Leck an AKW-Ruine Fukushima dicht

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Techniker konnten einen Riss in Reaktor 2 versiegeln und den unkontrollierten Austritt verseuchten Wassers stoppen. In den Reaktoren selbst ist die Lage weiterhin angespannt.

Tokio/Wien/Ag. Die Arbeiter an der schwer beschädigten japanischen Atomanlage Fukushima können einen kleinen Erfolg verbuchen: Das Leck in Reaktor 2, durch das seit Tagen radioaktiv verseuchtes Wasser ausgetreten ist, konnte am Mittwoch abgedichtet werden. Ob es noch andere Lecks im Kraftwerk gibt, und wie lange die Abdichtung halten wird, ist aber laut dem AKW-Betreiber Tepco noch völlig unklar.

In einem langen Nachteinsatz gossen 52 Techniker rund 6000 Liter eines als Flüssigglas bekannten Silikats in den betreffenden Kanalschacht der Atomruine. Zuvor waren Versuche gescheitert, den Riss mit Beton und Kunstharz zu versiegeln. Verseuchtes Wasser konnte tagelang ungehindert aus dem Loch sprudeln. Zudem leitet Tepco seit Montag absichtlich leicht verstrahltes Abwasser ins Meer, um im AKW Platz für stärker verseuchtes Wasser zu machen. Bis Mittwoch sollen mehr als 11.000 Tonnen abgelassen werden.

In Nachbarländern wie Südkorea und China löste das Abpumpen ins Meer Besorgnis aus. Die Folgen der Strahlenbelastung für das Ökosystem im Pazifik dürften aber erst nach und nach zutage treten. Die Auswirkungen weiter draußen im Pazifik könne man derzeit noch nicht beurteilen, sagen Meeresbiologen. Zwar verdünne sich die Radioaktivität im Meer stark, ob Speisefische verstrahlt werden, werde erst in einigen Wochen oder Monaten klar werden. Ein japanisches Forschungsschiff nimmt rund 30 Kilometer von der Küste entfernt Proben. Während in der Nähe des AKW stark erhöhte Werte gemessen wurden, waren sie weiter draußen am Meer in den vergangenen Tagen rückläufig, so die Experten.

In den Reaktoren selbst ist die Lage weiterhin angespannt: Um weiteren Explosionen vorzubeugen, will Tepco nun Stickstoff in die Meiler leiten. Die geplanten Arbeiten, die am Mittwoch begonnen haben und mehrere Tage dauern, betreffen Reaktor 1. Dort besteht die Gefahr, dass sich durch die beschädigten Brennstäbe Wasserstoff im Gebäude angesammelt hat und das zu einer Explosion führen könnte.

Gespräche mit dem Kronprinzen

Rund 165.000Menschen leben nach dem Erdbeben noch immer in Notunterkünften in Schulen oder Turnsälen. Kronprinz Naruhito und seine Frau Masako besuchten Betroffene aus der Fukushima-Präfektur, die im Stadion von Chofu untergebracht sind. Das Kronprinzenpaar, das nur selten in der Öffentlichkeit auftritt, kniete sich vor den Schlaflagern der Menschen auf den Boden und nahm sich Zeit für Gespräche mit den Überlebenden des Bebens und des Tsunamis. Vergangene Woche hatte sich Naruhitos Vater, Kaiser Akihito, mit seiner Frau Michiko mit Überlebenden getroffen. Seit der Katastrophe vom 11.März gelten insgesamt mehr als 27.000 Menschen als tot oder vermisst.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.04.2011)

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