Die Entwicklungsorganisation sieht durch "zunehmende Armut und Ungleichheit" in Europa den sozialen Zusammenhang gefährdert.
Immer mehr Menschen in Europa können sich die Heizkosten für ihre Wohnung nicht leisten. Das geht aus einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht der Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam hervor. Demnach fehlte im Jahr 2013 50 Millionen Menschen in Europa das Geld, ihre Wohnungen zu heizen oder unvorhergesehene Ausgaben zu bestreiten. Das sei ein Anstieg um 7,5 Millionen seit 2009. Fast ein Viertel der europäischen Bevölkerung, insgesamt 123 Millionen Menschen, lebt dem Bericht zufolge an der Armutsgrenze oder darunter. Ihnen stünden 342 Milliardäre gegenüber, mehr als doppelt so viele wie 2009.
Oxfam veröffentlichte neben dem Bericht eine Rangliste, welche die EU-Mitgliedstaaten anhand von sieben verschiedenen Kennzahlen zu Armut und Ungleichheit einordnet:
- Demnach ist die Einkommensungleichheit vor Steuern und Sozialtransfers in Griechenland, Deutschland und Portugal EU-weit am höchsten. Für Österreich ist die Einkommensungleichheit vergleichsweise gering, laut Oxfam gibt es aber eine deutliche Vergrößerung der Ungleichheit seit 2005.
- Die größte Ungleichheit bei den Nettoeinkommen findet sich demnach in Bulgarien, Lettland und Litauen.
- Rumänien und Griechenland hätten die höchste Quote an Menschen, die trotz Arbeit von Armut bedroht sind.
- In Österreich, Slowenien und Estland sowie Tschechien bestünden die höchsten Einkommensgefälle zwischen Männern und Frauen.
"Die zunehmende Armut und Ungleichheit in Europa bedrohen den sozialen Zusammenhalt und untergraben die Demokratie", warnte Oxfam. In dem Bericht "Ein Europa für alle" glaubt die Organisation drei Hauptursachen für die zunehmende Ungleichheit ausgemacht zu haben: die politische Einflussnahme Reicher, die Sparpolitik im Zuge der Finanzkrise sowie ungerechte Steuersysteme.
>>> Der gesamte Bericht von Oxfam (englisch)
(APA/AFP)