Frank Stronach will nicht nur Interviews autorisieren, sondern auch Titel. Die Aufregung ist groß. Man kann übrigens auch Nein sagen.
Auf Facebook und Twitter gehen die Wogen hoch, Anlass ist eine Kolumne von „Datum"-Chefredakteur Stefan Kaltenbrunner, der die Autorisierungspraktiken von Frank Stronach anprangert. Der Neopolitiker, der sich so gern für Transparenz und Werte starkmacht, verlangt vor jedem Interview von Journalisten, eine Erklärung zu unterzeichnen, das gesamte Interview autorisieren zu lassen. Detailliert hält Stronach fest, dass auch Titel und Einleitung freigegeben werden müssen. Das findet Kaltenbrunner zu Recht empörend.
Leider ist die Autorisierung längst die Regel in Österreich. Da manche Politiker nicht immer druckreif sprechen, gibt es auch Spielraum für Interpretation, daher ist mitunter verständlich, dass der Betroffene das redigierte Werk noch einmal sehen will. Andererseits versuchen Politikersprecher gern, harte oder peinliche Passagen abzumildern oder zu „verbessern" - in diesem Fall kann (und muss) ein Journalist aber auch einfach Nein sagen.
Das haben wir bei Frank Stronach schon zweimal getan: Thomas Prior - einer unserer besten Interviewer - lehnte die Unterschrift vor Monaten ab, verzichtete auf ein Gespräch und schrieb knapp über die sonderbare Praxis. Im August sagten Karl Ettinger und ich Nein zu diesem Knebelpapier. Nach langem Hin und Her einigten wir uns mit Stronach-Sprecherin Kathrin Nachbaur auf folgendes - etwas kindisches - Verfahren: Wir unterschreiben nicht, ich sage ihr kurz vor Andruck am Telefon, was thematisch im Titel steht. Wenn Stronach damit ein Problem hätte, würden wir eben streiten müssen . . . (und notfalls wäre das Interview eben unautorisiert erschienen). Das alles passierte dann gar nicht.
Prinzipiell gehen Freigabewünsche immer weiter; bei Erfüllung würden Journalisten bald zu Pressesprechern. Damit es nicht so weit kommt, sollten wir, statt uns gleich in demokratiepolitische Pose zu werfen, einfach nur höflich Nein sagen. no