Film: Tempelritter im Mysterynebel

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Nicolas Cage kämpft sich als bekehrter Kreuzritter durch das Mittelalter. Teile des Fantasyabenteuers „Der letzte Tempelritter“ wurden auf Burg Kreuzenstein gedreht.

Die Schrecken des Mittelalters beflügeln Regisseursfantasien: Vor allem das europäische Genrekino zeigte sich immer schon begeistert von Hexenverbrennungen und Foltermorden. Der italienische Regiemaestro Mario Bava ließ etwa 1972 den „Baron Blood“ wiederauferstehen und den Stars Elke Sommer und Joseph Cotten hinterherjagen. Gedreht wurde die Gruselpreziose vorwiegend auf Burg Kreuzenstein in Niederösterreich. Ein beliebtes Ausflugsziel, denn im Gegensatz zu vergleichbaren Anlagen wirken Burghof und Mauerwerk dort wie in die Landschaft gemalt. Kein Wunder, denn die aus dem Habsburgerbesitz stammende, in Ruinen liegende Burg wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom österreichischen Kunstmäzen Johann Nepomuk Graf Wilczek als Museum für seine Sammlungen erworben und wiederaufgebaut.

In eben dieser Disneyland-gleichen und damit auch Hollywood-kompatiblen Kulisse hat der US-Regisseur Dominic Sena im letzten Jahr Teile seines Fantasyabenteuers „Der letzte Tempelritter“ gedreht: Mittelalter- und Mythenliebhaber Nicolas Cage spielt darin den Kreuzritter Behmen, der gemeinsam mit seinem ungleich kantigeren Kollegen Felson (ein Fels von einem Mann: Ron Perlman) vom Glauben abfällt, nachdem sie Frauen- und Kindermorde im Namen der Kirche beobachten mussten. Zurück im Europa des 14. Jahrhunderts (interessanterweise kommen sie an der „steirischen“ Küste an!), wandern die Deserteure in ein dunkles Verlies und blicken einer tristen Zukunft entgegen, als ihnen der von Pestbeulen geschwächte Kardinal D'Ambroise (ein feiner Gastauftritt von Christopher Lee) einen Vorschlag unterbreitet: Wenn die ehemaligen Kreuzritter zustimmen, eine der Hexerei angeklagte Frau in ein entfernt liegendes Mönchskloster zu bringen, wo über ihr Schicksal entschieden werden soll, erhalten sie ihre Freiheit zurück.

Hoch budgetierter Mumpitz

So beginnt eine Reise durch dunkle, nebelgeschwängerte Wälder und klapprige Hängebrücken zu einer Wahrheit, die schlimmer ist als alles, was sich Behmen und Felson ausmalen hätten können. Dominic Senas hoch budgetierter Mumpitz schwelgt eine Zeit lang recht überzeugend in jener Schauernostalgie, die bereits die besseren Filme der britischen Hammer Studios in den 1960er- und 70er-Jahren angeleitet hat. Die Schauwerte stimmen also, und auch die Geschichte gibt sich zumindest in der ersten Filmhälfte einfallsreich: Als dramaturgischer Anker fungieren die Glaubenszweifel der ehemaligen Kreuzritter, die aufgrund dessen auch geneigt sind, der attraktiven Verdachtshexe (überzeugend: Claire Foy) die Unschuldsvermutung auszusprechen.

Wie diese aus ihrem Gefängniskarren heraus mit dem Männertross interagiert und dabei vom unschuldigen Mädchen bis zur hinterlistigen Satansbraut sämtliche Charakterfacetten durchspielt, ist durchaus sehenswert. Je weiter sich die Reisegruppe allerdings in die unwirtliche Landschaft vorarbeitet, desto schwerer wiegt das Mysteriöse im Drehbuch, bis sich im Mönchskloster schließlich sämtliche Zweifel verflüchtigen. Übrig bleibt ein überkandideltes Finale, dessen unglückselige Computereffekte die nostalgischen Züge kaputt hauen: „Der letzte Tempelritter“ wird vom überzeugend nachgebauten B-Film inklusive Bodennebel und grellen Charakteren zur faden Geisterbahnfahrt, die mit ihrem charmefreien Effektgewitter recht schamlos in Richtung jüngerer Zielgruppe (genau: die auf computeranimierte Dämonen abfährt!) schielt.

Immerhin: Die österreichischen Landschaften, vom Salzburger Seewaldsee bis zum Toten Gebirge in der Steiermark, geben eine eindrucksvolle Bühne für das mittelalterliche Spektakel ab, auch wenn die Innenaufnahmen fast ausschließlich im günstigeren Ungarn gedreht wurden. Im Nachbarland Österreichs siedeln sich seit Kurzem immer häufiger amerikanische Großproduktionen an, die Geld sparen und von den umliegenden Landschaften profitieren wollen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2011)

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