Gemeinsam mit Musikjournalistin Katharina Seidler gestaltet Nino Mandl das Popfest am Karlsplatz.
Das Popfest Wien wurde heuer wegen allzu beliebiger Programmierung vielfach – auch in der „Presse“– kritisiert. Die soeben bekannt gegebene Bestellung des Kuratoren-Duos für 2018 könnte, muss aber nicht als Reaktion auf diese Kritik gelesen werden. Auf den Ö3-Moderator Eberhard Forcher und die Musikerin Ana Threat folgen die Musikjournalistin Katharina Seidler und der Musiker Nino Mandl vulgo Nino aus Wien. Seidler arbeitet bei FM4, macht u. a. für die Sendung „Im Sumpf“, das intellektuelle Aushängeschild des Senders, die geistreiche Rubrik „Die Unordnung der Dinge“ über elektronische Musik. In der Stadtzeitung „Falter“ schreibt sie entsprechend die Kolumne „Katharinas Nachtwache“.
Den Nino aus Wien (der bestimmte Artikel gehört zum Künstlernamen) kann man ohne viel Übertreibung als die Seele der Wiener Popszene bezeichnen. Gemeinsam mit Ernst Molden hat er 2015 das Album „Unser Österreich“ herausgebracht, auf dem die beiden den viel geschmähten Austropop revidiert und quasi rehabilitiert haben. Er, selbst aus Transdanubien gebürtig, lässt viel wienerisches Lokalkolorit in seine Songs einfließen, so schildert er im „Praterlied“ sein Alltagsleben in der Leopoldstadt. In seinem jüngsten Album „Wach“ blickte er versonnen auf den „Summer of love“ (bzw. auf den ewigen Rückblick auf diesen) zurück: ein träges Meisterwerk. In einem älteren Song, „Urwerk“, sang er„ Der Taxifahrer formuliert alles besser“, das will man bezweifelt, der Nino aus Wien formuliert alles sehr gut – und er ist so authentisch, dass der Vergleich mit André Heller, den am Anfang seiner Karriere manche wagten, längst verschwunden ist.
So müde und introvertiert Nino Mandl auf der Bühne wirken kann, so kommunikativ ist er in der Wiener Szene. Man kann ihm und Katharina Seidler eine engagierte und originelle Auswahl zutrauen, das Programm wird dann im Frühling vorgestellt. Das neunte Popfest Wien findet von 26. bis 29. Juli 2018 am Karlsplatz statt, wie gewohnt bei freiem Eintritt.
(tk)
