Skelettfund im Wrack von Antikythera

Mittels DNA-Analyse soll mehr über den Toten ermittelt werden. (Symbolfoto)
Mittels DNA-Analyse soll mehr über den Toten ermittelt werden. (Symbolfoto)(c) APA/AFP/MENAHEM KAHANA
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Forscher hoffen, über 2000 Jahre alte DNA aus den Knochen extrahieren und analysieren zu können.

Just am 25. Jahrestag der Entdeckung des ca. 5250 Jahre alten Ötzi kam die Nachricht vom Fund eines rund 2100 Jahre alten Skeletts in einem antiken Schiffswrack. Die Knochen – darunter der Teil des Schädels, mehrere Rippen und beide Oberschenkelknochen – stammen vermutlich von einem jungen Mann, den die Forscher auch schon benannt haben: Pamphilos (etwa: „bei allen beliebt“), dieser Name stand auf einem Weinbecher, der in demselben Wrack gefunden wurde.

Das Wrack wurde schon im Jahr 1900 entdeckt: Es liegt in etwa 55 Metern Tiefe vor der Küste der griechischen Insel Antikythera. In ihm fand man bisher u. a. Münzen aus Ephesos (datiert auf die Zeit zwischen 86 und 67 v. Chr.), eine 1,94 Meter große Statue eines Jünglings, den Bronzekopf eines Philosophen und vor allem ein kompliziertes Gerät mit vielen Zahnrädern und Zifferblättern, das einst für astronomische Berechnungen verwendet wurde: den Mechanismus von Antikythera.

Das Felsenbein wird untersucht

Nun also das Skelett, das die Unterwasserarchäologen, die es Ende August unter einer 50 Zentimeter dicken Schicht aus Sand und Tonscherben gefunden haben, einzigartig nennen. Skelettfunde im Meer sind selten. Begeistert ist auch Hannes Schroeder, ein Experte für DNA-Analyse am Museum für Naturgeschichte in Kopenhagen. Die Knochen seien gut erhalten, sagt er, erfreulicherweise sei das Felsenbein (ein besonders harter Knochen, der das Innenohr umgibt) dabei: „Wenn man irgendwo DNA findet, dann dort.“ Schroeder muss noch auf die Erlaubnis der griechischen Behörden warten, dann wird er versuchen, DNA zu extrahieren. In Nature (537, S. 462) grübelt er schon darüber, ob die Ergebnisse etwaiger Analysen auf die Abstammung schließen lassen: „Wer waren die Leute, die vor 2000 Jahren übers Mittelmeer fuhren? Vielleicht war einer von ihnen der Besitzer des Mechanismus von Antikythera.“

Das Schiff, auffällig nahe an der Küste, sei wohl nach einem Sturm, der es gegen die Felsen schmetterte, so schnell gesunken, dass sich viele Passagiere nicht mehr retten konnten, meinen die Archäologen. Jedenfalls fanden sich schon früher erstaunlich viele Gebeine in dem Wrack von Antikythera. Doch sie wurden nicht auf DNA untersucht, jetzt sind sie ziemlich sicher mit der DNA heutiger Menschen kontaminiert. Das gilt wohl auch für die Skelettfunde von zwei anderen berühmten Schiffen: der 1545 vor England gesunkenen Mary Rose und der 1628 bei Schweden gesunkenen Vasa.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.09.2016)

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