Mit dem Verkauf von Erdbeeren werden beim Grand-Slam-Turnier jährlich über 400.000 Euro umgesetzt. Ein Blick hinter die Kulissen des „Strawberries and Cream“-Kults.
Die Briten sind sich einig. Wer in Wimbledon nicht die berühmten Erdbeeren mit flüssigem Schlagobers gekostet hat, der war nicht wirklich hier. Die Geschichte der „Strawberries and Cream“ ist fast genauso alt wie die des Turniers. Heute sind die Erdbeeren aus dem All England Lawn Tennis and Croquet Club nicht mehr wegzudenken.
Zehn bis zwölf Stück befinden sich in einer Schale, die Anzahl ist letztlich abhängig von der Größe. Sally Ixer fungiert als Erdbeer-Managerin, „eigentlich nennen mich alle Sally Strawberry“, sagt sie. Ixer ist für Ablauf, Beschaffung und Verkauf der begehrten Früchte zuständig. Jeden Morgen um 5.30 Uhr werden die Erdbeeren in großen Kartons aus dem eine Autostunde entfernten Kent eigens angeliefert und in den Kühlraum unterhalb des Centre Courts verfrachtet. Hier werden die Früchte von zehn bis zwölf Beschäftigten begutachtet, entstielt und verkaufsbereit in die handlichen Schalen gepackt. Insgesamt umfasst das „Erdbeeren-Team“ 40 Personen, es läuft ein Schichtbetrieb. Es ist eine mühsame Arbeit, ob die Bezahlung wenigstens gut sei? Leises Gelächter unter den großteils jungen Leuten. Ixer meldet sich zu Wort: „Es ist doch eine Ehre, hier in Wimbledon arbeiten zu dürfen.“
Die Nachfrage nach Erdbeeren ist groß. Heuer ganz besonders, das schöne Wetter lässt das Geschäft florieren. „Sie sind besonders süß“, meint Ixer, „aber während dieser zwei Wochen brauche ich sie nicht.“ Wimbledon lässt sich seine Delikatesse nämlich gut bis fürstlich bezahlen. 3,50 Euro kostet eine Schale, über 120.000 derer wurden im Vorjahr verkauft. „Ein guter Preis“, sagt Ixer, „wir sind seit sechs Jahren nicht teurer geworden.“ Das Geschäft ist also krisensicher. „Worum geht es denn in Wimbledon? Um Tennis, um Erdbeeren.“
Djoković mit Überstunden
Auf den Tag genau, 30 Jahre nach seinem ersten Triumph in Wimbledon, musste Boris Becker gehörig zittern. Sein Schützling, der Serbe Novak Djoković, musste gegen Kevin Anderson über die volle Distanz von fünf Sätzen (6:7, 6:7, 6:1, 6:4, 7:5). Anderson, 14. der Weltrangliste, forderte die Nummer 1 mehr als dieser lieb war und führte mit 2:0-Sätzen, ehe das Match bei Satzgleichstand vertagt wurde. In der Entscheidung versagten dem Südafrikaner beim Stand von 5:5 die Nerven. Nach 40 Assen unterliefen ihm zwei Doppelfehler, sein Serve-and-Volley-Versuch beim Breakball ging schief, der Volley landete im Netz.
Djoković bejubelte das entscheidende Break zum 6:5 und kurz darauf den Sieg. Zum vierten Mal drehte er einen 0:2-Satzrückstand. „Eines meiner härtesten Matches überhaupt. Nach dem Rückstand noch zu gewinnen, gibt mir viel Selbstvertrauen“, meinte der Serbe. Der Titelverteidiger trifft heute im Viertelfinale auf US-Open-Champion Marin Čilić.
Compliance Hinweis:
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Doppel, Viertelfinale: Murray/Peers (GBR/AUS-13) – Peya/Soares (AUT/BRA-8) 6:4, 7:6, 6:3.
Damen, Viertelfinale: Scharapowa (RUS-4) – Vandeweghe (USA) 6:3, 6:7(3), 6:2. Muguruza (ESP-20) – Bacsinszky (SUI-15) 7:5, 6:3.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.07.2015)