Kulturerbe

Peter Simonischek: Jedermann bleibt am Leben und geht ins Kino

(c) Clemens Fabry
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Burgtheater-Star Peter Simonischek ist der Bühne trotz aller Verlockungen des glamourösen Films treu. Er liebt die Arbeit im Ensemble. Und die Literatur.

Wer die Titelrolle im „Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen spielt, hat es in den Theaterhimmel geschafft. Peter Simonischek durfte die Figur bisher am öftesten verkörpern, von 2002 bis 2009. Seine Karriere war bereits lang zuvor an renommierten Bühnen erblüht. Über Graz, Sankt Gallen, Bern und Düsseldorf kam er nach Berlin und gehörte gut 20 Jahre dem Ensemble der Schaubühne in ihrer Hochzeit an. 1999 wechselte er zum Burgtheater und war dort von Anfang an ein Protagonist – er spielte Könige, Caesaren und auch Gescheiterte, mit Vorliebe komplexe Helden in Stücken von Tschechow oder Ibsen.
Dabei war es dem 1946 in Graz geborenen, im oststeirischen Markt Hartmannsdorf aufgewachsenen Sohn eines Zahnarztes gar nicht vorbestimmt, Schauspieler zu werden. Zwar hatte er schon als Internatsschüler in Sankt Paul im Lavanttal die Leidenschaft fürs Theater entdeckt, das Talent war erkannt, doch der Vater wollte, dass er Medizin studierte. Simonischek sträubte sich. Der Kompromiss: Was Solides. Beim Studium in Graz (Architektur, Zahntechnik) meldete er sich jedoch ohne Wissen der Eltern parallel an der Akademie für Musik und darstellende Kunst an. Es gab kein Halten mehr. „Seit ich als Sechzehnjähriger in Graz Helmuth Lohner als Hamlet gesehen hatte, wollte ich ausschließlich auf die Bühne“, sagt Simonischek der „Presse“.


Was aber macht man nach dem „Jedermann“? Fällt man da nicht in ein tiefes Loch? Nein, Jedermann bleibt am Leben und geht ins Kino. „Eigentlich habe ich mir vorgenommen, nicht mehr so viel zu tun,“ sagt Simonischek und lacht, doch der Film „Toni Erdmann“, eine hinreißende Vater-Tochter-Komödie, in der er den Titelhelden spielt, habe sein Leben noch einmal verändert, und zwar mindestens so sehr wie der „Jedermann“. Ein Preisregen ging auf ihn nieder, es gab 2017 sogar eine Oscar-Nominierung für den besten fremdsprachigen Film. Inzwischen hat der Burg- und Kino-Star schon zwei weitere Filme im Kasten – in „Der Dolmetscher“ spielt er neben dem wunderbaren Jiří Menzel, auch bei Thomas Vinterbergs „Kursk“ wirkt er mit. Dem Theater ist er „trotz der Verlockungen des Films treu geblieben“. Ab 21. 10. ist Simonischek an der Burg unter der Regie von Alvis Hermanis in Alexander Ostrowskijs „Schlechte Partie“ zu sehen, zuvor wird er am Schauspielhaus Graz zur Saisoneröffnung am 30. 9. in „Weißes Kaninchen, rotes Kaninchen“ von Nassim Soleimanpour die Kunst der Improvisation vorführen.

Wie der Vater, so der Sohn

Dazu kommen noch Repertoire, Hörspiele, Sprechrollen fürs TV und vor allem auch Lesungen mit seiner Frau Brigitte Karner. Da knistert es: „Die Leute gehen glücklich raus!“ Auch Max Simonischek, der Sohn aus erster Ehe, ist Schauspieler, ein höchst erfolgreicher. Für 2018 hat die Schweiz einen Film mit ihm für den Oscar vorgeschlagen. Simonischek jr. spielt in „Die göttliche Ordnung“ eine Hauptrolle. Der Vater ist sichtlich stolz: „Ich freue mich, wenn er gut ist!“

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