Mehrfach hat die Akademie-Chefin Sara Danius versucht, den Nobelpreisträger persönlich zu erreichen. Erfolglos. Aber seine Mitarbeiter haben ihr "sehr liebenswürdige Antworten" geschickt.
Die Schwedische Akademie hat es nach mehreren erfolglosen Versuchen aufgegeben, den US-Songwriter Bob Dylan zu kontaktieren, dem vergangenen Donnerstag der Nobelpreis für Literatur zuerkannt wurde. "Derzeit machen wir nichts. Ich habe angerufen und Mails an seinen engsten Mitarbeiter geschickt und sehr liebenswürdige Antworten erhalten. Vorerst reicht das", so Akademie-Chefin Sara Danius im Radio SR.
Dylan hat bisher keine Reaktion auf die Auszeichnung gezeigt. "Ich bin nicht im geringsten beunruhigt", kommentierte Danius. Sie gehe davon aus, dass er sich noch zu Wort melden werde.
Im Laufe seiner bisherigen Karriere hat Bob Dylan mehr als 35 Studioalben veröffentlicht. "Die Presse" stellt neun wichtige Platten vor. (c) APA/AFP/DPA/ISTVAN BAJZAT (ISTVAN BAJZAT)
1963 Das zweite Album des Musikers und das erste mit überwiegend Eigenkompositionen. Produziert von John Hammond war "The Freewhelin' Bob Dylan", noch dem Folk zuordenbar, der künstlerische und kommerzielle Durchbruch des Musikers. Es beginnt mit "Blowin' in the Wind", das bis heute wohl meistgespielte Lied Dylans Auf dem Cover ist Dylan mit seiner damaligen Muse Suze Rotolo, die 2011 starb, zu sehen. Bekannte Songs: "Blowin' in the Wind" "Don’t Think Twice, It’s All Right" "Masters of War" (c) Columbia Records
1965 Das Folk-Rock-Album wurde in Europa unter dem Titel "Subterranean Homesick Blues" veröffentlicht. Dylan wendete sich vom klassischen Folk ab und wurde auf dem Album von elektrisch verstärkten Instrumenten begleitet. Bekannte Songs: "Subterranean Homesick Blues" "Mr. Tambourine Man" "It’s Alright, Ma (I’m Only Bleeding)" "It’s All Over Now, Baby Blue" (c) Columbia Records
1965 Mit "Highway 61 Revisited" trieb Dylan den Wechsel von Folk auf Rock voran. Der Song "Like a Rolling Stone", den das Musikmagazin "Rolling Stone" zum besten Song der Musikgeschichte kürte, ist darauf zu hören. Der "Highway 61" des Titels führt von Dylans Geburtsstadt Duluth zu den wichtigen Bluesmetropolen des Südens St. Louis, Memphis oder New Orleans. Bekannte Songs: "Like a Rolling Stone" "Queen Jane Approximately" "Desolation Row" (c) Columbia Records
1966 Das Jahr 1966 war musikalisch ein gutes: Neben "Blonde on Blonde", dem ersten Doppel-Album des Rock, erschien auch "Revolver" von den Beatles, "Aftermath" von den Rolling Stones und "Pet Sounds" von den Beach Boys. Vom deutschen "Rolling Stone"-Magazin wurde Dylans Album zum besten der Musikgeschichte gekürt. Bekannte Songs: "Visions of Johanna" "I Want You" "Just Like a Woman" "Sad Eyed Lady of the Lowlands" (c) Columbia Records
1975 Nach einem Motorradunfall Ende Juli 1966 zog sich Dylan aus der Öffentlichkeit zurück, und lebte mit seiner Frau Sara und den gemeinsamen Kindern am Land. Musik veröffentlichte er weiterhin, aber erst "Blood on the Tracks" gereichte wieder zum Meisterwerk. Darauf verarbeitete er die Trennung von seiner Frau. Dylan selbst bezeichnete das Album als künstlerischen Wendepunkt. Bekannte Songs: "Tangled Up in Blue" "Simple Twist of Fate" "Shelter from the Storm" (c) Columbia Records
1976 Mit dem Eröffnungssong "Hurricane" machte er den Fall des inhaftierten afroamerikanischen Boxers Rubin Carter öffentlich, der in einem Indizienprozess zu dreifachem Mord verurteilt wurde. Neben politischen Einzelschicksalen besang Dylan mystisch-religiöse Themen. Bekannte Songs: "Oh, Sister" "Joey" "Sara" (c) Columbia Records
1997 Die Achtziger gelten nicht als Dylans fruchtbarste Zeit (trotz starker Songs wie "Most of the Time"), aber mit "Time Out of Mind" schloss der Musiker an frühere Erfolge an. Erstmals seit 1990 veröffentlichte er darauf wieder eigene Songs. Musikalisch lässt es sich dem Genre Americana zuordnen. Anspieltipps: "Love Sick" "Make You Feel My Love" "Highlands" (c) Columbia Records
2006 Dylans spätes Meisterwerk und sein erstes Album seit "Desire", das auf Platz eins der US-Charts kam. Darauf zelebriert er Blues, Jazz und Gospel. Anspieltipps: "Rollin' and Tumblin'" "Someday Baby" "Ain't Talkin'" (c) Columbia Records
2012 Ein weiteres spätes Meisterwerk, erschienen fünfzig Jahre nach seinem Debütalbum "Bob Dylan". In dem Titeltrack "Tempest" besingt er den Untergang der RMS Titanic. "Roll on John" ist eine Hommage an John Lennon. Das Cover ziert ein Motiv aus Wien: Die Statue am Fuße des Pallas-Athene-Brunnen verkörpert die Moldau. Anspieltipps: "Duquesne Whistle" "Tempest" "Roll on John" (c) Columbia Records
Die Laureaten sind jedes Jahr dazu eingeladen, am 10. Dezember in Stockholm die Nobelpreise bei einem Bankett aus den Händen des schwedischen Königs entgegenzunehmen. Ob Dylan plant daran teilzunehmen wird, weiß man in der Akademie noch nicht. "Wenn er nicht kommen will, kommt er nicht. Es wird auf jeden Fall ein großes Fest werden und die Auszeichnung gehört ihm."
Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Preisträger nicht nach Schweden reist, um sich die Auszeichnung abzuholen. Auch Harold Pinter, damals schon schwer an Krebs erkrankt, und Elfriede Jelinek nahmen die Reise nicht auf sich.
Dylan, mit bürgerlichem Namen Robert Allen Zimmerman, ist der erste Songwriter, der mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde.
Nobelpreis für Literatur: Den Sänger Bob Dylan als lyrischen Trickdieb zu sehen, wäre völlig verfehlt. Nicht nur in seiner „Geniephase“ fand er ganz eigene lyrische Erzählformen.
Sensation beim Literaturnobelpreis 2016: Der Songwriter Bob Dylan bekommt den Preis "für seine poetischen Neuschöpfungen". Er selbst wurde vorab nicht informiert.
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