Reform: Eltern, Lehrer und Schüler kündigen Widerstand an

(c) Clemens Fabry
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Die Schulpartner legen nach: Das Schulautonomiepaket sei eine "Entmündigung". Mühsam erkämpfte Mitbestimmung werde nun zur Farce.

Eltern, Schüler und Lehrer sind empört: Nachdem sie in der „Presse“ bereits kritisierten, dass sie mit dem nun vorgestellten Autonomiepaket „de facto entmachtet“ würden, legen sie jetzt nach. Der aus Eltern-, Lehrer- und Schülervertretern bestehende Bundesschulgemeinschaftsausschuss spricht von einer völlig inakzeptablen Entmündigung und kündigt Widerstand an. Teile des Pakets würden „über Jahrzehnte mühsam erkämpfte Mitbestimmungsrechte zur Farce verkommen lassen“.

Stein des Anstoßes ist vor allem der Plan, dass die Schulleiter zukünftig allein entscheiden sollen, wie groß Schulklassen oder Lerngruppen sein sollen. Die Vorgabe ist nur, „die Kriterien für Gruppengrößen und Teilungen dem Schulforum bzw. Schulgemeinschaftsausschuss zur Kenntnis zu bringen und sich über entsprechende Maßnahmen mit den Schulpartnern zu beraten“, wie es in dem vom Bildungsministerium vorgelegten Papier heißt.

„Das ist ein Affront“

„Ich habe den Eindruck, Politiker meinen, sie seien gescheiter als diejenigen, die Schule täglich leben und gestalten“, so Herbert Weiß, der Vorsitzende der AHS-Lehrergewerkschaft. Autonomie werde von der Politik als Synonym für Entmündigung der Betroffenen und Mangelverwaltung missbraucht. Dass Ministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) behaupte, das Paket sei mit allen Beteiligten besprochen worden, sei „ein Affront“, so Roland Gangl von den BMHS-Lehrern.

Für Elternvertreter Gernot Schreyer ist es „völlig unverständlich, dass man auf das Wissen und die jahrelange Erfahrung von Schüler-, Lehrer- und Elternvertretern verzichtet“. Bundesschulsprecher Harald Zierfuß beweist in seinem Statement einen gewissen Witz: In Anspielung auf den Sager von Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP), die Bildungsreform sei „fast geil“, sagt er: „Die Entmündigung der Schulpartner finden wir leider nicht einmal fast geil.“

Die Elternvertreter bei den Pflichtschulen finden die Reform dagegen ok. Und sie haben auch nichts gegen die flexiblere Gestaltung bei den Klassen- und Gruppengrößen einzuwenden. Kleingruppen, gröere Gruppen, klassenübergreifender Unterricht: Der Wiener Elternvertreter Andreas Ehlers hält das laut ORF-Radio für gut. Es gehe nicht um die Zahl 25 (die jetzt bei den Unter-14-Jährigen die Grenze bei der Schülerzahl pro Klasse ist).

Mehr Macht für Direktoren

Das Schulautonomiepaket wurde am Dienstag in Eckpunkten vorgelegt. Demnach sollen Direktoren mehr Macht bekommen. Sie dürfen sich ihre Lehrer selbst aussuchen und können frei entscheiden, wie groß Klassen oder Gruppen sind. Außerdem sollen Schulen zu Clustern zusammengeschlossen werden. Bis zu acht Standorte hätten dann einen Leiter und jeweils pädagogische Leiter.

(beba)

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