Gebhard Neumayr: Im Dauereinsatz gegen die Naturgewalten

Neumayr auf einer Wildbachbaustelle.
Neumayr auf einer Wildbachbaustelle.(c) BMLFUW
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Ländliche Entwicklung. Gebhard Neumayr und sein Team von der Wildbach- und Lawinenverbauung schützen den Salzburger Pinzgau vor Naturgefahren.

Wien. Der Pinzgau in Salzburg zählt sicher zu den schönsten Gebieten Österreichs. Wald, Berge und Almen machen diesen Gau zu einem beliebten Ziel für Wanderer. Doch im Pinzgau ist auch die Gefahr von Naturkatastrophen präsent, die Idylle kann schnell kippen. Zum Beispiel 2013. Da war Anfang Juni ganz Österreich von schweren Hochwassern betroffen, ganz brisant war jedoch die Lage im Pinzgau, wo Dauerregen die Bäche überlaufen ließ und Murenabgänge hervorrief, die Häuser und Orte zerstörten und zwei Menschenleben forderten.
Um die Schutzbauten im Katastrophenfall von Schutt und Holz freizumachen, rücken dann die Mitarbeiter der Pinzgauer Wildbach- und Lawinenverbauung aus. Und mittendrin ihr Chef Gebhard Neumayr. Doch die akute Schadensbekämpfung ist nur ein Teil der Arbeit der Naturschützer. „Unser primäres Ziel ist natürlich, vorbeugende Maßnahmen zu schaffen. Der größte Teil unserer Arbeit ist die Wildbachverbauung“, sagt Neumayr. Er ist seit 2009 Chef dieser Abteilung und hat etwa 70 Mitarbeiter.
Rund 15 Millionen Euro werden Jahr für Jahr im Pinzgau für Schutzmaßnahmen ausgegeben. Diese werden von Bund und Land – und von den Wildbachwassergenossenschaften – finanziert. Im Pinzgau gibt es mehr als 100 solcher Genossenschaften: Darunter große mit 500, 600 Mitgliedern oder kleine, die nur aus mehreren Bauernhäusern bestehen. Insgesamt sind es 14 Prozent der Pinzgauer, die hier organisiert sind und somit direkt in die Problembekämpfung eingebunden sind.
Warum ist gerade der Pinzgau so anfällig für extremes Wetter? „Es ist die besondere Geologie, es ist die Begrenztheit an sicherem Lebensraum hier bei uns, und es sind auch die ausgeprägten Gewitterstraßen“, sagt Neumayr. Kann auch der Klimawandel mitspielen? „Faktum ist, dass es wärmer wird. Und dadurch ist die Luft in der Lage, mehr Wasserdampf aufzunehmen.“ Bemerkbar sei jedenfalls, dass es „punktuell extreme Niederschläge“ gebe.
Könnten auch verstärkter Tourismus oder Almwirtschaft eine Rolle spielen? „Wenn die Almwirtschaft nicht zu intensiv gemacht wird, ist sie durchaus positiv.“ Aber ganz wesentlich sei der Wald, sagt Neumayr. „Wenn es in Einzugsgebieten von Bächen keinen Wald mehr gibt, gibt es dort keinen Schutz, und es kann schlimm ausgehen.“
Neumayr kennt den Pinzgau wie die eigene Hosentasche. Er ging in Saalfelden in die Schule, machte dort auch die HTL, arbeitete bei einem Zivilingenieur, dockte schon 1993 bei der Wildbachverbauung an und schaffte neben der Arbeit auch das Studium an der BOKU. Fachgebiet natürlich Wildbach- und Lawinenverbauung.
Was ihn an seinem Job so reizt? „Es ist ein sehr schöner Beruf, bei dem man in der Natur ist. Und es entsteht was bei unserer Arbeit“ sagt Neumayr. „Ich war oft bei Katastropheneinsätzen – und es stimmt immer positiv, wenn man sieht, dass eine Siedlung durch unsere Maßnahmen geschützt werden kann.“ Dann fügt er hinzu: „100-prozentigen Schutz gibt es aber nicht.“ (gb)


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