Mehr Geld, Beschränkungen in Jus

Statt wie zuletzt 8000 Studienanfänger könnte es in Jus künftig nur noch knapp 5000 Anfängerplätze geben.
Statt wie zuletzt 8000 Studienanfänger könnte es in Jus künftig nur noch knapp 5000 Anfängerplätze geben.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Minister Mitterlehner legt sein Modell für die Studienplatzfinanzierung vor. Er will neue Schranken in mehreren Fächern. Die SPÖ verknüpft das Thema mit der Studienbeihilfe.

Wien. Es klingt zunächst paradox: Neue Beschränkungen in einigen Fächern sollen langfristig zu mehr Uni-Absolventen führen. Das ist ein Ziel der Studienplatzfinanzierung, für die Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) nun ein Konzept präsentiert hat. Die neue Uni-Finanzierung soll – auch mit 1,35 Millionen Euro zusätzlich – die Studienbedingungen an den Universitäten verbessern.

Denn hier ist einiges in Schieflage: Fast 60 Prozent der Studienanfänger landen in einem von 20 der insgesamt 160 Studienfächer. In Jus liegt die Dropoutrate etwa bei 73 Prozent. Und in Erziehungswissenschaften kommen auf einen Lehrenden 123 Studenten. Daher soll nun die ganze Uni-Finanzierung auf den Kopf gestellt werden, inklusive Zugangsbeschränkungen und mit Motivationsschreiben in unbeschränkten Fächern.

1Was steckt denn eigentlich hinter der Studienplatzfinanzierung?

Über ein solches Modell wird bereits seit Jahren diskutiert. Grob gesagt wird das Geld dabei nach der Zahl der Studenten an die Unis verteilt. Nachdem sich die SPÖ lange Zeit dagegen gewehrt hat, das mit Zugangsbeschränkungen zu verknüpfen, machte Kanzler Christian Kern im Jänner den Weg dafür frei. Man einigte sich, bis Juni ein Konzept auszuarbeiten, das mit 2019 umgesetzt werden soll – „inklusive Aufnahmeverfahren und Zugangsregeln wo erforderlich“. Wo das seiner Meinung nach der Fall ist, hat Mitterlehner jetzt abgesteckt.

2 Welche Studienfächer will der Minister nun beschränken?

Der Minister geht mit einer ganzen Reihe an Fächern in die Verhandlungen. An allen Universitäten will er Jus, manche Fremdsprachen wie Anglistik oder Romanistik und die Erziehungswissenschaften mit Beschränkungen versehen. In diesen Fächern ist das Betreuungsverhältnis schlecht, sie werden an mindestens zwei Unis angeboten und mehr als 1000 prüfungsaktive Studenten sind betroffen – die Kriterien für eine bundesweite Schranke. Zusätzlich dazu sollen Fächer, in denen die Bedingungen an bestimmten Unis schlecht sind oder zu werden drohen, nur dort beschränkt werden. Kandidaten dafür etwa: Politikwissenschaft oder Chemie an der Universität Wien.

3 Um wie viel wird die Zahl der Plätze dann zurückgefahren?

Die Berechnung der Studienanfängerplätze hat man etwas verfeinert. Sie richtet sich nach der Zahl der Anfänger, der Prüfungsaktiven im ersten Studienjahr und den Absolventen, jeweils im Schnitt der vergangenen fünf Jahre. Für Jus kämen so knapp 5000 Plätze heraus – zuletzt haben sich österreichweit rund 8000 Studienanfänger eingeschrieben. Der Minister rechnet jedoch damit, dass trotzdem die Absolventenzahl nicht sinkt – sondern aufgrund besserer Studienbedingungen steigen wird.

4 Wohin sollen die Studenten ausweichen, die es nicht schaffen?

Der Minister hofft, dass die Studenten teils an die Fachhochschulen ausweichen, an denen die Plätze ausgebaut werden. Und auch an der Uni gebe es eine Reihe von Fächern, die nicht ausgelastet seien – von Ingenieurwissenschaften bis Weltraumtechnik. Wie attraktiv das für jemanden ist, der Pädagogik studieren wollte, sei dahingestellt.

5 Was ändert sich in den Fächern, die unbeschränkt bleiben?

Die Unis sollen auch für Fächer, die weiter unbeschränkt bleiben, Motivationsschreiben, Selbsteinschätzungen oder Eignungstests verlangen können – die aber ohne Konsequenz für die Zulassung bleiben. Studenten sollen sich so früher intensiv mit dem Studium befassen.

6 Wofür sollen die Unis dann mehr Geld bekommen?

Um 1,35 Millionen Euro soll das Uni-Budget in der nächsten dreijährigen Budgetperiode steigen. Das sei mit dem Finanzminister abgesprochen. 840 Millionen sind für die Fortführung begonnener Vorhaben. 510 Millionen soll es geben, um mit 500 Professoren die Betreuung zu verbessern. Der Idealwert liege bei 40 Studenten pro Lehrendem. Wie das Geld für die Lehre verteilt wird, hängt vor allem von prüfungsaktiven Studenten und der Fächergruppe ab.

7 Was sagt die SPÖ zu dem Modell des Wissenschaftsministers?

Die SPÖ verknüpft die Studienplatzfinanzierung mit der Studienbeihilfe. Für Wissenschaftssprecherin Andrea Kuntzl fehlen die vereinbarten sozialen Begleitmaßnahmen. Sie fordert eine spürbare Verbesserung der Studienbeihilfen – beim Bezieherkreis und bei der Höhe. Einen Blankoscheck für lokale Beschränkungen gebe es sicher nicht, so Kuntzl. Man werde die Auswirkungen des Modells auf die Anfängerzahl genau analysieren. Denn die Studentenzahl dürfe in Österreich nicht sinken.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2017)

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