässliche Entlein“ ist unterhaltsam und lehrreich zugleich. Es ist eine einfache Geschichte über Gruppenzwang (die Mutter meint, den Kleinen, den sie liebt, verstoßen zu müssen, weil es alle anderen Hühner so wollen) und Identitätsfindung, über das Erwachsenwerden mit all seinen Gefahren: Die kecken Wildenten lassen sich vom verirrten Entlein aufschrecken – und werden selbst vom Jäger erschossen. Das Entlein trifft auf lustige Gesellen und schräge Vögel, erlebt liebevolle Momente und dramatische Ereignisse.

Maurice Ravels Bearbeitung von Modest Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“ bietet den passenden musikalischen Rahmen; sie enthält alle Emotionen, die das Entlein in diesem Stück durchmacht. Und es sind wunderbar dramatische Klangfarben, die aus dem Orchestergraben (Dirigent: Guido Mancusi) an die Ohren des vorwiegend jungen Publikums dringen. Kaydanovskiy hat dieses Stück für Theatereinsteiger und Freunde des Handlungsballetts kreiert.

Henne und Prinzessin: Rebecca Horner

Und es ist vor allem der Abend der Rebecca Horner: Erst überzeugt sie als innerlich zerrissene Mutter Henne, dann windet sie sich im zweiten Teil des Abends elegant zur Musik von Nikolai Rimski-Korsakows „Scheherazade“ – wieder in einer Hauptrolle: Als verführerische Orientprinzessin in „Tausendundeine Nacht“. Choreografin Vesna Orlic deutet die Liebe zwischen ihr und Aladin in zaghafter Annäherung an, sie choreografiert aber auch exotische Schleier- und grimmige Säbeltänze – und gibt dem sympathischen Flaschengeist (Boris Eder) Raum, um mit humorvollen Erzählungen durch die Geschichte zu führen.

Und auch wenn gerade niemand im Publikum ein Starterkabel für seinen streikenden fliegenden Teppich parat hat, findet die Liebesgeschichte zwischen Prinzessin Budur und ihrem Aladin (Felipe Vieira ist ein gefühlvoller Verehrer) ein Happy End. Der unheimliche Wesir – ganz schön widerlich interpretiert von Samuel Colombet – zieht den Kürzeren, und die Kinder kichern, wenn der Geist ihn mit seinem Schabernack überlistet. Entzückend!

„Märchenwelt Ballett“: weitere Aufführungen in der Volksoper am 26., 29. Oktober;23., 24., 29. November; 17. Dezember

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.10.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.