Das Kapitel Soriano und Salzburg ist beendet, der 31-Jährige verlässt die Bullen. Chinas Liga, Beijing Guoan und ein millionenschwerer Dreijahresvertrag warten.
Salzburg. Jonatan Soriano war gar nicht im Stadion, als Fußballmeister Salzburg gegen Mattersburg zu einem 1:0 stolperte. Und dennoch, alles sprach über den Kapitän und Topscorer des Klubs, um den sich prompt wieder Abwanderungsgelüste rankten. Diesmal bewahrheiteten sich die Vermutungen, Soriano wird Salzburg verlassen.
Es ist nicht Spanien, auch kein Topklub einer anderen europäischen Liga. Soriano zieht es nach China, Beijing Guoan. Offiziell ist es noch nicht, in Salzburg schweigt man sich aus. All das ist wohl dem Respekt dem Spieler gegenüber geschuldet für Verdienste in den vergangenen fünf Jahren. Und dem Warten auf die stattliche Ablöse von zehn Millionen Euro.
Soriano ist bereits im „Reich der Mitte“, Mitte der Woche soll der Dreijahresvertrag unterschrieben sein. Guoan-Coach José Gonzalez will diesen Spieler unbedingt. Das erste Angebot aus China hatte der Katalane noch ausgeschlagen, es war jedoch eine Spielklasse tiefer angesetzt. In der zweiten Liga wollte der 31-Jährige seine Karriere nicht ausklingen lassen, im Oberhaus und sehr hoch bezahlt ist China schon verlockend. Trainer Oscar Garcia hat sich damit abgefunden, dass er seinen Topstürmer verliert. „Wir werden ihn vermissen, er ist ein fantastischer Spieler“, sagte er. „Aber es liegt nicht an mir, solche Entscheidungen zu verstehen.“
Verheerende Signalwirkung
Soriano gewann mit Salzburg je vier Meisterschaften und Cuptrophäen, erzielte 120 Tore in 144 Liga-Partien, 172 insgesamt. Ohne ihn und möglicherweise auch Fredrik Gulbrandsen, der mit einem Transfer zu den NY Bulls liebäugelt, dürfte das 4-4-2-System der Vergangenheit angehören. Der vor knapp zwei Wochen vollzogene leihweise Abgang von Mittelstürmer Munas Dabbur zu Grasshoppers Zürich schmerzt nun umso mehr. Auch diese Personalie zeigt, dass eine gewisse Ordnung fehlt.
Wer ist denn nun der Publikumsliebling? Wer schießt Tore, wer führt die Mannschaft an? Garcia wirkt grantig, solche Fragen hört er ungern. Man zeige doch offensiven Fußball, schieße Tore und sei – entgegen der formschwachen und inkonsequenten Austria und Rapid – auf direktem Wege zum Titel. Er nannte Spieler wie Minamino, Hwang, die in der Youth League für Furore sorgten. Oder Oberlin, der gegen Mattersburg das wichtige Tor erzielte. Dass er erst im Winter aus Altach zurückgeholt werden musste, betonte Garcia bei seiner Aufzählung nicht. Er müsse aber als Spieler noch wachsen.
Der Ausverkauf geht munter weiter, an diesem Umstand kommt auch Garcia nicht umhin. Mané, Kampl, Alan (Guangzhou), Keita, Ilsanker, Sabitzer, Bernardo, Ramalho, Upamecano, Reina, Hinteregger – und nun geht auch die Leitfigur Soriano. Welche Signalwirkung das für den Fan haben muss, liegt auf der Hand. (fin)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2017)