„Internationalität nutzen“: Österreich über die Tracht hinaus

„Internationalität nutzen“: Österreich über die Tracht hinaus
„Internationalität nutzen“: Österreich über die Tracht hinaus(c) Amalthea
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Katharina Schneider leitet ein Unternehmen für edle Trachtenmode. Nebenbei hat sie ein Buch über ihre Liebe zu Österreich geschrieben

Eigentlich war ihr Österreich immer zu langweilig. Deshalb ist Katharina Schneider, Tochter einer Salzburger Unternehmerfamilie, auf Reisen gegangen – so oft sie konnte. „Ich bin bei jeder Gelegenheit ausgebüchst“, erzählt die 31-Jährige. Studienaufenthalte in Buenos Aires, Bangkok oder Montreal, Reisen in die Mongolei, nach Panama oder Bolivien, Freiwilligenarbeit in Sri Lanka oder Ecuador standen auf der Agenda der Salzburgerin, die gern nur mit einem Flugticket und dem Rucksack unterwegs war.

Aber je weiter sie von Österreich weg war, desto mehr entwickelte sich die Zuneigung zu ihrer Heimat. Sie lernte den Lebensstandard, die politische und soziale Sicherheit zu schätzen. „Ich bin ein richtiger ÖsterreichFan geworden“, sagt die Managerin. Nestbeschmutzer gebe es ohnehin genug. Diese positive Einstellung wollte sie teilen und hat deshalb ein Buch geschrieben: „1001 Gründe Österreich zu lieben“. Seit 2006 trug die umtriebige Salzburgerin in ihrer Freizeit Material dafür zusammen: Bekanntes und Unbekanntes, Ernstes und Lustiges, Historisches und Aktuelles, Fakten und Mythen über Österreich.

„Es ist ein satirisches Österreich-Lexikon geworden“, beschreibt Schneider ihr Kompendium, das heute (Donnerstag) bei einer Veranstaltung der Freunde der Salzburger Festspiele vorgestellt wird. Helga Rabl-Stadler, die zuvor mit dem Wolfgang-Schüssel-Preis ausgezeichnet wird, hält die Begrüßungsrede. Wolfgang Schüssel ist auch dabei: Er hat nämlich die Illustrationen für das Buch von Katharina Schneider gemacht. „Er ist ein Freund meiner Eltern, sie machen immer wieder miteinander Ski- und Bergtouren“, erzählt Schneider. Als sie dem früheren Kanzler schrieb und ihn um Zeichnungen für ihr Buchprojekt bat, hat er sofort zugesagt.

„Obwohl wir uns eigentlich kaum gekannt haben“, erzählt Schneider. Der Beamte in der Hängematte, das österreichische Fußballwunder oder der Würstelstand werden von Schüssel karikiert. Dass ihr Vater für die Zusammenarbeit ein bisschen interveniert hätte, schließt die Neo-Autorin aus. „Er hat mein Projekt eher belächelt“, erinnert sie sich an die Reaktion ihres Vaters auf die Buchidee.

Mit Österreich, seiner Geschichte und regionalen Wurzeln beschäftigt sich die Salzburgerin, die im Dezember Zwillinge erwartet, auch in ihrem Hauptberuf. Sie leitet seit 2011 die Kleidermanufaktur Habsburg, die zum Familienunternehmen gehört. Dabei wollte sie eigentlich Diplomatin werden, ließ den Berufswunsch aber fallen: „Ich habe mir gedacht, dass mir kein Mann durch die ganze Welt nachreisen will.“ Außerdem sei Französisch nicht ihr Ding gewesen.

Gibt es auch Dinge, die sie an ihrer Heimat nicht mag? Die weltfremden Öffnungszeiten, die Engstirnigkeit, den Neid, die fehlgeschlagene Integrationspolitik. „Österreich war ein Vielvölkerstaat. Es ist lächerlich, dass man sich heute so abschottet“, fordert sie den Integrationswillen beider Seiten ein. Es gebe immer noch einen geistigen Eisernen Vorhang. Auch mit dem Vorurteil, dass die Salzburger arrogant seien und unter sich bleiben wollen, kann sie nichts anfangen. „Das gibt es in jeder Stadt“, glaubt sie. Manchmal würde es den Salzburgern aber guttun, wenn sie mehr über den Tellerrand blickten.

Die Internationalität, die die Festspiele in die Stadt brächten, werde zu wenig genützt. „Ich habe den Eindruck, die Welt schaut auf Salzburg. Aber wir schauen nicht zurück.“

Auf einen Blick

Katharina Schneider. Die Unternehmerin (31) leitet die Kleidermanufaktur Habsburg, die zum Familienunternehmen Schneider Holding in Salzburg gehört. Ihr neues Buch „1001 Gründe, Österreich zu lieben“ mit Illustrationen von Wolfgang Schüssel erschien im Amalthea-Verlag.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.08.2013)

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