Kredit-Affäre: Merkel hat "volles Vertrauen" in Wulff

Angela Merkel, Christian Wulff
Angela Merkel, Christian Wulff(c) AP (Matthias Schrader)
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Die Opposition sieht die Glaubwürdigkeit des deutschen Bundespräsidenten beschädigt, Deutschlands Kanzlerin Merkel gibt ihm weiter Rückendeckung.

Der deutsche Bundespräsident Christian Wulff hat bekommt in der Affäre um einen Privatkredit Rückendeckung von Bundeskanzlerin Angela Merkel bekommen. "Der Bundespräsident macht eine hervorragende Arbeit. Das, was im Raum steht, wird vom ihm persönlich aufgeklärt", sagte Merkel am Montag. Es sei "richtig und wichtig", dass das Staatsoberhaupt Einsicht in die Akten gewähre. "Ansonsten hat der Bundespräsident mein vollstes Vertrauen", betonte sie.

Wulff war in die Schlagzeilen geraten, da er im Jahr 2010 einen Privatkredit in der Höhe einer halben Million Euro von dem befreundeten Unternehmer Egon Geerkens erhalten haben soll. Auch soll er gemeinsam mit seiner Frau zahlreiche Urlaube in den Häusern befreundeter Unternehmerehepaare verbracht haben.

Die SPD übte unterdessen Kritik am Verhalten von Wulff.  "Bis auf ein paar schmale Worte des Bedauerns und einer Hinhaltetaktik, was die Wahrheit angeht, haben wir bisher von diesem Bundespräsidenten nichts gesehen", sagte SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles. Bei der Bewertung der Vorwürfe hielt sie sich aber zurück: Es sei vielleicht alles legal gewesen, was Wulff in seiner Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident gemacht habe.

Akteneinsicht

Seit Montag sind für Journalisten in einem Berliner Anwaltsbüro Unterlagen einzusehen, die Wulff entlasten sollen. Dabei handelt es sich unter anderem um den Vertrag vom 25. Oktober 2010 zwischen Edith Geerkens sowie Bettina und Christian Wulff über ein Darlehen von 500.000 Euro, das "ohne Verwendungszweck zur freien Verwendung gewährt" und Ende November 2008 ausgezahlt wurde. Darüber hinaus ist der Kaufvertrag vom 1. Oktober 2008 für das Haus des Ehepaars Wulff ausgelegt - Kaufpreis: 415.000 Euro.

Vor wenigen Tagen eingeholte Belege von Banken bestätigen zudem, dass Wulff per Dauerauftrag an Edith Geerkens bis Ende 2009 pro Monat 1666 Euro an Zinsen zahlte. Ein Überweisungsträger vom 27. März 2010 dokumentiert schließlich die Rückzahlung des Darlehens an Geerkens. Wulff hatte damals nach eigenen Angaben einen Kredit bei der BW Bank aufgenommen.

"Könnte auch für Kanzlerin kritisch werden"

Am Dienstag wird der Ältestenrat des niedersächsischen Landtages beraten, ob Wulff das Parlament im Jahr 2010 richtig informiert hatte. Damals hatte er auf eine Kleine Anfrage der Grünen schriftlich erklärt, er habe keine geschäftliche Kontakte mit dem Unternehmer Egon Geerkens unterhalten. Den Privatkredit von Geerkens Ehefrau Edith über 500.000 Euro hatte er nicht erwähnt, was Wulff vergangene Woche als Fehler bedauerte.

"Ob der Präsident zurücktreten muss, hängt von der weiteren Behandlung der bekannt gewordenen Vorfälle hab", sagte der Politikprofessor Everhard Holtmann von der Universität Halle zu Reuters. "Wenn es für Wulff kritisch werden sollte, dann ist dies auch ein Problem für die Bundeskanzlerin.

(Ag.)

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