Österreich besiegt Deutschland: "Sollten jetzt nicht durchdrehen"

Österreich feiert das 2:1 durch Alessandro Schöpf
Österreich feiert das 2:1 durch Alessandro Schöpf APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Für Franco Foda ist es der fünfte Sieg in Folge, für Österreich der erste Sieg über Deutschland seit 32 Jahren - trotzdem gibt sich die Fußball-National-Elf demütig. Und nimmt bereits Kurs auf den 10. Juni - und das Spiel gegen Brasilien.

Nach 32 Jahren Durststrecke ist es vollbracht: Österreichs Nationalteam gelang am Samstagabend ein Sieg über den amtierenden Fußballweltmeister Deutschland - in einem Freundschaftsspiel in Klagenfurt. 2 zu 1 lautete das Ergebnis, das es Teamchef Franco Foda äußert schwer machte, die Bodenhaftung beizubehalten: „Wir sollten jetzt nicht durchdrehen“, warnte der Deutsche nach dem siebenten ÖFB-Sieg in Serie. Zugleich räumte er – über das ganze Gesicht strahlend – ein: „Es ist ein schöner Moment.“ Aber: „Wir müssen bodenständig bleiben, demütig bleiben.“

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Denn: „Der Fußball ist schnelllebig.“ Ob er Sorge habe, dass die Spieler zu übermütig werden? Foda verneinte: „Die Jungs sind klar im Kopf." Der Fokus liege nun bereits auf den nächsten Aufgaben: In der im Herbst beginnenden Nations League und in der folgenden EM-Qualifikation erfolgreich zu sein. Und: Am Sonntag (10. Juni) gegen Brasilien (für die Brasilianer wird es ihr letztes Testspiel vor der WM in Russland) gut zu performen. 

"Spielerisch, läuferisch, taktisch – ein Wahnsinn"

„Es gibt schon Vertrauen, dass, wenn man wenig Fehler macht, wenn man als Mannschaft zusammenspielt, wenn man kompakt steht, auch gegen so eine Topmannschaft an einem Tag einiges möglich ist", meinte Foda. All diese Tugenden legte seine Mannschaft gegen Deutschland an den Tag - zumindest nach der Pause. „Die zweite Halbzeit war unglaublich. Was die Jungs spielerisch, läuferisch und taktisch gemacht haben, war Wahnsinn. Man sieht, wenn man Stress auf den Gegner ausübt, dass er dann auch Fehler macht."

 Teamchef Franco Foda
Teamchef Franco FodaAPA/EXPA/JOHANN GRODER

Sein Kapitän sah das ähnlich. „In der zweiten Halbzeit war es nah an einem Spiel, wie es ausschauen soll", sagte Julian Baumgartlinger. Die sonst so ballsicheren Deutschen so unter Druck setzen zu können, mache ihn stolz - und das in einer keineswegs einfachen Situation nach einem wegen Starkregens um fast 1:45 Stunden verzögerten Beginn.

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Als Belohnung gab es den ersten ÖFB-Sieg gegen Deutschland seit 1986. Dazu wurden die längste Siegesserie und der beste Teamchef-Start (5 Siege) der Verbandsgeschichte eingestellt - für Foda alles „Nebengeräusche". „Für mich ist wichtig, wie die Mannschaft Fußball spielt", betonte der 52-Jährige.

»"Historisch ist relativ. Wenn wir jetzt jedes Spiel gegen Deutschland gewinnen, ist es nicht mehr historisch." «

ÖFB-Kapitän Julian Baumgartlinger

Marko Arnautovic ergänzte: Zwar sei man noch nicht auf dem deutschen Fußballlevel, „aber wir sind auf einem guten Weg – wir sind am Reifen." Sollte es so weitergehen, „denke ich, werden die nächsten Turniere gut ausschauen für uns.“ Kleinreden lassen wollte sich Arnautovic den Sieg jedenfalls nicht: „Es gibt Leute, die sagen, Deutschland hat nicht mit der ersten Elf gespielt, die sagen, die Deutschen haben vielleicht nicht mit 100 Prozent gespielt, die wollen sich nicht verletzten. Aber es sind trotzdem die Deutschen", betonte Arnautovic. „Trotzdem sind Spieler am Platz gestanden, die Weltklasse-Niveau spielen."

Brasilien "wird nicht weniger anstrengend"

Am 10. Juni wartet nun mit Rekordweltmeister Brasilien in Wien der nächste Prüfstein. „Das wird nicht weniger anstrengend", meinte der ÖFB-Kapitän. Auf die Spieler warten nun drei freie Tage, ehe man sich ab Mittwoch in Bad Tatzmannsdorf auf Brasilien vorbereitet. „Dann wollen wir uns in Wien vor einem vollen Stadion auch noch einmal von der besten Seite präsentieren", sagte Foda. „Vielleicht können wir noch so eine Leistung abrufen."

(APA/Red.)

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Es war zwar nur ein Testspielsieg, doch der erste Erfolg gegen Deutschland seit 1986 - das sind 32 Jahre - sollte zu denken geben. Nicht die Verklärung der Vergangenheit ebnet den Weg in die Zukunft, sondern die Arbeit in der Gegenwart. Und Franco Foda trifft offenbar den richtigen Nerv der ÖFB-Spieler.

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