Eisenbahner streiken am Montag ab 12 Uhr – Westbahn will nicht mitmachen

(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
  • Drucken

Die Gewerkschaft will am Montag zwischen 12 und 14 Uhr streiken. Bei einem "substanziellen Angebot" sitze man aber schon binnen Stunden wieder am Verhandlungstisch. Die private Westbahn hat bereits abgewunken - sie plant, am Montag zwischen Wien und Salzburg regulär zu fahren.

Seit Donnerstag ist klar: Die Bahngewerkschafter machen nach acht erfolglosen Verhandlungsrunden ernst - am Montag soll es zwischen 12 und 14 Uhr österreichweit zu Warnstreiks im gesamten Eisenbahnsektor kommen. Weitere Verzögerungen nach 14 Uhr werden aber nicht ausgeschlossen. Vida-Gewerkschaftschef Roman Hebenstreit erklärte am Freitag im Ö1-Mittagsjournal, mit der Uhrzeit nehme man "besondere Rücksicht auf die Pendler". Das Verständnis bei den Fahrgästen für ihre Position in den Gehaltsverhandlungen sei groß. Diesen Rückhalt will die Gewerkschaft nicht verspielen.

Zuvor preschte die privat geführte Westbahn am Freitagvormittag vor: Sie will am Montag zwischen Wien und Salzburg unterwegs sein. "Wir gehen davon aus, dass wir am Montag fahren können", sagt Sprecherin Ines Volpert. Das Management und auch der Betriebsrat hätten den 400 Mitarbeitern keine Empfehlung ausgesprochen, an den Streikhandlungen teilzunehmen.

Woher das Unternehmen sicher sein will, dass sich seine Angestellten nicht dennoch dem Warnstreik anschließen? "Wir gehen davon aus, dass unsere Mitarbeiter keinen unmittelbaren Anlass zur Unzufriedenheit haben", sagt Volpert. Während sich die Verhandlungen über den neuen Kollektivvertrag für die 40.000 Eisenbahnmitarbeiter seit Juni in die Länge ziehen, ist die Westbahn wie die ÖBB und die meisten der rund 60 anderen Bahnunternehmen dem Vorschlag der Arbeitgeberseite gefolgt und hat die Löhne rückwirkend "freiwillig" angehoben - nicht wie andere Firmen ab 1. Oktober, sondern ab 1. Juli (ab dem Stichtag hätte der neue KV in Kraft treten sollen). Die Gewerkschaft Vida sprach in diesem Zusammenhang von einer "Alibi-Aktion" der Arbeitgeber.

Besorgte Pendler rufen an

Aber auch Westbahn-Kunden sind am Montag nicht vor Verspätungen gefeit, sagt Volpert. "Wenn Mitarbeiter der Infrastruktur streiken, wird das gesamte System stehen." Bei ihnen gingen viele Anrufe und Mails von Pendlern ein, die wissen wollen, ob und wann sie am Montag in die Arbeit kommen. Aber die Auswirkungen werde man wohl erst am Montag sehen.

Auch bei den ÖBB herrscht Ungewissheit. "Für uns ist es wichtig, die Auswirkungen für die Fahrgäste so gering wie möglich zu halten", sagt Sprecher Bernhard Rieder. Aber solange man noch keine Details habe, tue man sich schwer, die entsprechenden Maßnahmen zu setzen. "Wir appellieren ganz stark an die Verhandlungspartner, wieder an den Verhandlungstisch zu kommen", sagt Rieder. Eine Einigung sei mit gutem Willen noch vor Beginn des Warnstreiks möglich. Den ÖBB-Mitarbeitern werde man aber keine Empfehlung aussprechen, nicht am Streik teilzunehmen. Das sei eine Sache, die zwischen den Kollektivvertragspartnern gelöst werden müsse.

An sie appellierte am Freitag auch FPÖ-Verkehrsminister Norbert Hofer in einer Aussendung: Er bedaure die Entscheidung der Gewerkschaft zu streiken und ersuche sie, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Nachdem die ÖBB mit ihrem dreiprozentigen Lohnplus bereits in Vorleistung gegangen seien, müsse es möglich sein, "einen gemeinsamen österreichischen Weg zu finden und die Verhandlungen ohne Streik zu einem guten Ende zu bringen".

"Binnen ein paar Stunden wieder am Verhandlungstisch"

Vida-Chef Hebenstreit stellte im Ö1-Mittagsjournal postwendend klar: "Es kommt darauf an, wie sich unser Gegenüber bewegt. Wenn es ein substanzielles Angebot gibt, setzen wir uns binnen ein paar Stunden wieder an den Tisch." Aber die 2,7 Prozent, die bisher von der Arbeitgeberseite (auf das gesamte Jahr durchgerechnet) geboten wurden, lägen nur 15 Euro brutto über der Inflation. "Wo ist da die politische Ambition? Es geht um ein faires Angebot für die Beschäftigten", reagiert Hebenstreit auf Vorwürfe, dass der eigentliche Adressat des Warnstreik die türkis-blaue Regierung sei. Eigene konkrete Forderungen wollte Hebenstreit nicht über das Radio formulieren.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.