Beim traditionsreichen Blatt endet eine Ära: "Amazon"-Chef Jeff Bezos, dem das Blatt gehört, ersetzt die Erbin der Verlegerfamilie Graham durch "Politico"-Mitgründer Frederick J. Ryan.
Bei der "Washington Post" endet die Ära der Verlegerfamilie Graham, denn "Amazon"-Chef Jeff Bezos, ernannte einen neuen Herausgeber: Frederick J. Ryan wird Katharine Weymouth aus der einstigen Besitzerfamilie Graham ersetzen. Bezos hatte die traditionsreiche Zeitung vergangenes Jahr für 250 Millionen Dollar gekauft. Bezos hat sich als neuen Herausgeber ausgerechnet einen der schärfsten Online-Konkurrenten des Blattes ausgesucht: Der 59-jährige Ryan arbeitete einst im Team von US-Präsident Ronald Reagan und war später ein Mitgründer der Website "Politico".
Weymouth ist die Urenkelin von Eugene Meyer, der die Zeitung 1933 gekauft hatte. Seitdem war die "Post" in Familienbesitz bis zum Verkauf an Bezos im August vergangenen Jahres. Der Gründer und Chef des weltgrößten Online-Händlers zahlte den Kaufpreis von 250 Millionen Dollar aus seinem Privatvermögen.
Zäsur für die "Washington Post": Die traditionsreiche Zeitung, die gemeinsam mit der "New York Times" und dem "Wall Street Journal" zu den wichtigsten Zeitungen der USA zählt, wurde verkauft. (c) REUTERS (� Jonathan Ernst / Reuters)
Der Amazon-Gründer und Milliardär Jeff Bezos übernimmt die "Washington Post" für 250 Millionen Dollar. Im Vergleich ist das günstig: 1992 kaufte die "New York Times" den "Boston Globe" um 1,1 Milliarden Dollar. Am Wochenende verkaufte die sie den "Boston Globe" wieder - diesmal für 70 Millionen Dollar. (c) REUTERS (� Shannon Stapleton / Reuters)
1877 gegründet, ist die "Washington Post" die älteste noch erscheinende Zeitung in der Hauptstadt der USA. Die Anfangsjahre verliefen turbulent. Stilson Hutchins gründete die Zeitung, nach mehreren Verkäufen landete sie im Besitz von John Roll McLean. (c) REUTERS (� Jonathan Ernst / Reuters)
Unter McLeans Besitz erschien der berühmteste Tippfehler der "Washington Post" über Präsident Woodrow Wilson und (seine spätere zweite Ehefrau) Edith Galt. Statt "entertaining" (unterhalten) stand "entering" (eindringen) in der Zeitung. (c) Reuters (� Stelios Varias / Reuters)
John McLeans Sohn Ned führte die Zeitung in den Bankrott. 1933 wurde sie zwangsversteigert, was sich jedoch als Glücksfall herausstellen sollte. Denn "The Washington Post" ging an Eugene Meyer und später an dessen Schwiegersohn Philip Graham. Es war Meyers Tochter und Grahams Ehefrau Katharine Graham, die aus dem Blatt eine amerikanische Institution machte. Die Verlegerin stand fest hinter dem Kurs der Zeitung - und machte journalistische Höhenflüge möglich. (c) REUTERS (� Reuters Photographer / Reuters)
Ihre Sternstunde erlebte die "Washington Post" Anfang der 70er Jahre, als die Reporter Carl Bernstein und Bob Woodward den Watergate-Skandal aufdeckten. (c) REUTERS (� Reuters Photographer / Reuters)
Der Skandal führte zum Rücktritt von US-Präsident Richard Nixon (im Bild mit Ehefrau Pat Nixon und Tochter Tricia beim Abschied aus dem Weißen Haus). Die Veröffentlichung der geheimen "Pentagon-Papiere" öffnete der amerikanischen Öffentlichkeit die Augen auf den Krieg in Vietnam und stärkte in einem Gerichtsprozess die Pressefreiheit. (c) � STR New / Reuters
Das Internet krempelt die Zeitungsbranche um - und die "Washington Post" verzeichnete sieben Jahre in Folge Umsatzrückgänge. (c) Reuters (� Stelios Varias / Reuters)
Ein erstes deutliches Alarmsignal kam 2009, als die Büros in Chicago, Los Angeles und New York dichtgemacht wurden. Einsparungen im Newsroom folgten. Das Blatt beschäftigt ungefähr 740 Journalisten. In Hochzeiten waren es an die 900. Im Bild: der damalige Chefredakteur Marcus Brauchli mit Präsident Obama (c) REUTERS (� POOL New / Reuters)
Heuer gab es auch eine wichtige Änderung in der Redaktion: Martin Baron, ehemals Chefredakteur des "Boston Globe", wurde neuer Chefredakteur. (c) EPA (MATTHEW J. LEE / THE BOSTON GLOB)
Das Internet hat dem Blatt schwer zugesetzt. Im Juni hatte die "Washington Post" eine Bezahlschranke eingeführt. 20 Artikel kann man gratis lesen, dann werden 9,99 für ein Monatsabo verlangt. Es gibt aber diverse Ausnahmeregelungen, etwa für Studenten oder Regierungsmitarbeiter. Don Graham zog jetzt den Verkauf an den milliardenschweren Amazon-Gründer einem strikten Sparkurs vor. (c) Reuters (� Gary Cameron / Reuters)
Zwischen Zwangsversteigerung und journalistischem Höhenflug
Bezos habe Weymouth Mitte August informiert, dass er einen neuen Verleger ausgesucht habe, schrieb die Zeitung am Dienstag. Die "Post" hat wie andere Zeitungen seit Jahren mit Rückgängen bei Auflage und Werbeeinnahmen zu kämpfen.
Die Online-Zeitung Politico hat sich als Insider-Medium für Washingtons Machtzirkel etabliert. Als fixe Größe behauptet sie sich gegen die Printmedien.
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