Kritik an Dornauer: "Sexismus entsteht beim Sexisten"

Georg Dornauer - weiter in der Kritik.
Georg Dornauer - weiter in der Kritik. APA/EXPA/JAKOB GRUBER
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Dass Georg Dornauer nach einer sexistischen Bemerkung das Vertrauen seiner Partei erhalten habe, findet Frauenminister Juliane Bogner-Strauß hoch problematisch. Auch die Tiroler Grünen kritisieren den designierten SPÖ-Tirol-Chef.

Die Bestätigung des geschäftsführenden Tiroler SPÖ-Chefs Georg Dornauer durch den Landesparteivorstand trotz dessen sexistischer Bemerkung hat am Dienstag Kritik von ÖVP-Frauenministerin Juliane Bogner-Strauß nach sich gezogen. Dadurch sei die "Hemmschwelle für Sexismus massiv gesenkt" worden. Ferner ortete die ÖVP-Politikerin in der Aussage "Sexismus entsteht beim Empfänger" einen Versuch von Täter-Opfer-Umkehr. Dornauer hatte argumentiert, seine Aussage in Richtung einer Grünen-Landesrätin, er wolle sich diese "nicht in der Horizontalen vorstellen", sei ihm lediglich falsch ausgelegt worden. Er sagte, er nehme zur Kenntnis, dass "Sexismus beim Empfänger entsteht".

Daran zeige sich auch, "wie wenig Einsicht" bei Dornauer vorhanden sei, meinte Bogner-Strauß. Die Ministerin sieht nun SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner in der Verantwortung. Diese müsse ein "klares Signal für und nicht gegen Frauen" setzen und in der eigenen Landespartei durchgreifen: "Die SPÖ hat mit dieser Entscheidung bedauerlicher Weise eine großen Teil glaubwürdiger Frauenpolitik verspielt."

Rendi-Wagner hatte Dornauer im Vorfeld die traditionelle Teilhabe in den Bundesgremien versagt. Danach hatte sich die Bundes-SPÖ allerdings nicht mehr in die Debatte um Dornauer eingebracht, lediglich die SPÖ-Frauen hatten nach wie vor seinen Rücktritt gefordert.

"SPÖ hat ernsthaftes Glaubwürdigkeitsproblem"

Auch die Grünen haben in der Aussage Dornauers, wonach "Sexismus beim Empfänger entsteht", eine "klassische" Täter-Opfer-Umkehr geortet. "Sexismus entsteht beim Sexisten und bei niemandem sonst", betonte die grüne Tiroler Landtagsvizepräsidentin Stephanie Jicha am Dienstag.

"Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass in der Sozialdemokratie im Jahr 2018 eine solche Aussage Platz hat", meinte die grüne Gleichstellungssprecherin. Dornauer versuche die Verantwortung an die Empfänger abzuschieben, meinte Jicha: "Mit so einem Vorsitzenden hat die SPÖ ein ernsthaftes Glaubwürdigkeitsproblem." Denn wer sich zuerst geläutert zeige und dann direkt im Anschluss "erneut so danebengreift", könne es nicht ernst meinen.

(APA/Red.)

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