Anton Wais: „Ich mag mich nicht auf Erfolgen ausrasten“

(c) APA
  • Drucken

ANTON WAIS. Der Post-Chef trug maßgeblich dazu bei, aus dem Amt ein börsenotiertes Unternehmen zu machen.

WIEN. Der 31. Mai 2006, der Tag, an dem die Post-Aktie zum ersten Mal an der Börse notierte, sei nicht der schönste Moment seiner Karriere gewesen, sagt Post-Chef Anton Wais. „Es war ein natürlich erhebender Augenblick als klar war, dass der Kurs nach oben geht.“ Aber beruflich gesehen habe es keinen „schönsten Tag“ gegeben. „Ich bin nicht am Ende meiner Periode und mag mich nicht auf Erfolgen ausrasten.“

Dennoch hat der 59-Jährige Wiener einiges geleistet, auf das er stolz sein kann: Als er 1999 an die Spitze der Post kam, war man von Marktwirtschaft weit entfernt. „Wir wussten nicht, wo die Kosten liegen und wie der Umsatz genau erzielt wird.“ Eigeninitiative der Beamten war nicht gefragt. Alle warteten auf Weisungen von oben – doch auf diese Weise wollte Wais das Unternehmen nicht führen. Und so griff er radikal durch, krempelte den Betrieb um, machte den „Ämtern“ den Garaus, führte Controlling und Leistungsprämien ein, reduzierte die Zahl der Mitarbeiter und Post-Filialen, investierte in Technik. Die Veränderungen stießen naturgemäß auf Widerstand. Auch derzeit wird in der Post zwischen Management und Belegschaft ein Kampf ausgetragen. Es geht darum, ob weniger Briefträger mehr Post austragen können.

Kein geduldiger Mensch

Doch so ein Hickhack bringt Wais nicht aus der Ruhe – auch wenn er alles andere als ein geduldiger Mensch ist. Sein Studium – Jus – hat er deshalb ausgewählt, weil es damals der kürzeste Weg zum Doktorat war. Interessiert hätte ihn auch Medizin. Aber am liebsten wäre ihm gewesen, Regisseur zu lernen. Mit dieser Wahl waren aber seine Eltern – der Vater Kriminalbeamter, die Mutter Hausfrau – nicht einverstanden. So wurde es Jus, und Wais lebt seine Ideen zur Inszenierung nun als Manager aus, wenn etwa Post-Meetings mit Musik der Rolling Stones beginnen. Oder wenn sichtbar in seinem Büro ein iPod steht. 2500 Lieder habe er drauf. Sein Geschmack: „Alles, was in Mode ist“, sagt er. Etwa Robbie Williams, Nelly Furtado, Christl Stürmer, Falco und auch alle Buddha-Bar-Sampler, dazu noch Meditationsmusik.

Auch Wais selbst spielt Musik. Vom elften Lebensjahr an lernte er Akkordeon zu spielen. „Meine Mutter hat mich gezwungen, jeden Tag eine Stunde zu üben“, sagt er. Daher könne er jedes Stück anhand der Noten spielen. Ganz anders verhält sich das bei der steirischen Knöpferlharmonika, die er von seiner Frau zum 55. Geburtstag bekam. „Da habe ich mir das Spielen selbst beigebracht und kann nicht vom Blatt spielen.“ Zudem spielt Wais Klavier.

Ein weiteres Hobby ist Malen. Kleine Bilder bringt er als Gastgeschenke mit. So erhielt etwa ein Bekannter, der mit Knoblauch handelt, ein Bild mit einem Knoblauch. „Bei mir muss alles schnell gehen“, sagt Wais. Deshalb sind ihm kleine Bilder oft lieber. Zeit zum Malen findet er am Wochenende und im Urlaub. „Ich habe auch eine kleine tragbare Staffelei zum Mitnehmen auf Reisen.“ Denn Reisen sei ebenso wie Lesen ein weiteres Steckenpferd von ihm. Und dann gibt es noch ein außergewöhnliches Hobby: Nachdem ihm Theaterkritiken nicht zusagen, hat Wais vor rund fünf Jahren begonnen, sich seine eigene Meinung zu den Stücken, die er sieht, aufzuschreiben. 50 Kritiken hat Wais mittlerweile zu Papier gebracht.

Sein erster Job war neben dem Studium als Vertragsbediensteter im Handelsministerium. „Damals habe ich mit einem Kollegen die Einführung der Mehrwertsteuer in Österreich vorbereitet“, sagt Wais. „Wir haben zu viel gearbeitet und zum Teil zwölf Akten am Tag abgefertigt.“ Weil Wais „unangenehm durch Arbeiten“, wie er sagt, auffiel, erhielt er das Angebot, im Kabinett des Handelsministers Josef Staribacher (SPÖ) zu arbeiten. „Damals stand auf Tiefkühlware kein Ablaufdatum, bei Textilien nicht, wie man sie pflegen soll“, erzählt Wais. Einer seiner Aufgaben sei es gewesen, hier Verbesserungen zu schaffen. Nach sieben Jahren hatte er aber genug von der Politik. „Vier im Kabinett stehen am Gaspedal und 600 bremsen“, sagt er. Über eine Wiener Firma kam er zu Siemens Deutschland, von dort ging es dann wieder zurück zu Siemens nach Wien und schließlich zur Post.

„Schütze mein Privatleben“

Über sein Privatleben erzählt Wais wenig. Er wohnt im Umkreis von Wien in einem geerbten Haus, hat keine Kinder. Seine Frau, die früher bei der Creditanstalt arbeitete, sei mit ihm nach Deutschland gegangen und seither zu Hause. Gemeinsam haben sie Hobbys wie zusammen kochen. Seine Frau habe viel Freude mit dem Garten, sammelt alte Traktoren – bisher hat sie drei – und Steyr-Waffenräder (davon hat sie zwölf) und kümmert sich um die Häuser. „Mein Privatleben ist durch die Arbeit ohnehin reduziert, darum schütze ich es.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.09.2007)


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.