„Janus“ – oder der ganz normale Krimi-Wahnsinn

Janus ORF Alexander Pschill Franziska Weisz
Janus ORF Alexander Pschill Franziska Weisz(c) ORF (Huber Mican)
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Neue ORF-Serie. Nicht nur die Mörder, auch die Ermittler im TV sind zunehmend verhaltenskreativ. Zum Glück.

Killer sind jene Abweichung von der sozial verträglichen Norm, die die Zuschauer im Fernsehen besonders lieben. Der Krimi ist deshalb ein erfolgreiches Fiction-Format. Auch deshalb, weil der Mörder darin unweigerlich auf seinen Jäger trifft - und die Ermittlergilde das verstaubte Trenchcoat-mit-Hornbrille-Image abgelegt hat, um Platz zu schaffen für eigenwillige, wenn nicht gar gestörte Charaktere in ihren Reihen. Auch der ORF nimmt immer öfter Anleihe in den Lehrbüchern der Psychologie. Im neuen Siebenteiler „Janus" (dienstags, 21.05 Uhr, ORF eins) gibt es gleich mehrere Kandidaten, denen die eine oder andere Therapiesitzung nicht schaden würde, wobei die Grenze zwischen den Guten und den Bösen mäandert, was rasch die Frage aufwirft: Wem kann man da trauen? Was sich bewährt hat, will man das Publikum in Serie bei Laune halten.

Die beiden Jung-Autoren Sarah Wassermair und Jacob Groll haben viel in ihre Story hinein gepackt: Morde, Selbstmorde, falsche Verdächtigungen, die bis ins Privatleben des Ermittlers reichenden Machenschaften eines mysteriösen Pharmakonzerns - und überall kaputte Typen. Allen voran neben dem üblichen Verdächtigen (der Psycho von nebenan) den forensischen Psychologen Leo: Ein hypersensibler Ermittler, dessen introvertiertes Verhalten so auffällig ist wie die Tatsache, dass er sich zwar in die Köpfe von Mördern hinein versetzten kann, aber seiner psychisch labilen Frau hilflos gegenüber steht. Alexander Pschill gibt ihn mit weitgehend regloser Miene - und als demonstratives Gegenstück zur verhärmten und schlagkräftigen Polizistin Cara (sehr kantig: Franziska Weisz).

Leos Flashbacks - ein gewagtes Stilmittel, das dem Zuschauer seine Gedankengänge zur Lösung des Falles veranschaulichen soll - komplettieren das Bild: Hier sind alle irgendwie auffällig. Das ist zwar unrealistisch und dick aufgetragen - gehört aber in Krimi-Psycho-Serien wie dieser mittlerweile dazu. Und es bietet viele erzählerische Möglichkeiten: Die Bewohnern dieses Serien-Biotops sind somit einzigartig - kein Déjà-vu kam einem in den Sinn. Und das ist ein Glück.

E-Mails an: isabella.wallnoefer@diepresse.com

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