Özil, die Doppelstaatsbürgerschaft und was die Färöer-Inseln damit zu tun haben

Reuters
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Wo, wenn nicht im Sport, darf man noch so richtig stolz auf die Nation sein? Doch auch dabei gibt es viele Fallstricke, was nicht nur Mesut Özil weiß.

Mesut Özil ist ein Zerrissener. Vor seinem Rücktritt aus dem deutschen Nationalteam erklärte er: „Ich habe zwei Herzen, das eine ist deutsch, das andere türkisch". Ähnlich geht es da vielen deutsch- und ladinischsprachigen Südtirolern, die unter italienischer Fahne sporteln. Dem Rodler Gerhard Plankensteiner wurden 2006 zum Beispiel zahlreiche Titelseiten gewidmet, als er auf die Frage, ob er bei einem Olympiasieg die Mameli-Hymne („Fratelli d'Italia ...") gesungen hätte, antwortete: "Ich kenne dieses Lied nicht." Was womöglich einfach daran lag, dass er keine Ahnung hatte, wer Hymnen-Autor Goffredo Mameli ist. Muss man auch nicht, wenn man fürs Rodeln bezahlt wird. Wie dem auch sei: Als Plankensteiner die Affäre um die Hymne beenden wollte und im Staatsfernsehen ebendiese anstimmte, wurde erst recht mit ihm Schlitten gefahren - diesmal in Südtirol. Dabei ist der Rodler gar nicht bis zur fünften Strophe der Mameli-Hymne gekommen, in der er dem österreichischen Adler die Federn hätte rupfen müssen. (>>> für Interessierte hier der Text).

Anlässlich der Diskussion um den Zweitpass für deutsch- und ladinischsprachige Südtiroler ist auch die Debatte um die Sportler wieder aufgeflammt. Was, wenn teuer in Italien ausgebildete Skifahrer plötzlich auf die Idee kommen, nach Österreich abzuhauen? Heißt es doch, dass dort Milch und Honig fließen. ("Die Österreicher haben Geld ohne Ende." (c) Peter Fill) Bei Italiens Olympischem Komitee schrillten jedenfalls die Alarmglocken und mehrere Südtiroler Sportler und -innen sahen sich veranlasst, sich in Medien als besonders "stolz", als besonders "italienisch" darzustellen. Niemals würden sie für Österreich antreten, versicherten sie. Wahrscheinlich haben sie nicht einmal Interesse daran, Bundespräsident Alexander Van der Bellen die Hand zu schütteln.

Alles gut also? Mitnichten. Denn so mancher Lokalpolitiker sah ob der inbrünstigen grün-weiß-roten Bekenntnisse schon die Autonomie in Gefahr, forderte gar einen "Sportboykott". Da verwundert es schon gar nicht mehr, dass als Ausweg aus dem ganzen Dilemma bei patriotisch gesinnten Südtiroler der Ruf nach einer eigenen "Nationalmannschaft" laut wird. Die Einwohner der Färöer-Inseln machen schließlich auch trotz dänischen Passes ihr eigenes Ding. Für einen Sieg und ein Unentschieden gegen Österreich hat es allemal gereicht.

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