Jeder zehnte Forscher an einer österreichischen Universität kommt aus Deutschland. Aber proportional betrachtet wandern zu viele Österreicher ins Nachbarland ab.
Unlängst gab es wegen der Uni Graz Wirbel unter österreichischen Historikern. Es ging um die Nachbesetzung des österreichischen Zeitgeschichtlers Helmut Konrad. In die engere Auswahl kamen: keine Österreicher, sondern nur deutsche und schweizerische Kandidaten. Dass inzwischen nicht nur viele deutsche Studenten in Österreich studieren – insgesamt sind es rund 35.000 –, sondern auch sehr viele deutsche Wissenschaftler an den heimischen Universitäten forschen, ist eine Tatsache. „Der Berg ruft“, titelte eine deutsche Zeitung einst über die Forscher, die es (auch) nach Österreich zieht.
Werden die heimischen Unis nicht internationaler – sondern deutscher? Das Argument der Germanisierung könne „nicht vom Tisch gewischt werden“, schreiben die Forscher Heinz Fassmann und Nadine Shovakar, die das für die Universitätenkonferenz (Uniko) analysiert haben. Ein Viertel der wissenschaftlich-künstlerischen Mitarbeiter an den heimischen Unis kommt demnach aus dem Ausland – knapp die Hälfte von ihnen (45 Prozent) aus Deutschland. Insgesamt ist gut jeder zehnte Wissenschaftler an einer österreichischen Uni Deutscher. „Internationalisierung beim wissenschaftlich-künstlerischen Personal heißt tatsächlich in sehr vielen Fällen ,Germanisierung‘“.