Beim Auftakt der ORF-"Sommergespräche" gab es viele Diskussionen rund um Privatisierungen, einige Polit-Sprechblasen und ein wenig Vorwahlkampf.
Wann kommt der Zeitpunkt, ab dem Politiker beginnen in Sprechblasen zu reden? Bei Matthias Strolz war es gestern, Montag, endgültig soweit. Sicher, einige Sprüche wie „den Kindern die Flügel heben", hörte man in der Vergangenheit immer wieder vom Neos-Chef. Doch am Montag war es zunehmend schwierig, aus seinen Aussagen klare Antworten herauszufiltern.
Strolz war der erste von insgesamt sechs Gästen der diesjährigen ORF-„Sommergespräche". Für das Jahr 2014 hatte sich der Sender - zusammen mit Moderator Peter Resetarits - ein neues Format ausgedacht: Diesmal sollte es keine typischen Fragen zum innenpolitischen Hick-Hack geben. Und erst recht keine Expertengespräche. Als langjähriger ORF-Journalist für die Formate „Bürgerforum", „Bürgeranwalt" oder „Am Schauplatz Gericht" wollte Resetarits den Bürgern die Politik näher bringen, das Abstrakte verständlicher machen. Daher sollten auch vorwiegend Bürger die Fragen stellen dürfen.
Mit 61 oder 69 in Pension?
Bei der Premiere am Montag ist dies nur zum Teil gelungen. Das lag unter anderem an Strolz: Der Neos-Chef war zwar gewohnt euphorisch und energiegeladen. Er betete aber zunehmend Polit-Floskeln runter, wie man es eigentlich eher anderen Kollegen kennt. Nur schneller.
So meinte Strolz zum Thema Pensionen: „Unser Ziel ist, dass wir das Pensionssystem enkelfit kriegen." Dann präzisiert er: Vorbild sei das schwedische System. Menschen zwischen 61 und 69 Jahren sollten aussuchen können, wann sie in Pension gehen möchten. Dass man inhaltlich allerdings nicht zu sehr ins Detail gehen konnte, lag wohl auch an der Sendezeit: Innerhalb der 50 Minuten mussten die verschiedenste Themen abgehakt werden. Und die drehten sich - sei es im Bereich Wohnungsmarkt oder Gesundheit - meist um Privatisierungen. In Puncto Wasser stellte Strolz gleich zu Beginn der Sendung klar: „Das kommt mit den Neos nicht in die Tüte."
Ein junger Mann aus dem Publikum wollte außerdem auch wissen, ob die Neos das Gesundheitswesen privatisieren möchten. Auch hier beschwichtigte der Neos-Chef: „Nein, auf keinen Fall. Glauben Sie nicht der Propaganda!" Beim Thema Miete plädierte Strolz für die Abschaffung der Mietvertragsgebühren. „Aber wir brauchen auch eine Steuerreform - und zwar sofort!", fügte er hinzu.
Die ein oder andere klassische Frage stellte Resetarits dann doch: Wie viel Prozent sich der Vorarlberger bei der Landtagswahl in seiner Heimat erhoffe? „Acht Prozent, also drei Mandate", sagte Strolz. Auch auf Bundesebene hoffe er, bald auch in der Regierung mitgestalten zu können. Letzendlich versuchte Strolz aber doch, in seiner typischen Manier mit dem Publikum zu interagieren („Hände hoch - sind Wiener unter uns?"). Und grüßte (indirekt) auch seine Mama.
(Iris Bonavida)