Nordkorea soll Sondergesandten für USA hingerichtet haben

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Machthaber Kim habe nach dem gescheiterten Gipfeltreffen von Hanoi gleich mehrere hochrangige Beamte ermorden lassen, darunter den für das Treffen verantwortlichen Diplomaten Kim Hyok-chol.

Nach dem ergebnislosen Gipfeltreffen von Hanoi hat Nordkorea einem südkoreanischen Zeitungsbericht zufolge seinen Sondergesandten für die USA hingerichtet. Kim Hyok-chol sei nach seiner Rückkehr im März am Mirim-Flughafen bei Pjöngjang erschossen worden, berichtete die Tageszeitung "Chosun Ilbo" am Freitag unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen.

Kim Hyok-chol hatte zusammen mit dem US-Gesandten Stephen Biegun das Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un vorbereitet. Neben Kim Hyok-chol seien vier weitere hochrangige Mitarbeiter des nordkoreanischen Außenministeriums nach einer "Untersuchung" hingerichtet worden. Ihnen sei Spionage für die USA vorgeworfen worden, hieß es unter Berufung auf eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Kim Yong-chol galt als enger Vertrauter des nordkoreanischen Machthabers. Er reiste mit ihm im gepanzerten Zug zu dem Gipfel in Vietnam.

Übersetzerin im Arbeitslager

Nach Angaben der Zeitung wurde zudem die Übersetzerin des nordkoreanischen Machthabers, Shin Hye-yong, nach dem Gipfel in ein Gefangenenlager geschickt. Sie habe ein neues Angebot Kims kurz vor dem Abbruch der Gespräche mit Trump nicht übersetzt. Auch der hochrangige Vertreter der kommunistischen Partei Nordkoreas, Kim Yong-chol, wurde der Zeitung zufolge in einem Arbeitslager eingesperrt. Er hatte als Gesandter in den Atomgesprächen mit US-Außenminister Mike Pompeo verhandelt.

Die USA wollen den Zeitungsbericht nun prüfen. Pompeo sagte bei seinem Berlin-Besuch vor Journalisten, Washington werde dem Bericht nachgehen. "Wir tun unser Bestes, um das zu überprüfen", sagte Pompeo. "Ich habe dem heute nichts mehr hinzuzufügen.“ Von offizieller Seite in Nordkorea lag zunächst keine Stellungnahme zu der Meldung über die Hinrichtungen vor. Das südkoreanische Ministerium für Wiedervereinigung wollte sich nicht dazu äußern. 

In der Vergangenheit hatten sich südkoreanische Berichte über Hinrichtungen in Nordkorea jedoch mitunter als falsch erwiesen. So hatte die "Chosun Ilbo" im Jahr 2013 berichtet, der Leiter des nordkoreanischen Symphonieorchesters sei wegen der Verbreitung von Pornografie erschossen worden. Dies stellte sich jedoch als falsch heraus.

Bei dem Gipfeltreffen in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi im Februar hatten Trump und Kim keine Einigung über Schritte zur atomaren Abrüstung Nordkoreas erzielt. Nordkorea hatte eine Aufhebung der Sanktionen gefordert, nach Angaben aus US-Regierungskreisen im Gegenzug aber nur angeboten, Teile der Atomanlage Yongbyon stillzulegen.

(APA/dpa)

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