Theater in der Josefstadt

"Heilig Abend": Philosophisches Hirnfutter mit Daniel Kehlmann

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Eine mutmaßliche Terroristin aus der besten Gesellschaft im polizeilichen Verhör: Josefstadtdirektor Herbert Föttinger inszenierte kundig und mit einem starken Team das etwas papierene Thesen-Theater des Bestseller-Autors Kehlmann.

„Sie fühlen sich eingeschnürt? Werden Sie Entfesselungskünstler!“ Mit witzigen Sprüchen wirbt das Theater in der Josefstadt im benachbarten Hotel um die Aufmerksamkeit der Leute von heute. Das saturierte Publikum soll sich bewegen – und es bewegt zumindest die Hände. Der Uraufführung „Heilig Abend“ von Daniel Kehlmann spendete es Donnerstagabend begeisterten Applaus, wiewohl das Werk etwas mühsam vorankommt, eingezwängt zwischen den Lesefrüchten des Autors und dessen Wunsch, auch in der Bühnenkunst zu landen. Beim Drama „Geister in Princeton“ führte Kehlmann den Physiker Albert Einstein und den Logiker Kurt Gödel vor, exemplifizierte Freud und Leid der Genies und die Relativität des Rationalismus.

Exemplifizieren. Ja. Immer hat Kehlmann eine Absicht, er erläutert sie eloquent, gebildet, raffiniert, aber es fehlen eine gewisse Lässigkeit und vor allem der Humor. Auch bei „Heilig Abend“ hat sich Vorzugsschüler Kehlmann viel vorgenommen. Auf den Spuren des Western-Klassikers „High Noon“ von Fred Zinnemann (1952) – der ihm besonders gefiel, wie er erzählte – wollte Kehlmann das viel strapazierte TV-Krimi-Format mit einer philosophischen Parabel über Terror und Kapitalismus toppen. Das Ergebnis ist erstaunlich konventionell.

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