U-Bahn in Rom nach Beben evakuiert

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Mehrere Erdstöße waren bis in die Hauptstadt zu spüren. Schwer getroffen wurde erneut die Region bei Amatrice. Die Menschen dort kämpfen auch gegen Kälte und meterhohen Schnee.

Rom/Amatrice. Wie ein Mahnmal ragte er die vergangenen Monate noch aus den Trümmern hervor. Nun ist der Kirchturm von Sant'Agostino in Amatrice in den Bergen Mittelitaliens zusammengefallen. Den erneuten Beben am Mittwoch konnte er nicht standhalten. Innerhalb von einer Stunde gab es in der Region drei heftige Erdstöße: Der erste ereignete sich um 10.25 Uhr mit einer Magnitude von 5,1 nach Richter. Um 11.14 Uhr wackelte die Erde mit Stärke 5,5. Das dritte Beben um 11.25 Uhr hatte dann 5,4 nach Richter.

Über Opfer gab es zunächst keine Meldungen. Ministerpräsident Paolo Gentiloni, der am Mittwoch bei Deutschlands Kanzlerin, Angela Merkel, in Berlin war, sagte, es sei ein schwerer Tag für Italien.

Die Epizentren der Beben, ein weiteres der Stärke 5,1 ereignete sich gegen 14.30 Uhr, befanden sich zwischen L'Aquila und Norcia, in einer Gegend, die bereits im Sommer von einem schweren Erdstoß verwüstet worden war. Am 24. August waren in Amatrice und den umliegenden Orten bei einem Beben der Stärke 6,2 fast 300 Menschen ums Leben gekommen. Ein weiteres Beben hatte am 30. Oktober viele Häuser der Stadt Norcia unbewohnbar und viele Menschen obdachlos gemacht.

Die Gegend gilt noch immer als „Zona Rossa“, die Menschen sind in Notunterkünften oder Hotels untergekommen. Viele schlafen in Wohnwagen. In der nur wenige Kilometer entfernten Stadt L'Aquila, in der bei einem Beben 2009 mehr als 300 Menschen gestorben waren, rannten Menschen in Panik auf die Straße.

Die Bewohner der Erdbebenregionen sind verzweifelt. Seit Tagen kämpfen sie nicht nur gegen die Angst vor weiteren Beben, sondern auch mit beißender Kälte und andauerndem Schneefall: Orte wie Montereale sind unter einer bis zu drei Meter hohen Schneedecke verschwunden, was das Vordringen der Rettungskräfte erschwert. Auch das gesamte Ausmaß der Schäden ist damit noch nicht zu beurteilen.

„Das ist kaum auszuhalten“

„Wir sind psychisch und physisch am Ende“, sagt Simona Orfini. Die junge Frau wohnt in Muccia und berichtet dem Nachrichtensender Sky TG24 am Telefon von der dortigen Lage. „Schnee sind wir gewohnt, wir leben hier in den Bergen. Und auch das ständige Beben der Erde ist für uns nichts Neues. Aber alles auf einmal und so extrem – das ist kaum auszuhalten.“

Auch in Florenz und Rom waren die starken Beben den ganzen Tag über zu spüren. In Italiens Hauptstadt wurden die U-Bahnlinien vorübergehend gesperrt, um ihre Sicherheit zu überprüfen. Der Präsidentenpalast auf dem Quirinalshügel wurde für Besucher gesperrt. Auch einige Bürogebäude und Schulen wurden evakuiert.

„Um 11.30 Uhr wurden wir nach Hause geschickt“, erzählt ein Mädchen, das mit ihren Klassenkameraden an einer Straßenbahnhaltestelle wartet. „Der Boden hat plötzlich so heftig gewackelt – ich hatte furchtbare Angst“, sagt die 14-Jährige. Dann steigen sie und ihre Freunde in die Bahn. „Wir wollen nur noch nach Hause.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.01.2017)

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