Lehrer: Berufsverbot wegen Kunstblut und Pornos?

Lehrer Berufsverbot wegen Kunstblut
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Der Sänger einer deutschen Death-Metal-Band wollte Ethiklehrer werden. Seine Texte handeln von Krieg, Tod und Vergewaltigung. Er musste sich zwischen der Musik und dem Unterrichten entscheiden.

Thomas Gurrath ist Sänger, Gitarrist und Kopf der Death-Metal-Band Debauchery. In Internetvideos singt er blutüberströmt von Tod und Teufel, vom Töten und Vergewaltigen und immer wieder vom Krieg. Auf der Homepage seiner Band ist auch ein Video zu finden, in dem zwei Frauen miteinander Sex haben.

Der 29-Jährige war aber auch bis zum 28. März dieses Jahres Schulpraktikant im Schuldienst des Landes Baden-Württemberg. Der pädagogische Vorbereitungsdienst soll die Lehrkräfte für ihre Tätigkeit in der Schule befähigen. Doch beide Tätigkeiten lassen sich nicht miteinander vereinbaren, sagt das Regierungspräsidium Stuttgart. Und verlangte von Gurrath, er solle seine bisherige Musik aufgeben, wie welt.de berichtet.

Mindestens drei Jahre lang solle sich der angehende Lehrer "in glaubhafter und nachvollziehbarer Form insbesondere von gewaltverherrlichenden Liedtexten und pornografischen beziehungsweise gewaltverherrlichenden Darstellungsformen" distanzieren.

Der Metal-Musiker Thomas Gurrath schrieb daraufhin dem Regierungspräsidium einen Brief, der einer Kündigung gleichkommt. Er könne bei der derzeitigen Stimmung und mit dem Verhalten von Seminar- und Fachleitung seine Ausbildung nicht fortsetzen. Er wolle seinen Vorbereitungsdienst beenden und zu einem späteren Zeitpunkt wieder antreten.

Es kam also eine einvernehmliche Lösung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zustande. Jedoch schlägt der Fall Wellen, denn er ähnelt einem Berufsverbot. Der Fall ist in der jüngeren Vergangenheit einzigartig. Gurrath musste sich zwischen Musik und Lehrerberuf entscheiden, juristisch ließ er sich nichts zuschulde kommen.

Der Sänger selbst findet nichts an seinem Hobby, das sei doch alles bloß Unterhaltung. Death Metal habe nichts mit der Realität zu tun, erzählt er welt.de. Er ist überzeugter Nichtraucher und Vegetarier, weil er Tiere mag. Das Blut in den Videos ist Kunstblut. Die aktuelle DVD zur CD hat sich ein paar Tausend Mal verkauft, sie wurde ab zwölf Jahren freigegeben. Der Lesbenporno ist darauf freilich nicht zu sehen.

Die Probleme in der Schule begannen für ihn schon mit der ersten Ethikstunde, bei der seine Fachleiterin anwesend war. Thema waren an diesem Tag Killerspiele und die Frage, ob die virtuelle Gewalt auch in echte umschlagen könnte. In dieser Zeit jährte sich zum ersten Mal der Amoklauf von Winnenden. Gurrath hatte aus zwei Lehrbüchern jeweils zwei Fachmeinungen pro und kontra herausgenommen und an die Klasse verteilt. Er ließ alle Meinungen zu und gab keine richtige vor, weil er fand: Was in der Fachwelt und in den Schulbüchern kontrovers diskutiert wird, kann man auch als Lehrer nicht abschließend bewerten.

Das war der Anlass für die Fachlehrerin, mit Gurrath über seine Einstellung zu Gewalt zu sprechen, auch in Zusammenhang mit seiner Musik. Woraufhin sie ihrem Chef ein Mail schrieb und darin sagte, dass Gurrath nicht glaubhaft machen konnte, dass er als Lehrperson für Gewaltfreiheit einstehe. Die Stellen reagierten schnell: Nur 18 Tage nach der Ethikstunde war Gurrath kein Referendar mehr.

(Red.)

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