EZB will künftig über Bankenabwicklung entscheiden

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Ab Herbst 2014 übernimmt die EZB die Aufsicht über die Banken der Eurozone. Dann will die Zentralbank alleine über Abwicklungen entscheiden.

Die Europäische Zentralbank (EZB) beansprucht als künftiger zentraler Bankenaufseher in Europa auch die Hoheit über die Abwicklung von Banken. Sie will in Zukunft also alleine die Entscheidung treffen, ob eine Bank nicht mehr überlebensfähig ist und abgewickelt werden muss.

"Meiner Meinung nach sollte so eine Entscheidung einzig und allein vom Bankenaufseher, künftig also von der EZB, getroffen werden", sagte EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen am Mittwoch auf einer Bankenkonferenz in Frankfurt.

Gemeinsamer Abwicklungsmechanismus

"Rasche, effiziente Entscheidungen ermöglichen es, nicht mehr überlebensfähige Kreditinstitute zu schließen - ohne die Stabilität des restlichen Finanzsystems in Frage zu stellen", so der Zentralbanker.

Nun müsse zügig entschieden werden, wie die Abwicklung maroder Institute praktisch ablaufen solle. "Ein gemeinsamer Abwicklungsmechanismus zusammen mit einer gemeinsamen Abwicklungsbehörde und einem gemeinsamen Abwicklungsfonds für die Banken, die unter die gemeinsame Aufsicht fallen, ist ebenso wichtig wie die Aufsicht selbst."

Aufsicht ab Herbst 2014

Die EZB soll ab Herbst 2014 die Aufsicht über die Banken in der Eurozone übernehmen. Asmussen gab sich zuversichtlich, dass es gelingen werde, diesen Zeitplan einzuhalten, nachdem kommende Woche das entsprechende Gesetz vom Europäischen Parlament in Brüssel verabschiedet worden sei. Gut 1.000 Mitarbeiter sollen dann diese Aufsichtsaufgaben übernehmen.

Vor Beginn der EZB-Aufsicht werde es eine "rigorose Bilanzprüfung" bei den betroffenen Instituten geben.

Wenn die EZB die direkte Aufsicht über die größten Banken Europas übernimmt, werden aus Österreich voraussichtlich folgende Häuser davon erfasst sein: Erste Group, RZB/RBI, BAWAG, RLB Oberösterreich, Raiffeisen Holding Niederösterreich-Wien, Hypo Alpe Adria, ÖVAG und indirekt UniCredit Bank Austria.

Fusionswelle

Die Finanzbranche steht fünf Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise nach Ansicht von Deutsche-Bank-Chef Anshu Jain vor einer neuen Fusions- und Übernahmewelle. Die verstärkte Regulierung der Großbanken drücke zudem auf ihre Wirtschaftlichkeit, beklagte Jain am Mittwoch auf der Konferenz "Banken im Umbruch" in Frankfurt.

"In der Branche findet eine deutlich Konsolidierung statt, und es gibt eine Vereinfachung der Geschäftsmodelle", sagte Jain. Das durch die Finanzkrise ausgelöste "künstliche Gleichgewicht" habe in den vergangenen Jahren strukturelle Veränderungen verhindert.

Das sei nun vorbei, sagte Jain. "Banken mit starken Marken und einer starken Kapitalbasis haben die Chance, Marktanteile zu gewinnen - entweder organisch oder durch den Kauf schwächerer Wettbewerber."

Drei Geschäftsmodelle

Dabei kristallisierten sich drei Geschäftsmodelle für Banken heraus, sagte Jain: Regionalbanken wie die Sparkassen, eine neue Klasse von weltweit aktiven Instituten, die sich aber auf einen Bereich spezialisierten - etwa Vermögensverwalter oder reine Investmentbanken - und weltumspannende Universalbanken wie die Deutsche Bank.

Globale Universalbanken hätten viele Vorteile, und sie seien gut positioniert, um einige der Chancen zu nutzen, sagte Jain. Letztere würden aber von den Regulierern am kritischsten beäugt - obwohl sie in der Finanzkrise weniger Staatshilfen gebraucht hätten als andere.

(APA/Reuters)

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