Im Süddeutschland entspannt sich die Lage langsam, im Osten spitzt sie sich zu. Ungarn und die Slowakei bereiten sich fieberhaft auf die Flut vor.
Das Hochwasser in Mitteleuropa verlagert sich Richtung Osten und Norden und wird in den kommenden Tagen noch zahlreiche Landstriche überfluten. In Ostdeutschland hat sich die Lage schon am Dienstag dramatisch zugespitzt: Der sächsischen Hauptstadt Dresden droht eine ähnliche Katastrophe wie im Jahr 2002. Erste Stadtteile von Dresden mussten bereits evakuiert werden, wie die Lokalzeitung "DDN-Online" berichtet. Im Ortsteil Gohlis liefen am späten Vormittag die Dämme über, Hunderte mussten ihre Häuser verlassen, in vielen Haushalten fiel der Strom aus. Bilder zeigen, wie Helfer in der Altstadt von Dresden mobile Schutzwände errichten. Der Pegel der Elbe steigt von Stunde zu Stunde und näherte sich Dienstagnachmittag der Acht-Meter-Marke an. Behördenangaben zufolge könnte der Pegel neun Meter überschreiben. Ein erster Höhepunkt wird für die Nacht auf Mittwoch erwartet.
In den betroffenen ostdeutschen Gebieten gab es Evakuierungen, vielerorts blieben Schulen geschlossen, der Straßen- und Bahnverkehr waren gestört. Im Bundesland Sachsen-Anhalt musssten 6000 Meter Akten des Grundbucharchivs vor dem Hochwasser gerettet werden. Dazu werden auch 50 Häftlinge eingesetzt, die im offenen Vollzug sind. Dramatisch war die Situation am Dienstag auch im Ort Bitterfeld, in dem 10.000 Einwohner ihre Häuser räumen sollten.
Drei Tote in Baden-Württemberg
Im südwestlichen Bundesland Baden-Württemberg hat das Hochwasser jüngsten Informationen zufolge drei Todesopfer gefordert - darunter auch ein Feuerwehrmann. In Niedersachsen stellten sich die Behörden darauf ein, dass ein Rekord-Hochwasser in den kommenden Tagen die Pegelstände von 2002 an der Elbe übertreffen könnte.
Die schwer getroffene bayerische Stadt Passau erhielt am Dienstag Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die nicht in Gummistiefeln, sondern in Bergschuhen die Aufräumarbeiten zu sehen bekam (>>>zur Diashow). Sie sicherte den Opfern der Hochwasser-Katastrophe 100 Millionen Euro als Soforthilfe zu.
In der Nähe von Fischbeck ist der Elbe-Deich am Sonntag (9.6.) gebrochen. Der Ort ist überflutet. (c) EPA (PATRICK PLEUL)
Weitere Städte und Dörfer werden evakuiert, die Elbe ist zu einem unkontrollirbaren See angeschwollen. (c) EPA (PATRICK PLEUL)
Freiwillige Helfer treffen im Flutgebiet der Elbe ein. (c) REUTERS (TOBIAS SCHWARZ)
Die Straßen werden so gut es geht mit Sandsäcken gesichert. (c) REUTERS (TOBIAS SCHWARZ)
Gewaltige Wassermassen haben Süd- und Ostdeutschland überrollt. Sobald sich die Lage an einer Stelle entspannte, verschärfte sich die Situation andernorts. Im Bild: Die Überflutungen in Meissen an der Elbe. Reuters
In Magdeburg mussten Tausende Menschen ihre Häuser verlassen, da Dämme zu brechen drohten. Dieser Mann prüft den Wall vor seinem Haus. (c) REUTERS (Tobias Schwarz / Reuters)
In Löbnitz hat der Fluss Mulde eine Straße mit sich mitgerissen. Feuerwehrmänner begutachten den Schaden. EPA/JAN WOITAS
In Deggendorfs Vorort Fischerdorf hat die über die Ufer getretene Donau ein Kinderauto auf einen Zaun gespült. (c) REUTERS (WOLFGANG RATTAY)
Die Mühlhamer Schleife der Donau in der Nähe von Osterhofen in Bayern ist nicht mehr als Schleife, sondern als großer See erkennbar. . EPA/ARMIN WEIGEL
In Niederalteich in Bayern war die Bundeswehr im Einsatz, um einen Damm zu sichern und zu verstärken. REUTERS/Wolfgang Rattay
Niederalteich ist noch immer komplett überflutet. zudem sollen 250 Kühe im nahen Altholz ertrunken sein. REUTERS/Wolfgang Rattay
Ein Spielzeugauto hängt in einem Zaun in Fischerdorf, einem kleinen Vorort von Deggendorf. (c) REUTERS (Wolfgang Rattay / Reuters)
Dieses Auto ist eine Nummer teurer. Brandneu ist dieser Jaguar F-Type, doch das Hochwasser hat der Wert des Fahrzeugs stark gemindert. (c) REUTERS (Wolfgang Rattay / Reuters)
In der gefährdeten Region um Deggendorf und Straubing ging das Wasser am Donnerstag zwar stündlich um mehrere Zentimeter zurück. Die Gefahr, dass die durchgeweichten Dämme brechen, war aber weiter sehr hoch. EPA/MARIUS BECKER
Der vom Donauhochwasser teilweise überschwemmte Landkreis Deggendorf war nach der Teilsperrung der Autobahn 92 fast vollständig vom Umland abgeschnitten EPA/ARMIN WEIGEL
Bei Deggendorf ist ein Gebiet so groß wie der Tegernsee überflutet. Die Wassermassen der Donau waren zu viel für die Dämme. EPA/ARMIN WEIGEL
Autofahrer wurden in Deggendorf von der Sturzflut nach dem Dammbruch überrascht. REUTERS/Wolfgang Rattay
Überflutete Kleingartenanlage in Witzenhausen. EPA/Stefan Rampfel
Auch in der Gegend von Budapest ist die Flut noch nicht zu Ende. Arbeiter stapeln Sandsäcke bei einem Damm in Tahitotfalu nördlich der ungarischen Hauptstadt. (c) REUTERS (Bernadett Szabo / Reuters)
Nicht nur Einzelhäuser und kleinere Gehöfte waren betroffen, sondern ganze Ortschaften. . EPA/ARMIN WEIGEL
In der Region mussten nach dem Dammbruch schon am Dienstag rund 6000 Menschen ihre Häuser wegen des Hochwassers verlassen. EPA/ARMIN WEIGEL
In kleineren Orten spielten sich teils dramatische Szenen ab, da einige Bewohner die Dörfer nicht verlassen wollten, wie Robert Wondry, Sprecher der Wasserwacht, schilderte. Das Rote Kreuz setzte Boote ein, um die Menschen aus dem Hochwassergebiet zu holen. EPA/ARMIN WEIGEL
Die Autobahn A92 zwischen Deggendorf und München ist teilweise gesperrt. REUTERS/Michaela Rehle (
Hochwasser auch an der Elbe in Deutschland und in Tschechien: In Sachsen bereiteten Mittwoch früh die Einsatzkräfte angesichts der steigenden Wasserstände weitere Evakuierungen vor. In Dresden wurden Sandsäcke in Position gebracht. REUTERS/Thomas Peter
Mehr als 600 Menschen sollten vor den Wassermassen in Sicherheit gebracht werden. Außerdem sei in einigen Straßenzügen der Strom abgeschaltet worden. Helfer stehen rund um die Uhr im Einsatz - hier abgelichtet bei einer Pause vom Sandsack-Schupfen. REUTERS/Thomas Peter
Im stark hochwassergefährdeten Dresden erreichte die anschwellende Elbe am Donnerstag ihren Scheitelpunkt. Überall in der Stadt sind Sandsäcke verteilt. EPA/Arno Burgi
Im Industriegebiet von Übigau kurz vor Dresden ist die Elbe bereits über die Ufer getreten. EPA/MICHAEL KAPPELER
Die berühmte Semper-Oper in Dresden wird mit mobilen Hochwasserschutzwänden gesichert. EPA/MICHAEL KAPPELER
Der Aufbau der orangen Schutzwälle begann bereits am Dienstag. APA (dpa)
In Königsstein in Sachsen wurde die Altstadt bereits vollkommen von der Elbe überflutet. EPA/MICHAEL KAPPELER
Die Elbe kennt keine Grenzen - auch in Usti Nad Labem in Tschechien wurden Sandsäcke aufgeschlichtet, die Armee ist im Einsatz. EPA/FILIP SINGER
Landesweit mussten bereits mehr als 19.000 Menschen ihre Wohnungen und Häuser verlassen, wie die Feuerwehr mitteilte. Ganze Landstriche - wie hier in der Nähe von Litomerice - stehen unter Wasser. REUTERS/Petr Josek
Von Tschechien wurden auf der Elbe mehrere Gastanks und Container nach Sachsen mitgerissen. Es soll sich dabei aber nicht um Gefahrgut handeln. Die Behälter seien aus dem Hafen von Decin in Tschechien weggeschwemmt worden, teilte das Landratsamt in Pirna in Sachsen mit. Einer davon sei bereits gesichert. Die anderen Behälter trieben kurz vor Mittag im Raum Bad Schandau.Bild: Die Stadt Hrensko an der Grenze zu Deutschland. EPA/FILIP SINGER
Im Ortsteil Gohlis in Dresden liefen am Dienstag die Dämme über, es gibt Stromausfälle. Bilder zeigen, wie Helfer auch in der Altstadt mobile Schutzwände errichten. EPA/ARNO BURGI
In den betroffenen ostdeutschen Gebieten gab es Evakuierungen, vielerorts blieben Schulen geschlossen, der Straßen- und Bahnverkehr war gestört. EPA/MATTHIAS HIEKEL
Im Landkreis Leipzig wurden mehrere Deiche aufgegeben, die Helfer konzentrierten sich auf die Rettung von Menschen. Sie erwarteten in der Region noch höhere Wasserstände als bei der Flut vor elf Jahren. Im August 2002 war vor allem die Stadt Grimma betroffen, deren Zentrum seit Sonntag komplett abgeriegelt ist. EPA/JENS WOLF
Bayern war schon zuvor geflutet worden: Die Passauer leben an drei Flüssen und sind es gewohnt, immer wieder unter Wasser zu stehen. Doch ein Hochwasser wie dieses haben sie alle noch nicht erlebt. EPA/PETER KNEFFEL
Die Versorgungslage in der Stadt war am Montag dramatisch. Einsatzkräfte errichteten Ausgabestellen für Trinkwasser, die Menschen konnten sich dort mit Wasser versorgen. REUTERS/Wolfgang Rattay (
Nach der Reihe übertraf der Pegelstand der Donau am Montag historische Höchstmarken: die Flut von 2002, das Jahrhunderthochwasser von 1954 – und schließlich auch den historisch verbürgten Rekordstand von 12,22 Metern aus dem Jahr 1501. EPA/PETER KNEFFEL
Tausende Menschen wurden in Notunterkünfte evakuiert. Schulen blieben geschlossen, die Stromversorgung brach mancherorts zusammen. Entwarnung gab es erst am Dienstag - die Aufräumarbeiten konnten beginnen. EPA/ANDREAS GEBERT
Am schlimmsten getroffen habe das Hochwasser Geschäftsleute und Gastronomen direkt am Inn und an der Donau. "Dort steht das Wasser drei bis vier Meter hoch in den Lokalen", schilderte ein Passauer. EPA/ANDREAS GEBERT
Die deutsche Bundeswehr ist in Passau eingesetzt um den Schlamm von den Straßen zu bekommen. APA (dpa)
Neben den überschwemmten Gebieten in Bayern ist auch Sachsen schwer betroffen: In den Straßen von Königstein an der Elbe gibt es kein Durchkommen mehr - außer mit Booten oder einem Quad wie hier. APA (dpa)
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel machte sich per Hubschrauber-Flug ein Bild von den überfluteten Gebieten in Niedersachsen. APA (dpa)
Halb Europa säuft ab
"Jahrtausend-Hochwasser" in Passau
Passau erlebte am Montag die schlimmste Flut seit 500 Jahren. Manche Passauer sprechen bereits von einem "Jahrtausend-Hochwasser". An der Donau wurde am Montagabend mit 12,89 Metern der höchste Pegelstand erreicht. Nur 1501 gab es mit etwas mehr als 13 Metern einen noch höheren Stand. Am Dienstag entspannte sich die Lage langsam.
Während im Süden Oberbayerns die Menschen wieder in ihre Häuser zurückkehren konnten, wurde im Norden, im Landkreis Freising, Katastrophenalarm ausgelöst. Im Landkreis Deggendorf sind am Dienstag mehrere Donau-Dämme gebrochen. Tausende Einwohner mussten ihre Häuser verlassen. Einige Menschen mussten bereits aus den Fluten gerettet werden.
Ungarn ruft Notstand in Budapest und Györ aus
Auch in Ungarn hat sich die Lage am Dienstag zugespitzt: Premier Viktor Orban hat für Teile des Landes daher den Katastrophen-Notstand ausgerufen. Die Scheitelwelle des Hochwassers wird ab Mittwoch erwartet, am Wochenende dürfte sie Budapest erreichen. In mehreren Ortschaften entlang der Donau begannen die Behörden mit Vorbereitungen zur Aufstellung mobiler Schutzdämme. Der Notstand gilt für die westungarischen Bezirke Györ und Komarom sowie für Teile des Bezirks Pest und für die an der Donau gelegenen Stadtbezirke von Budapest.
Die Slowakei bereitet sich ebenfalls fieberhaft auf die nahende Donau-Flutwelle aus Österreich vor, die laut jüngsten Prognosen höher als befürchtet sein könnte und erst Donnerstagnachmittag, einen halben Tag später als angenommen, eintreffen soll. Gefährdet sind flussnahe Städte und Gemeinden in den Kreisen Bratislava, Nitra und Trnava bis zur Grenze mit Ungarn.
Hochwasser Dresden droht Fluten
Sieben Tote in Tschechien
Auch Tschechien kämpft gegen das schlimmste Hochwasser seit mehr als zehn Jahren. Sieben Menschen kamen ums Leben. Das Moldau-Hochwasser hat in Prag den Höchststand erreicht. Gegen sechs Uhr rauschten nach Behördenangaben 3210 Kubikmeter Wasser pro Sekunde den Fluss hinab - normal sind 150. Eine Frau wurde in einem Schlosspark bei Prag von einem umstürzenden Baum erschlagen.
Die Lage wurde am Dienstag weiter als sehr ernst beschrieben. Helfer brachten fast 2700 Menschen vor den Wassermassen in Sicherheit, die auch die Prager Altstadt bedrohten. Tausende Haushalte waren ohne Strom. In der Innenstadt stellte die U-Bahn zum ersten Mal seit 2002 den Betrieb ein. Zu einer Bedrohung für die historische Bausubstanz wird auch das steigende Grundwasser.
Flussabwärts war die Nervosität der Menschen groß. In Melnik am Zusammenfluss von Elbe und Moldau stehe das Wasser nur noch 60 Zentimeter unter der Deichkrone, wie das Tschechische Fernsehen berichtete. In der Industriestadt Usti (Aussig) ordneten die Behörden die Evakuierung von weiteren Wohngebieten mit rund 2000 Einwohnern an. Dort werde am Mittwoch ein Pegelstand erwartet, der nur einen knappen Meter unter dem des "Jahrhunderthochwassers" von 2002 liegen dürfte. In fast allen Regionen Tschechiens gilt seit Sonntag der Notstand.