Samsung Galaxy S9+: Eine Kamera mit Telefon

Zwei Objektive und unterhalb endlich der Fingerabdrucksensor, damit man sich die Linsen nicht verschmiert.
Zwei Objektive und unterhalb endlich der Fingerabdrucksensor, damit man sich die Linsen nicht verschmiert.(c) Clemens Fabry
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Das Samsung Galaxy S9+ mag nicht der ganz große Sprung im Vergleich zum Vorgänger sein. Beeindruckend ist aber auf jeden Fall die Kamera mit einem optischen Zoom und Superzeitlupe.

Es ist nicht leicht für die Handyhersteller, Kunden zu animieren, ein neues Smartphone zu kaufen. Apple erlebt das gerade mit dem iPhone X: Nicht der hohe Preis ist laut einer Umfrage der Hauptgrund für den schwächelnden Absatz, sondern das Faktum, dass „mein Handy alles kann und gut funktioniert“.

Ähnlich geht es Samsung. Auch die Koreaner haben mit dem Galaxy S8 eine Stufe erreicht, die ziemlich nahe am idealen Handy ist. Was kann man noch wollen? Warum sollte man auf das neue S9 upgraden, das noch dazu äußerlich (von vorn) gleich aussieht?

Die Antwort ist, zumindest für das S9 Plus, einfach: die Kamera. Erstmals spendiert Samsung der S-Klasse eine Dual-Kamera (das Note 8 hat bereits eine). Neben der Hauptkamera mit dem gängigen Weitwinkel gibt es auch ein zweifaches Teleobjektiv. Nicht ein digitales, wie bei manchen Konkurrenzprodukten, sondern ein optisches. Beide Kameras haben eine Auflösung von zwölf Megapixel.


Beste Kamera. Zudem kommt das Weitwinkel-Objektiv mit einer besonders großen Blende (1,5). Ein Vorteil bei schlechten Lichtverhältnissen. Das bietet das Teleobjektiv zwar nicht (Fixblende 2,4), dafür bietet man einen „Live-Fokus“. Hinter dem verwirrenden Ausdruck verbirgt sich die Möglichkeit, Porträtaufnahmen mit unscharfem Hintergrund zu machen. Ein virtueller Schieberegler steuert dabei, wie unscharf der Hintergrund sein soll.

Das Samsung S9+ lieferte in unserem Test durchwegs beeindruckende Fotos mit feinen Details, geringem Rauschen und gutem Kontrastumfang. Die Kollegen von DxOMark haben die Bilder wissenschaftlich untersucht und kamen zu einem klaren Ergebnis: Das S9+ hat die derzeit beste Handykamera, knapp vor dem iPhone X, dem Google Pixel 2 und dem Huawei Mate 10 Pro. Für den Smartphone-User bedeutet all das, dass er die kleine Kompaktkamera im Urlaub endgültig zu Hause lassen kann (nicht die Vollformatkamera).

Neu ist auch eine Superzeitlupe – zwar nicht in Full-HD-Auflösung und auch nicht zeitlich unbegrenzt, wie bei manchen Mitbewerbern, dafür aber mit der unerreichten Bilderanzahl von 960 pro Sekunde. Das schafft das S9+ allerdings nur für 0,2 Sekunden, pausiert kurz, und kann dann wieder in Zeitlupe aufnehmen. Die Aufnahme wird von einer intelligenten Steuerung geregelt, die Bewegung in einem vorgegebenen Quadrat erkennt.

Außerdem wird das Super-Slo-Mo-Video automatisch mit passender Hintergrundmusik untermalt. Diese kann über die Einstellungen aber auch nach eigenen Vorlieben geändert werden. Aufpassen sollte man nur beim Hochladen des Videos, da es dort im Original, also ohne Musik abspeichert.

Weitere nette Spielereien: Eine Einstellung für Lebensmittel-Aufnahmen, eine Pro-Funktion, mit der man alle Einstellungen (Blende, Verschlusszeit, ISO) manuell steuern kann, und die Möglichkeit, Emojis von sich selbst zu erstellen. Lustig, wenn man's mag.

Und sonst? Was uns im Test ebenfalls beeindruckte: Der Akku. Bei unserem üblichen Smartphone sind wir schon froh, wenn wir am Abend noch ein klein wenig „Saft“ haben. Das S9+ schafft auch zwei Tage. Möglich macht das ein Akku mit 3500 mAh. Wer gern mit dem Handy Musik hört oder Filme schaut, wird sich über die Dolby-Atmos-Einstellung freuen, die im Test einen deutlich räumlicheren und satteren Ton lieferte.

Und auch eine Dummheit hat Samsung beseitigt: Der Fingerabdruckscanner auf der Rückseite ist nicht mehr neben dem Objektiv angebracht, sondern unterhalb. Man verschmiert sich also nicht mehr dauernd die Linse, wenn man das Handy entsperrt.

Das Galaxy S9+ ist derzeit mit 64 GB erhältlich, allerdings kann man den Speicher mit einer Micro-SD-Karte aufrüsten. Der Preis: ab 945 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2018)

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