In einer skurrilen Szenerie stolperte die SPÖ-Chefin am Sonntagabend um unangenehme Fragen herum. Und lächelte in einem sehr unpassenden Moment.
Es gibt viele Arten zu lächeln. Da wären das freudige, das erwartungsvolle, das gequälte, das trotzige, das schlicht kooperative oder das zynische, außerdem das nervöse Lächeln. Die mimische Ausdrucksform ist oft nicht ganz eindeutig. Das sollte man bedenken, wenn man überlegt, warum Pamela Rendi-Wagners Mundwinkel gestern just in jenem Moment nach oben wanderten, als sie nach den schlechten SPÖ-Ergebnissen der EU-Wahl gefragt wurde. Der erste Eindruck war zumindest seltsam.
Da stand die Parteichefin der SPÖ im Dunkeln, zugeschaltet zum „ZiB 2“-Interviewer Armin Wolf, und erklärte erst lange sehr ernst (wenn auch nicht nachvollziehbar), warum die SPÖ der gesamten Bundesregierung das Misstrauen aussprechen wird. Und während Wolf fragte, ob das ein Entlastungsangriff sei, weil „die SPÖ heute ihr schlechtestes Wahlergebnis je bei EU-Wahlen erzielte, überhaupt ihr schlechtestes bundesweites Wahlergebnis“, zeigte die SPÖ-Chefin ein breites Lächeln.
Die Akustik war offensichtlich auch nicht die beste, hatte sie die Frage vielleicht nicht wirklich verstanden? Wolf wies sie jedenfalls spitz zurecht, was die Situation noch skurriler machte: „Ich weiß jetzt ehrlich gesagt nicht genau, warum Sie lachen, das war Ihre erste Wahl als Bundesparteivorsitzende. Möglicherweise hätten Sie auch heute einfach Ihren Rücktritt anbieten sollen.“ Rendi-Wagner, das Mikrofon mit beiden Händen fest umklammernd, blieb freundlich und meinte, der Misstrauensantrag habe nichts mit dem Wahlergebnis zu tun.
Wolf wiederholte seine Frage: „Trotzdem, Sie haben dieses historisch schlechteste Wahlergebnis der SPÖ bei Bundeswahlen zu verantworten, ziehen Sie daraus keine Konsequenzen?“ Rendi-Wagner navigierte an der Frage vorbei und wirkte wenig überzeugt, als sie sagte, sie gehe davon aus, weiterhin Spitzenkandidatin bei der Neuwahl zu sein. Schließlich stolperte sie auch noch über die Frage, ob sie die FPÖ als Koalitionspartner der SPÖ weiter ausschließe. Zuerst kam ein uneindeutiges „Schritt für Schritt“ - bei der Nachfrage kehrte sie dann doch wieder zur Linie zurück, dass „diese FPÖ“ kein Koalitionspartner sei.
Weitgehend im Dunkeln
Irgendwann war es dann zu Ende, dieses Gespräch, das wahrscheinlich mehr Fragen aufwarf als beantwortete. Und das nicht nur ob der Fragen und Antworten wunderlich anmutete, sondern auch durch das Setting: Hinter Rendi-Wagner hatte sich eine kleine SPÖ-Truppe aufgebaut, die während des Interviews stoisch verharrte. Das Parteipräsidium stehe hinter ihr, sollte das wohl zeigen. Was aber visuell eindrücklicher war: Die Politiker in ihrem Rücken standen weitgehend im Dunkeln.
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