Die Sommeliers kommen nach Wien

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Themenbild zur EM17Sandrine Rormoser
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Im Mai findet erstmals die Sommelier-Europameisterschaft in Wien statt. Die Sommelierunion Austria macht daraus lieber gleich eine kleine Weltmeisterschaft und nutzt den hohen Besuch, um Österreich als Weinland zu präsentieren.

An Marokko, Mauritius und Südafrika mag man vielleicht nicht gerade denken, wenn von einer Sommeliermeisterschaft die Rede ist. Schon gar nicht, wenn es sich dabei um eine Europameisterschaft handelt. Dass das aber durchaus zusammenpassen kann, macht die Europameisterschaft des internationalen Sommelierverbandes A.S.I. (Association de la Sommellerie Internationale) deutlich, die heuer erstmals in Österreich stattfindet. Annemarie Foidl, die Präsidentin der Sommelierunion Austria (vormals Sommelierverband Österreich), ist daran nicht ganz unbeteiligt. Sie war es, die sich für Österreich als Austragungsort starkgemacht hat. Und ihr kommt die Erweiterung der Europameisterschaft sehr recht. Die drei afrikanischen Kandidaten nehme man gern mit. Immerhin sind in Afrika noch zu wenige Länder Mitglied des internationalen Verbandes, um daraus eine eigene Meisterschaft zu machen.

Foidl nimmt das zum Anlass, um aus der Europameisterschaft auch gleich eine kleine Weltmeisterschaft zu machen. „Das ist diesmal eine ganz spezielle Situation. Die besten Sommeliers der Welt kommen von 8. bis 13. Mai nach Österreich“, sagte Foidl vergangene Woche bei der Auftaktpressekonferenz. Und mit den insgesamt 41 Kandidaten kommt auch gleich eine Delegation an Sommeliers und Fachjournalisten für mehrere Tage nach Österreich, um sich das Weinland genauer anzuschauen. „Diese Bühne lassen wir uns nicht nehmen“, sagt Foidl.

Es ist zwar auch bei anderen Meisterschaften der A.S.I. (die Europameisterschaft findet im Dreijahresrhythmus statt) üblich, dass pro Land neben dem Kandidaten auch der Präsident des jeweiligen Sommelierverbandes sowie je ein Fachjournalist eingeladen werden. Bei der diesjährigen Europameisterschaft in Österreich wird das Ganze aber ein bisschen weiter gefasst, und es werden Delegationen aus allen 59 Mitgliedsländern des internationalen Sommelierverbandes erwartet.

Während die Kandidaten also drei Tage hinsichtlich Weinwissens und Service, aber auch in puncto Speisebegleitung sowie Sake, Kaffee, Tee, Spirituosen, alkoholfreier Getränke und Käse geprüft werden, macht sich ein internationales Fachpublikum in Wien, der Wachau, im Kamptal und Kremstal sowie im Burgenland mit der heimischen Weinwelt vertraut. Viele Veranstaltungen, etwa kommentierte Weinverkostungen, sind ebenso wie Teile des Wettbewerbs öffentlich zugänglich. Üblich ist solch ein großer Umfang übrigens nicht. Nicht jedes Land, in dem eine Europameisterschaft ausgetragen wird, setzt so viel daran, sich selbst als Weinland zu präsentieren. „Es gibt viele Länder, die sich das nicht antun, es ist viel Arbeit. Aber das wäre eine verpasste Chance“, sagt Sommelière Dagmar Gross, die bei einigen solcher Meisterschaften dabei war.

Für den österreichischen Kandidaten, Suvad Zlatic, steht in den nächsten Monaten Training auf dem Programm.
Für den österreichischen Kandidaten, Suvad Zlatic, steht in den nächsten Monaten Training auf dem Programm. Fung Shing Liu

Die neuen Stars

So eine Veranstaltung sei nicht billig, sagt die Sommelier-Präsidentin Foidl. Und: „Es ist leider schwer, Sponsoren zu finden. Köche haben es da leichter, bei den Sommeliers geht das noch nicht so gut.“ Sie arbeitet immerhin daran, dass sich das bald ändert. Zur richtigen Zeit, denn auch international werden – zumindest unter kulinarisch interessierten Menschen – Sommeliers immer mehr geschätzt. Manch einer spricht gar von den neuen Rockstars – nach den Köchen – in der Gastronomie.

Und auch den Winzern ist es nicht unrecht, dass die besten Weinkenner Österreich einen Besuch abstatten. Die Sommelierunion arbeitet deshalb mit rund 100 Partnerwinzern zusammen, die im Zuge der Meisterschaft ihre Weine präsentieren können – bei speziellen Verkostungen oder aber bei einer mobilen Pop-up-Vinothek, die die Weindelegationen begleiten wird. Zu den Partnerwinzern gehören bekannte Größen ebenso wie noch unbekannte Weingüter. „Es ist großartig, dass Annemarie Foidl es geschafft hat, die Veranstaltung nach Österreich zu bringen“, sagt dazu der Wachauer Winzer Rudi Pichler. Auch sein Kollege Emmerich Knoll ist naturgemäß begeistert, dass so viele Topsommeliers nach Österreich kommen. Es sei wichtig, sich dabei nicht als einzelner Winzer zu präsentieren, sondern die Region in den Vordergrund zu stellen – worin die Wachauer ohnehin gut sind. Nur so habe man auch weltweit Bedeutung.

Für den österreichischen Kandidaten, Suvad Zlatic, steht in den nächsten Monaten Training auf dem Programm. „Das ist wie Hochleistungssport“, sagt er. Der Tiroler mit bosnischen Wurzeln hat übrigens bei der Sommelier-WM im Vorjahr den 16. Platz gemacht, von 61. Für die EM erhofft er sich bessere Chancen – auch weil es ein Heimspiel ist. Diplom-Sommeliers. Die Sommelierunion Austria (vormals Österreichischer Sommelierverband) ist der Dachverband der einzelnen Sommeliervereine der neun Bundesländer. Sie wurde 1998 gegründet und zählt rund 2000 Mitglieder.

A.S.I. Der internationale Sommelierverband Association de la Sommellerie Internationale (A.S.I.) wurde 1969 in Frankreich gegründet. Seit 1988 führt die A.S.I. Sommelier-Europameisterschaften durch. Sie finden, ebenso wie die Weltmeisterschaften, alle drei Jahre statt.

Arvic Rosengren. Der Schwede ist nicht nur aktueller Europameister, sondern auch Weltmeister der Sommeliers.

Auf einen Blick

Von 8. bis 13. Mai wird in Wien die Sommelier-Europameisterschaft abgehalten. 38 Kandidaten aus Europa und drei aus Afrika treten gegeneinander an. Dazu werden Sommelier-Delegationen aus 59 Ländern erwartet. Das Rahmenprogramm und Teile des Wettbewerbs sind öffentlich zugänglich. www.mse2017.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.01.2017)

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