Gut Ding braucht Weile

Für manche Pflanzen, wie die gelb blühende Pfingstrose, braucht man eben Geduld.

Auch die Pfingstrosen blühen heuer sehr früh. Vor allem die großen, verholzenden Strauchpfingstrosen zeigen sich derzeit in voller Pracht, manche sind sogar schon wieder am Abblühen. Die nicht verholzenden Stauden- oder Bauernpfingstrosen hingegen, die alljährlich im Herbst einziehen und sich erst im Frühjahr wieder durch die Erde wühlen, brauchen noch ein wenig Zeit.

Doch nicht alle. Vor etwa einem Dutzend Jahren bekam ich einen Ableger einer eher seltenen gelb blühenden Staudenpfingstrose geschenkt und pflanzte sie an guter Stelle aus: leichter Halbschatten, nahrhafter Boden, eher feuchte, doch nicht staunasse Lage. Insgesamt also Idealbedingungen.

Trotzdem blühte sie nie. Sie war sichtlich gesund, doch sehr klein, und die zu erwartenden gelben Blütenschalen – ungefüllt, wie es von der Überbringerin der Pflanze geheißen hatte, und zart duftend – blieben aus. Zwischenzeitlich hatte es schon Überlegungen gegeben, die Pflanze dem Kompost zu überantworten oder umzusetzen. Aber ersteres schien undankbar, und zweites mögen Pfingstrosen gar nicht. Sie wollen in Ruhe gelassen und an ein und derselben Stelle sehr alt werden.

Doch heuer hat sich die Pflanze offenbar eines Besseren besonnen und beschlossen, lang genug eingewurzelt Kräfte gesammelt zu haben. Sie blüht. Geduld bleibt also eine der Erfolg versprechenden Tugenden des Gärtners. Wer gelbe Pfingstrosen sucht, wird wohl nur in Spezialgärtnereien fündig, kann dort aber aus verschiedensten gefüllten und ungefüllten Sorten wählen.


30 Arten. Die Taxonomie, also das Klassifikationsschema der in China seit zumindest tausend Jahren kultivierten Pfingstrosen ist ein wenig kompliziert. Die Gattung Paeonia enthält rund 30 Arten in drei Sektionen. Für uns Hobbygärtner bleibt eigentlich nur die Unterscheidung zwischen Strauch- und Staudenpfingstrose wichtig.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.05.2016)

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