Tausende Helfer sind im Bebengebiet Emilia Romagna im Einsatz. Rund 5000 Menschen sind obdachlos geworden, sieben kamen ums Leben, mindestens 50 wurden verletzt. Noch hat sich die Erde nicht wieder beruhigt,
Nach dem Beben öffnete der Himmel seine Schleusen. Es waren schwierige Bedingungen für die Hilfskräfte – und vor allem für jene, die ihre Häuser verloren haben. Hunderte Menschen verbrachten die Nacht vom Sonntag auf Montag in eilends errichteten Zeltlagern, doch die Notunterkünfte reichten vielerorts nicht aus. Viele suchten deshalb bei Freunden und Verwandten Zuflucht oder verbrachten die Nacht aus Angst vor Nachbeben im Auto.
Bis zu 5000 Menschen, so die neuesten Schätzungen von Montag, sind durch das Beben in Norditalien obdachlos geworden, sieben kamen ums Leben, mindestens 50 wurden verletzt. Tausende Freiwillige des Zivilschutzes sind seither in der Region im Einsatz. Der Chef des italienischen Zivilschutzes, Franco Gabrielli, kündigte am Montag an, dass so schnell wie möglich weitere Notunterkünfte und sanitäre Anlagen bereitgestellt würden.
Am Sonntagmorgen, kurz nach vier Uhr, hatte ein mittelschwerer Erdstoß der Stärke 5,9 die Ebene nördlich von Bologna erschüttert, das Epizentrum lag in dem kleinen Ort Finale Emilia westlich von Ferrara. Es war das schwerste Beben in Italien, seit im April 2009 die historische Altstadt von L'Aquila in den Abruzzen fast vollständig zerstört wurde. Besonders betroffen ist die Region zwischen Modena, Mantua und Ferrara, doch war das Erdbeben bis in weit entfernte Gebiete wie Südtirol und die Toskana zu spüren.
Und noch hat sich die Erde nicht wieder beruhigt, Dutzende Nachbeben erschüttern die Region und versetzen die Betroffenen erneut in Angst und Schrecken. Noch gibt es auch keine Entwarnung, befürchten die Experten. „Die Gefahr ist noch nicht vorbei“, glaubt der Seismologe Warner Mazzochhi vom Nationalen Geophysikalischen und Vulkanologischen Institut in Rom. „Es ist nicht ausgeschlossen, dass es erneut zu heftigen seismischen Bewegungen kommt.“
Premier Monti ruft Notstand aus
Dabei gehört die Poebene nicht zu den tektonisch stark gefährdeten Gegenden Italiens, seit fast 500 Jahren hat die Erde dort nicht so stark gebebt. In den vergangenen Jahren aber ist die Region seismisch unruhiger geworden, zuletzt kam es im Jänner in Parma und Reggio Emilia zu Beben der Stärke 5,4. Das Beben ereignete sich an der Stelle, an der die Adriatische Platte, eine kleine tektonische Platte der Erdkruste zwischen der Afrikanischen und Eurasischen Platte, beginnt, zum Meer abzufallen, so Experten. Sie staut nach Süden den Apennin und nach Norden die Alpen auf und ist starken Drücken ausgesetzt.
Wie groß der Schaden ist, ließ sich auch Montag nicht abschätzen. Die Region Emilia Romagna befürchtet Schäden in dreistelliger Millionenhöhe, viele Fabrikanlagen hielten dem Beben nicht stand und stürzten ein, auch der Schaden für die Landwirtschaft dürfte erheblich sein. Ebenfalls noch nicht absehbar sind die Folgen an den zahlreichen Kulturdenkmälern Norditaliens.
Italiens Regierung unter Premier Mario Monti wird in ihrer heutigen Sitzung den Notstand über die Region verhängen. Das bedeutet auch, dass Gelder für den Wiederaufbau schneller fließen könnten.