Ölpreise schießen nach Angriff auf norwegischen Tanker in die Höhe

APA/AFP/IRIB TV/HO
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Die Ölpreise haben am Donnerstag nach einem Zwischenfall im Golf von Oman um mehr als vier Prozent angezogen.

Die Ölpreise sind am Donnerstag nach schweren Zwischenfällen mit Handelsschiffen von Reedereien aus Deutschland und Norwegen im Golf von Oman stark gestiegen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am führen Nachmittag bereits 62,60 US-Dollar. Das waren 2,62 Dollar oder 4,3 Prozent mehr als am Mittwoch.

Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg 4,2 Prozent auf 53,45 Dollar. Zeitweise waren die Ölpreise noch stärker gestiegen.

Die Spannungen in der ölreichen arabischen Golfregion bleiben groß. Die norwegische Seefahrtsbehörde bestätigte einen Angriff auf den Öltanker "Front Altair" im Golf von Oman. Die Reederei Frontline bestätigte hingegen in der norwegischen Zeitung "VG" nicht, dass die "Front Altair" angegriffen worden sei. Die Zwischenfälle folgen auf ähnliche Vorfälle vor wenigen Wochen. Seinerzeit wurde der Iran als Urheber verdächtigt, der dies jedoch bestritt. Zu den betroffenen Tankern hatten damals auch zwei Schiffe Saudi-Arabiens gehört, dem Erzfeind Irans.

Der Vorfall könnte die Spannungen zwischen den USA und seinen arabischen Verbündeten einerseits sowie Iran andererseits zusätzlich anfachen. "Die USA könnten den Iran oder mit dem Iran verbündete Milizen dafür verantwortlich machen", kommentierte Commerzbank-Fachmann Carsten Fritsch. Die USA befinden sich mit Iran im Streit wegen dessen Atomprogramm. Ein Abkommen zur Eindämmung des Programms hatten die USA vor gut einem Jahr gekündigt und Wirtschaftssanktionen verhängt.

Brisant für den Ölhandel ist der Ort der Zwischenfälle: Der Golf von Oman liegt in der Nähe der Meeresenge von Hormus, der die ölreiche persische Golfregion mit dem offenen Meer verbindet. Über diese Verbindung läuft ein erheblicher Teil des weltweiten Rohöltransports per Schiff. Iran hat mehrfach gedroht, die Straße von Hormus zu blockieren. Fachleute rechnen in diesem Fall mit starken Preissteigerungen.

OPEC-Prognose unverändert

Die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) erwartet für heuer weiterhin rund 99,9 Millionen Fass an täglichem weltweitem Öl-Bedarf, ähnlich wie in den Vormonaten. Das entspricht einem Anstieg um 1,14 Millionen Barrel pro Tag im Vergleich zu 2018. Hauptsächlich gehen die Verbrauchszuwächse von Asien, darunter Indien und China, aber auch den OECD-Staaten Amerikas aus, erklärte die OPEC am Donnerstag.

Rund sieben Achtel des Verbrauchszuwachses gegenüber 2018 gehen heuer von Nicht-OECD-Mitgliedsstaaten aus, nur rund ein Achtel von OECD-Ländern, heißt es im neuen Monatsbericht der Öl-Organisation von Juni. Voriges Jahr hatte der globale Ölbedarf mit plus 1,41 Millionen Barrel pro Tag (mb/d) etwas stärker zugelegt als für heuer erwartet.

Die beobachtete Verlangsamung der Weltwirtschaft im ersten Halbjahr 2019 stelle auch im zweiten Halbjahr eine Herausforderung dar - vor allem durch zunehmende Handelsstreitigkeiten -, wobei die Auswirkungen auf das Wachstum der Ölnachfrage ungewiss bleiben würden, so die OPEC.

Das Wachstum des Angebots der Nicht-OPEC-Mitglieder halte an - auf den bevorstehenden OPEC- und Nicht-OPEC-Ministertreffen würden diese Entwicklungen sorgfältig geprüft, um die weitere Marktstabilität zu gewährleisten, wird betont. Nach voraussichtlich rund 63,5 Millionen Barrel/Tag im zweiten Quartal dürften die Nicht-OPEC-Staaten ihre Produktion bis zum vierten Quartal auf 66,3 Mio. Fass täglich steigern, glaubt die OPEC.

Den größten Ölhunger haben traditionell die USA und China. Die Vereinigten Staaten dürften fast 21 Prozent des 2019 weltweit geförderten Erdöls verschlingen, so die OPEC. Den Bedarf Chinas schätzt sie auf gut 13 Prozent.

Im Mai dürfte die OPEC-Produktion gesunken sein - erstmals seit langem auf unter 30 Mio. Barrel/Tag, verweist die Organisation auf Sekundärquellen. Demnach dürften es in Summe etwa 29,9 mb/d gewesen sein, dabei führend wie üblich Saudi-Arabien mit knapp 9,7 mb/d, kaum weniger als die 9,8 mb/d des Monats davor. An zweiter Stelle wird der Irak mit etwa 4,6 bis 4,7 mb/d genannt vor den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) mit 3,1 mb/d.

Das krisengeschüttelte Venezuela kam nach direkten Angaben gegenüber dem OPEC-Sekretariat auf gut eine Million Fass täglich, nach Sekundärquellen auf 741.000 Barrel pro Tag. In Libyen, wo auch die OMV tätig ist, dürfte die Förderung weiter 1,17 mb/d betragen haben. Die gesamte Welt-Ölproduktion dürfte im Mai bei 98,26 mb/d gelegen sein, ebenso viel wie im April. Der OPEC-Anteil dürfte von 30,7 auf 30,4 Prozent zurückgegangen sein, so die OPEC.

(APA/dpa)

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